Mittwoch, 29. September 2010

Sankt Michel, salva nos!


Sankt Michael - Ohmenkapelle bei St. Märgen
Deckenfresko im Langschiff

Sankt Michel, der vor Gottes Thron
Hält mit den Engeln Wache,
Du bist der Deutschen Schutzpatron;
Entscheide unsre Sache!
Tu um dein Schwert, zäum' auf dein Roß
Und zeuch voran dem Heere!
Es gilt die deutsche Ehre!
Sankt Michel, salva nos!

Du zwangst den stolzen Satanas
Mit Ketten einst und Banden,
Mach' auch der Feinde Stolz und Haß,
Du starker Held, zu Schanden!
Uns schreckt kein Speer und kein Geschoß,
Nur vor den Bösen zagen,
Die falsche Treue tragen -
Sankt Michel, salva nos!

Du führst die Seelen himmelan,
Die zum Allvater wallen,
O sei auch unser Reisgespann,
Wenn wir am Blachfeld fallen!
Ein's, Herre, bitten wir dich bloß:
Führ' uns nicht eh' von hinnen,
Eh' wir den Sieg gewinnen!
Sankt Michel, salva nos!

(Ottokar Kernstock)

Montag, 27. September 2010

Familienwallfahrt zum hl. Bruder Klaus



Vom Himmel blickt ein heller Stern
auf unsere Berg und Tale,
der sendet Hilf und Trost uns gern
mit seinem Gnadenstrahle;
das ist der heilge Bruder Klaus,
den kennt und preist ein jedes Haus
im ganzen Schweizerlande.


Ich mag dieses Lied - und habe mit dem Heiligen, der darin besungen wird, doch so meine kleinen Schwierigkeiten. Als Außenstehender, Nichtschweizer. Der heilige Bruder Klaus ist für mich eine sonderbare Gestalt ... ein Familienvater, der Frau und Kinder verläßt und Einsiedler wird. So ein Genosse aus ferner Zeit, bei dem Otto Konformkatholik den Verdacht hegen könnte, der Heilige habe es mit den familiären Standespflichten wohl nicht ganz so genau genommen. Auch die Ikonographie tut wenig, um Sympathien zu wecken; selbst auf den sonst süßesten Bildern tritt Bruder Klaus dem Betrachter in einem fast schon erschreckenden Ernst entgegen: ausgezehrt, ausgemergelt ... da hilft keine Gloriole, kein Strahlenkranz. Vielleicht werde ich nie einen rechten Zugang zu diesem Heiligen finden, und vielleicht ist das ganz gut so. Heilige, die man gerne beschmust, laufen mitunter Gefahr, nicht wirklich ernst genommen zu werden. Heilige, die anecken, fordern Auseinandersetzung - mit ihrem Leben, mit ihrer Radikalität.


Mit Wundern kam er in die Welt,
ein Wunder war sein Leben,
als Leuchte ist er aufgestellt,
als Vorbild uns gegeben:
Allzeit zu Rat und Tat bereit,
ein Felsen der Gerechtigkeit,
ein Quell an guten Lehren.


Unter Leitung von Pater Martin Ramm machten sich einige Gläubige am gestrigen Sonntag zur Familienwallfahrt in den Kanton Obwalden auf. Erste Station war die Wallfahrtskirche Melchtal, wo um 11 Uhr ein Hochamt im außerordentlichen römischen Ritus gefeiert wurde.



Die Kirche beherbergt ein Gnadenbild, vor dem einst bereits der heilige Bruder Klaus betete ... "Im Melchtal, da thronet gar gütig und mild, Maria, die Mutter, im lieblichen Bild" singt das Wallfahrtslied.









Am Ende des Heiligen Messe spendete Pater Ramm den anwesenden Jungen und Mädchen den Kindersegen nach dem Rituale Romanum.


Das Wetter im Kanton Obwalden war besser als befürchtet, nur leicht nieselig - der Herbst hält spürbar Einzug.



Doch still im Herzen, für und für,
wuchs höher sein Verlangen:
Herr, nimm mich mir und gib mich dir,
nur dir will ich anhangen.
In Einsamkeit, mit Gott allein,
so klang's in seine Seel hinein,
so schied er von den Seinen.



Das Herz der Bruder-Klaus-Wallfahrt schlägt im Ranft, einem kleinen Tal. Hier ist bis heute die Kapelle mit angebauter Einsiedlerzelle zu sehen, in welcher der Heilige lebte - zwei kleine, niedrige Räume auf zwei Etagen, karg, ärmlich.





Den Abschluß der Wallfahrt bildete eine Sakramentsandacht mit Familienweihe in der Kirche von Sachseln, der Grablege des Heiligen.



Übrigens ... so sieht eine Sakramentsandacht aus der Perpektive des Organisten aus. Sage noch jemand, die Kirchenmusik würde das Heilige nicht (rück-) spiegeln.



O klarer Stern, so strahle du
auf unsren dunklen Wegen
uns deinen Himmelsfrieden zu
und bring uns Glück und Segen.
Im Wetter wild und Sturmgebraus
bewahr das liebe Schweizerhaus
in Gottes heilgem Frieden.



Die Kirche von Sachseln verfügt übrigens über eine wunderbare und vorbildlich restaurierte Orgel, ich schätze mal, daß dieses Instrument rund 150 Jahre alt ist. Zur Feier des erfüllten Tages gibt's daher ausnahmsweise auch ein Bild des Organisten:


Montag, 20. September 2010

Der Eidgenössische Dank-, Buß- und Bettag ...

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... wurde gestern - wie stets am dritten Sonntag im September - auch in St. Anton begangen, katholischerseits mit der Votivmesse zu Ehren der Heiligsten Dreifaltigkeit.




"Pflanzet Gottesfurcht, jeder vorerst in seinem eigenen Herzen, dann in seinem Haus und dadurch unter dem ganzen Volk. Gottesfurcht ist die Grundlage alles Glückes, durch sie bewahrten einst unsere Väter Zucht und Ordnung, durch sie wurden sie arbeitsam, zufrieden, freudig zu jeder Pflicht, durch sie waren sie stark in jeglicher Gefahr und getrost in der Stunde des Todes. Laßt uns ringen nach diesem köstlichen Gute und es wieder einheimisch machen bei uns" (aus dem Mandat des Rates der Stadt Bern zur Einsetzung des Dank-, Buß- und Bettages von 1832).


Könnte man sich 178 Jahre später auch hierzulande mal zu Herzen nehmen ...

Einladung zur Wallfahrt




Zum hl. Niklaus von der Flüe führt eine Familienwallfahrt, welche die Priesterbruderschaft St. Petrus am kommenden Sonntag, den 26. September (und damit ein Tag nach dem Fest des Heiligen), veranstaltet. Den Auftakt bildet eine feierliche Heilige Messe um 11 Uhr im außerordentlichen römischen Ritus in der Wallfahrtskirche Melchtal, deren Gnadenbild aus der Einsiedelei des Heiligen stammt. Danach ist ein Picknick (Selbstversorgung) und ein Gang in den Ranft, die Wirkungsstätte des hl. Bruders, geplant. Den Abschluß bildet eine Sakramentsandacht in der Kirche von Sachseln um 16 Uhr. Ich werde bei Messe und Andacht die Orgel schlagen ... vielleicht will sich das ein oder andere Mitglied der Blogozese sehen lassen ...?

Mittwoch, 15. September 2010

Vollopfer des eigenen Seins an das göttliche Leben - Sieben Schmerzen



"... Nicht mehr das blutige Todesopfer, sondern das Sterben des inneren Menschen wurde nun das Wesen des Opfers. Den klaren Ausdruck dieser Erkenntnis bildet Psalm 50: Der sündige König erkennt seine Schuld und ist bereit, Opfer dafür darzubringen: 
'Wenn du ein Opfer wolltest, ich würde es dir darbringen. An Brandopfern hast du kein Gefallen. Ein Opfer für Gott ist ein zerknirschtes Pneuma. Ein gedemütigtes und reines Herz wirst du nicht verschmähen' (Vers 18f.)
Hier stirbt der innerste, der eigentliche Mensch. Es ist kein leibliches, aber ein geistiges Opfer, ein pneumatisches Opfer. Und wenn es schon schwer ist, sein leibliches Leben zu opfern, so ist es doch viel schwerer, sein innerstes Wesen freiwillig aufzugeben, den mystischen Tod zu sterben, und doch kann das göttliche Leben sich an uns nicht verwirklichen, wenn nicht zuerst unser Eigensinn vernichtet ist. Jener äußere Tod hat also nur noch Sinn - auf dieser höheren Stufe -, wenn er Symbol des mystischen Todes ist. Dieser mystische Tod kann auch allein stehen (...). 


Vertreter des pneumatischen Opfers allein sind die Jungfrau-Mutter Maria, Johannes Evangelista, so viele Bekenner und Jungfrauen.


Es ist auffällig, daß die jungfräuliche Martyrin zunächst als Jungfrau verehrt wird. Es ist dies wohl ein Zeichen dafür, daß die Jungfräulichkeit ein so großes pneumatisches Opfer ist, daß selbst das Martyrium hier nicht so wichtig ist. In der Tat ist die echt verstandene Jungfräulichkeit ein pneumatisches Opfer. Denn der jungfräuliche Mensch, der nicht aus Scheu vor irdischen Opfern, nicht aus Mangel an Hingabe und Liebe die Ehe flieht, sondern gerade weil er ganz Opfer sein will - ganz von dem irdischen Leben getrennt und ganz dem göttlichen Leben geweiht -, ist ein pneumatisches Opfer, er ist schon der Welt getötet: 'Mit Christus bin ich ans Kreuz geschlagen' (Gal 2, 19). Seine irdische Existenz ist schon tot; er ist schon Sohn oder Tochter der Auferstehung (...).


Maria ist virgo virginum, ihre Mutterschaft hat ihre Jungfräulichkeit nicht gemindert, sondern geweiht. Wahre Jungfräulichkeit ist ja nicht Unberührtheit, Leerheit, Freiheit, sondern pneumatische Hingabe an das Göttliche, Vollopfer des eigenen Seins an das göttliche Leben" (Odo Casel OSB).

Montag, 13. September 2010

Nächsten(l/h)iebe statt Verständnisgrütze?




Die Nächstenliebe ist das immer so eine Sache ... Natürlich kann man sie in bestimmten Fällen sehr einfach üben, etwa bei Familie und Freund. Bekannte und Kollegen, die nicht zu den sympathischsten Zeitgenossen gehören, anständig zu behandeln, ihnen hin und wieder gar einen Gefallen erweisen, überfordert nur in seltenen Fällen. Auch "global" kann man Nächstenliebe wohlfeil praktizieren, vor allem, wenn der Misereor-Klingelbeutel herumgereicht wird, man überdies "fairen" Kaffee schluckt und die passende Schokolade schlotzt. In der Regel ist das alles kein Problem. Schwieriger wird's, wenn wir es mit Menschen zu tun haben, die uns eindeutig nicht gewogen sind und dies in Wort und Tat bestätigen. Aber auch da finden sich Wege.


Nächstenliebe wird für mich zum Minenfeld, wenn "die Armen" nicht in der dritten Welt oder irgendeinem Katastrophengebiet sitzen, sondern quasi vor der eigenen Haustür: Penner, Tippelbrüder, Sozialhilfe-Kandidaten. Da noch ein offenes Herz (und eine offene Geldbörse) zu haben, fällt mir zunehmen schwer. Dazu sind gewisse Erfahrungen zu ernüchternd ...


... etwa bei den drei Pennern, die sich neulich morgens um Acht an einem Kiosk mit Jägermeisterfläschchen eindeckten und gleich danach bei mir Kippen schnorren wollten. Die hätten sie sich auch gleich beim Kiosk besorgen können, notfalls unter Verzicht auf die Kräuterschnapsdröhnung.


... etwa bei herzerweichendem Jammer, man benötige dringend eine Fahrkarte in irgendein Umlandkaff, doch leider fehle es noch ein wenig am nötigen Kleingeld. Mehr als einmal habe ich die Erfahrung gemacht, daß das Interesse an Fahrkarten rasch gegen Null tendiert, sobald man anbietet, gemeinsam zum nächsten Automaten zu gehen und den fehlenden Betrag zu ergänzen.


... etwa dann, wenn mir wieder das Märlein vom bitteren Hunger aufgetischt wird, der sich schlagartig verflüchtigt, sobald man den Vorschlag unterbreitet, zwecks Ankauf belegter Brötchen die nächstliegende Bäckerei-Filiale anzusteuern.


Manchmal frage ich mich zudem, warum in meinem Stadtteil, der eine hohe Hartz-Quote hat, es immer die gleichen "bürgerlichen" Zeitgenossen sind, die neben dem Beruf auch noch soziales Engagement üben, derweil sich fast nie jemand von denen meldet, die den ganzen Tag rumhängen und Party machen, Lidl sei Dank. Klar, ich weiß, daß man vor lauter Depression den fett gefüllten Einkaufswagen nur bis zur eigenen Haustür schieben kann, Zurückbringen liegt da nicht mehr drin. 


Beim Feierabendbierchen bekomme ich es hin und wieder mit einem Arbeitslosen zu tun, der gerne "tankt" und seit geraumer Zeit obdachlos ist. Nennen wir ihn mal Walter. Walter mit der großen Klappe. Als er mir zum ersten Mal begegnet ist, habe ich ihn aus dem Kiosk geschmissen - nun gut, es war Ladenschluß, er hat genervt und dem Inhaber dieses etablissements (andernorts würde man genauer von "Trinkhalle" sprechen) fehlt es manchmal an Durchsetzungsvermögen. Wenn Walter danach auftauchte, ging er mir zumeist wieder auf den Keks, erst recht, seit er obdachlos geworden war. Schuld waren immer irgendwie irgendwelche anderen. Ich konnte und kann das nicht mehr hören! Und ich habe auch keine Lust, nach Feierabend mein Bier neben einem ungepflegten Stinkmorchel, der mit die Ohren ablabert, durch die Kehle zu jagen. Trotzdem ist mir Walters Los nicht egal, denn einerseits traue ich dem Mann ein gewisses Potential zu, aus der Gosse heraus zu kommen, und andererseits mag das Leben auf der Parkbank im Sommer noch halbwegs angenehm sein ... im Winter sieht die Sache anders aus, aber manch einer macht selbst bei Eiseskälte lieber Platte, ehe er sich der Hausordnung einer städtischen Notunterkunft unterwirft (wobei das einzige, was an diesen Hausordnungen in der Regel wahrscheinlich konsequent durchgesetzt wird, die Öffnungszeiten sind).


Was nun tun mit Walter? Neulich habe ich mich für die radikale Methode entschieden. Sprich: Ich habe ihn nach Strich und Faden fertig und zur Sau gemacht, sooft er mir seither über den Weg lief. Ich habe ihm gesagt, er solle endlich seinen A.... hochkriegen. Ich habe ihm einen Papierfetzen um die Ohren gehauen, den er als "Bewerbung" rausgeschickt hatte. Ich habe ihm eingebleut, er solle drei Bier weniger saufen und sich statt dessen einen Fünf-Euro-Haarschnitt gönnen. Ich habe ihm aber auch - wiederum unter fiesesten Beleidigungen - Dreifuchzig Euro angeboten: Für Rasierschaum (99 Cent), Duschgel (99 Cent) und Einweg-Rasierklingen (1,49 Euro). Offenkundig bin ich ihm so sehr auf die Pelle gerückt, daß er dieses Angebot nicht mehr anzunehmen wagte. Freilich scheint er bei der Caritas-Anlaufstelle für Obdachlose aufgekreuzt zu sein, die ich ihm empfohlen hatte, weil man dort auch Wäsche bzw. sich selbst waschen kann.


Und siehe da ... als er mir zuletzt begegnete, war er plötzlich rasiert und gewaschen. Und er würde eine Unterkunft bekommen und irgendeine Art Zwei-Euro-Job. Was dran ist, wird sich zeigen müssen. Ich traue der Sache noch nicht recht. Wenn er demnächst wieder als Penner aufkreuzt, werde ich ihn wieder fertig machen.


Der bisherige Lauf der Dinge legt jedenfalls den Verdacht nahe, daß hier anstelle von Einfühlungs- und Verständnisgrütze eine rabiate Tour die womöglich bessere Variante der Nächsten(l/h)iebe darstellt. Vielleicht werde ich das auch bei anderen Fällen künftig anwenden.

Donnerstag, 9. September 2010

Brennende Bibel




Bis zu einem gewissen Punkt kann ich zwar diese verrückten US-Evangelikalen, die am 11. September eine Ladung Koran-Ausgaben abfackeln wollen, verstehen. Angesichts diverser Kriegs- und Freudentänze in der islamischen Welt kochen womöglich ein paar alttestamentarische "Faustregeln" (Auge um Auge, Zahn um Zahn etc.) hoch. Aber letztlich ist die Aktion ebenso wenig souverän wie sinn- oder geschmackvoll. 

Geschissen dabei auf jene Hitzköpfe, die danach wieder mit ihren Kalaschnikows in die Luft ballern, ein paar Fahnen ver- und Kirchen abbrennen oder Christen umnieten werden; auf deren Gefühlslage Rücksicht zu nehmen habe ich schlicht keinen Bock. Hier gilt Rücksicht nur, insofern diese durchgeknallte Scheiterhaufen-Aktion wieder den Mob ins Rollen und viele Menschen in Gefahr bringen wird.

Der Koran ist für mich ein Stück Literatur, aber keineswegs ein heiliges Buch. Doch ich respektiere, daß ihn andere Menschen als heilig erachten. Und ich respektiere, wenn das Bild eines brennenden Korans gläubige Muslime betroffen macht, traurig und bedrückt. Ähnlich würde ich mich fühlen, wenn mit bissig-demonstrativer Absicht Bibeln verbrannt würden.

Übrigens ... wie man eine Bibel verbrennt, hat der mit Gebührenzwang finanzierte Hessische Rundfunk bereits vor drei Jahren vorgeführt. So gesehen kann ich die Abneigung diverser Muslime der westlichen Welt gegenüber bis zu einem gewissen Punkt verstehen.

... ein Gebet ...




Mein Herr und mein Gott,
ich glaube an Dich.
Ich bete Dich an.
Ich hoffe auf Dich.
Ich liebe Dich.

Ich bitte Dich um Verzeihung für alle jene,
die nicht an Dich glauben,
die Dich nicht anbeten,
die nicht auf Dich hoffen,
die Dich nicht lieben.

Mein Herr und mein Gott,
hilf Du meinem Unglauben und
laß mich heute in und aus Deiner Gegenwart leben.
Stärke meine Hoffnung und
vollende in mir die Liebe zu Dir und zu meinen Mitmenschen.

Amen.

Sonntag, 5. September 2010

Propaganda vom Bosporus

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Vielleicht sollten unsere Politiker (vor allem die in der ersten Reihe) ihre Energie weniger in Empörungsorgien über Thilo Sarrazin und dessen Buch investieren, sondern bei Herrn Erdogan und dessen in Deutschland höchst rühriger Vorfeldorganisation Milli Görüs mal genauer hinsehen (Milli Görüs heißt übrigens "Nationale Sicht", wird vom Verfassungsschutz beobachtet und war auch mal für diesen unsäglichen Islam-Gipfel im Kanzleramt eingeplant). 


Kürzlich lud die Regierung Erdogan türkischstämmige Politiker aller Herren Länder zu einem Kongress. Die Kulisse für Erdogans Rede: Eine Weltkarte, über die sich ein roter Baum samt türkischem Halbmond ausbreitete. Und in der Rede selbst fielen Worte wie:


"Wir sind nun die Weltmacht Türkei. Das sollte jeder wissen. Die Türkei ist kein Land mehr, dessen Tagesordnung von außen bestimmt wird, sondern ein Land, das in der Welt die Tagesordnung bestimmt".


Damit war beispielsweise auch die Aufforderung verbunden, die europäische Kultur mit der türkischen zu impfen. 


Deutsche Politiker türkischer Herkunft waren eingeladen. Der Grünen Ekin Deligöz kann man immerhin anrechnen, daß sie die Einladung ausgeschlagen hat. Als Redner trat übrigens auch ein "deutscher" Milli Görüs-Vertreter in Erdogans "impfkundlicher" Veranstaltung auf. Könnte man da etwa ahnen, woher der Wind bei diesem Club weht ...?


Nur zur Erinnerung: Das ist derselbe Erdogan, der 1998 aus einem religiösen Gedicht zitierte: "Die Demokratie ist nur der Zug, auf den wir aufsteigen, bis wir am Ziel sind. Die Moscheen sind unsere Kasernen, die Minarette unsere Bajonette, die Kuppeln unsere Helme und die Gläubigen unsere Soldaten".Und der vor zwei Jahren die Assimilation türkischer Einwanderer in Deutschland zum "Verbrechen gegen die Menschlichkeit" deklarierte. 


Einen Bericht dazu brachte der BR.

Jetzt wird scharf geschossen! Rhetorisch zumindest ...

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In Causa Sarrazin: 
Angesichts des zunehmenden Verfalls der politischen Kultur in der Bundesrepublik Deutschland, 
angesichts der Tatsache, daß für gewisse Politiker Demokratie nur mit Denkverboten vorstellbar ist,
angesichts eines unseligen Konglomerates aus Schweigespirale und veröffentlichter Meinung, für das die "vierte Gewalt" mit ihren gleichgeschalteten Redaktionsbütteln verantwortlich zeichnet,
angesichts der Tatsache, daß wir glauben sollen, die Bundesbank setzte Herrn Sarrazin völlig unabhängig und ohne "Anregungen" aus höheren Etagen vor die Tür,
angesichts der Tatsache, daß charakterlumpige Politiker im Blick auf potentiell davontrabendes Stimmviehs plötzlich doch das ein oder andere Verständnis für Sarrazins Thesen aufbringen, nachdem sie das Buch zuvor in Grund und Boden verdammt haben und
angesichts der Tatsache, daß gewiß und weiterhin alles und alle nach Möglichkeit unter die Fuchtel der politischen Korrektheit gezwungen werden soll,
angesichts all dessen weise ich darauf hin, daß es sich bei der folgenden Darstellung um ein reines Symbolbild handelt, daß nicht zur Gewalt und nicht zu Umsturz aufrufen soll, aber zumindest Gefühlszustände illustriert. Für alles weitere gilt Römer 13, 11-14.




Übrigens haben wir mit dem Grundgesetz die beste Verfassung, die Deutschland jemals hatte. Leider wird sie Tag um Tag mehr mit Füßen getreten. 

Samstag, 4. September 2010

Wer kämpft, kann verlieren



Mein Verhältnis zum NGL ist nicht das Allerbeste, aber es gibt einige Elaborate, die ich schätze. Beispielswegen folgendes Lied:


Meine engen Grenzen, meine kurze Sicht bringe ich vor Dich.
Wandle sie in Weite: Herr, erbarme Dich!


In der Blogozese bricht sich - von Zeit zu Zeit - immer wieder mal ein wenig Verdruß an der Kirche die Bahn, jüngst etwa hier bei Ulrich. Das Menschliche, Allzumenschliche, welches die Kirche "auszeichnet", verdrießt zuweilen auch mich. So bekomme ich meistens zumindest das innere Kotzen, wenn sich Robbie samt seinem onkelhaften Plauderton zu Wort meldet, selbst wenn er dabei, kommt ja vor, katechismuskonform bleibt. Oder wenn vom Pfarrer bis zum Pastoralassi dauernd von Liebe, Achtsamkeit, Mitmenschlichkeit, Verstehen rumgesäuselt wird, von diesem ganzen appellativen Schweinkram eben, den die Wirklichkeit allzu häufig als Worthülse denunziert. Anspruch und Wirklichkeit klaffen in der Kirche gerne auseinander. Und warum den Balken bei den anderen suchen? Eigentlich reicht es schon, sich selbst im Spiegel anzuschauen, und man kann recht rasch die Nase voll haben. Ihr sollte meine Zeugen sein? Gott bewahre!


Zum Glück, und dies kann man sich meines Ermessens nie genug vergegenwärtigen, sind nicht nur wir Kirche, weder Robbie, noch der kirchensteuersatte Sülzpfaff, noch die lohnabrechnungserlöste business-as-usual-Pastoral, weder du noch ich.
Kirche, das sind (auch) die anderen: die Heiligen, die Chöre der Engel, die Seelen in der Läuterung. Kirche, das ist der mystische Leib unseres Herrn. Wir hingegen sind "nur" die sogenannte "streitende" Kirche, für die Churchills Satz gilt: "Wer kämpft, kann verlieren. Wer nicht kämpft, hat schon verloren". Das punktuelle oder dauerhafte Scheitern gehört jedenfalls dazu. Oder um es mit einem anderen Briten, es soll Oscar Wilde gewesen sein, zu sagen: Die katholische Kirche gefalle ihm besser als die anglikanische, denn diese kenne nur ehrenwerte Persönlichkeiten, jene aber Heilige und Sünder.


Ich habe zu diesem Beitrag ein Bild aus der Beuroner Abteikirche gewählt, es dürfte die Apotheose des hl. Martin zeigen. Für mich zeigt es noch etwas anderes: Daß wir immer wieder den Blick entgrenzen müssen, hinaus über die grauen Kirchenmauern, in denen bei aller hübscher Dekoration auch viel Dreck verbaut wurde und verbaut wird. Vielleicht sehen wir dann den Himmel offen ...



Meine engen Grenzen, meine kurze Sicht bringe ich vor Dich.
Wandle sie in Weite, Herr, erbarme Dich!

G'schlampertes mit G'schmäckle

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„In Europa ist es eher kein sozialer Aufstieg, wenn man in einen Orden eintritt" ... plauderte Guardian Pater Helmuth einem Journalisten der Presse in die Feder. Für mich hat der Satz ein G'schmäckle. Klingt da nicht die Unterstellung mit, daß in der zweiten und dritten Welt Klostereintritte vor allem sozial bedingt sein könnten? Motto: Paras mihi mensam * spectantibus adversariis meis (und der Hunger kann ein großer Feind des Menschen sein ...).


Das im-Hause-des-Herrn-für-alle-Zeit-wohnen-dürfen dürfte für Pater Helmuth allemal ein G'schmäckle haben, schließlich ist Ried das vierte Kapuzinerkloster, in welches es den Geistlichen verschlagen hat und das nun aufgehoben wird. Schon wieder Umziehen ...


Apropos "Umziehen" ... Womöglich sollte Pater Helmuth anstelle blauer Pullis wieder einmal seinen Habit tragen, selbst wenn das ein "G'schlampert" ist. Solches wäre immerhin ohne dieses G'schmäckle altbackener Konzilsgeistigkeit.


Ein G'schmäckle hat's auch, daß die Franziskaner von der Immakulata des Kloster nicht übernehmen dürfen. Die feiern ja, horribile dictu, die falsche Messe.