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Donnerstag, 22. Dezember 2011

Chorgebet live

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Ein neues Angebot der Abtei Le Barroux.

Montag, 22. August 2011

Hilfestellung zum Diurnale Romanum

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Wer des Stundengebet (oder Teile davon) gerne mit dem neu erschienenen Diurnale Romanum beten möchte, aber noch keinen rechten Überblick über die Regeln und Rubriken gewinnen konnte, dem will ein neuer blog helfen:
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... wird in der nächsten Zeit versuchen, anhand eines Kalenders aufzuschlüsseln, wo was für welchen Tag und welche Hore zu finden ist. Ferner sind Beiträge geplant, die einen auf praktischer Erfahrung beruhenden einfachen Zugang vermitteln wollen - der Kalender soll damit auf Dauer überflüssig werden. Nicht zuletzt sollen einige geistliche Texte das Gebet der Tageszeiten befruchten.

Dienstag, 21. Juni 2011

Porno, Priester, Katzensteckbriefe und ein Hymnus

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Manchmal ist es interessant, einen Blick hinter die Kulissen dieser Seite zu werfen. Der Besucherzähler und blogeigene Funktionen erlauben bekanntlich, den über Suchmaschinen erzeugten Besucherstrom (na ja, eher ein Rinnsal) in den Blick zu fassen. Was sucht jemand und landet darob auf dieser Seite? Porno, Priester und Katzensteckbriefe zum Beispiel. Sehr aufschlußreich. Womöglich sollte ich diese Themenfelder ausbauen. Vielleicht fange ich gleich morgen damit an und bringe zum Auftakt irgendwas mit Porno (heute schickt sich das nicht, des heiligen Aloysius und dessen Festes wegen und so) ...? 
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Abseits solcher Themen wird derzeit auch deutlich, daß ein eucharistisches Hochfest ins Haus steht, denn halbwegs auffallend taucht Sacriis solemnis in den Suchanfragen auf, dieser wunderbare Hymnus zur Mette des Fronleichnamstages. Ähnlich häufig wird nach diesem Text resp. einer Übersetzung übrigens im Vorfeld des Osterfestes (des Gründonnerstags?) gefahndet. Hier gehts also nochmals zur deutschen Nachdichtung, die ich bereits früher eingestellt hatte. Weiland schrieb ich, nicht mehr zu wissen, wer für diese Reime verantwortlich zeichnete; zwischenzeitlich raunt irgendeine Stimme von den hinteren Plätzen meiner Erinnerung, daß es sich beim Dolmetsch um Erich Przywara SJ handeln könnte.
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Eine deutsche Fassung sollte übrigens auch im Stundenbuch zu finden sein, wobei die Liturgia horarum im Officium lectionis gegenüber dem Breviarium Romanum eine Strophe unterschlägt. Was die deutschen Bischöfe zur Lesehore nun genau in das Stundenbuch haben drucken lassen, entzieht sich jedoch meiner Kenntnis.

Samstag, 29. Mai 2010

Dreieinigkeit

 

" ... Es ist ein Geheimnis, das allen Sinn übersteigt; und die Gefahr, an ihm Ärgernis zu nehmen, ist groß. Ich will aber keinen Gott, der sich den Maßen meines Denkens fügt und nach meinem Bilde gebildet ist. Ich will den wirklichen, und weiß, daß Er meine Gedanken sprengen muß. So glaube ich denn, Lebendiger Gott, an Dein Geheimnis ... Ich glaube, o Gott, an Dein dreieiniges Leben ..." (Romano Guardini).


Und jetzt wird wieder getauscht ... Band eins wandert ins Regal, Band zwei möge mich bis zum Advent begleiten und meiner geistlichen Trägheit gelegentlich aufhelfen ...

Donnerstag, 13. Mai 2010

Holzweg Konzil

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Die Breitseite, die ich gestern auf das letzte Konzil geballert habe, hat bei Magdi von Maria - Mutter, Friedenshort Widerspruch hervorgerufen. Vorab: Ich bin Magdi für diese kritische Wortmeldung sehr dankbar - nicht zuletzt, weil es meines Ermessens ohnehin interessant wäre, in der Blogozöse eine Diskussion über das Zweite Vatikanische Konzil loszutreten. Auf Magdis Fragen wollte ich zuerst in einem Folgekommentar antworten; jetzt mache ich lieber einen Blogeintrag daraus und erlaube mir, Magdis Einwände zu zitieren.

Wenn ich dich richtig verstehe, hättest du gern die Entwicklungen des Konzils alle rückgängig gemacht, die Formen der vorkonziliaren Liturgie wieder zurück und überhaupt die Hinwendung zur Welt?
Gute Frage. Die Welt ist nie schwarz und weiß. Natürlich kam es durch das Konzil zu Entwicklungen, die auch ich begrüße, etwa die Entkrampfung im Verhältnis zum Judentum. Werfe ich allerdings einen Blick auf die durch das Konzil in unseren Breiten (ich meine damit im weitesten Sinn die westliche Welt) initialisierten Entwicklungen, die nicht zu einem "neuen Pfingsten", sondern zu einer haarsträubenden Säkularisierung kirchlicher Strukturen und zu einer Verwässerung der Glaubenssubstanz geführt haben, dann muß ich sagen, daß ich die meisten Entwicklungen des Konzils tatsächlich lieber rückgängig gemacht sähe (was en gros illusorisch ist).

Gerade auch auf dem Gebiet der Liturgie! Der haarsträbende, mitunter hochnotpeinliche Subjektivismus, der auf diesem Gebiet allzu oft in den Kirchen zu erleben ist, entspringt konsequent einer "Liturgiereform", die, sei es im Meßbuch, sei es im Stundengebet, das Ordinarium wie das Proprium in Form von Bastelbögen präsentiert: Wähle das oder das oder das und halte ein einführendes / kommentierendes / erklärendes Blabla dazu. Das zugrunde liegende Konzilsdokument Sacrosanctum Concilium lieferte die passenden Gummiparagraphen und Paul VI. segnete den ganzen Mist auch noch ab. Meine klare Ansage: Dann lieber zurück zu den vorkonziliaren Formen (woran man en detail arbeiten kann).

Sicher, sie sind nicht immer auf Anhieb verständlich. Also gilt es, die Menschen zur Liturgie emporzuführen, anstatt die Liturgie zu den Menschen herunterzuzerren, zumal die Menschen, wie es mir scheint, mit dem Absenken des Niveaus zunehmend auch weniger liturgiefähig geworden sind.

"Die Hinwendung zur Welt"? Die Kirche hat sich stets der Welt zugewandt, um ihr Christus zu verkünden. Eine andere Hinwendung ist, streng genommen, nicht nötig. Natürlich ist es nett, das Gute in der Welt auch anerkennen zu wollen und ihr auf die Schulter zu klopfen. Aber wo sich "Hinwendung zur Welt" in solcher Sozialkosmetik erschöpft und die Verkündigung des Reiches Gottes faktisch auf der Strecke bleibt, da sollte man auf die schmusige Welthinwenderei lieber verzichten und sich auf das konzentrieren, was allein notwendig ist: Das Wort zu verkündigen, es sei gelegen oder ungelegen. Im letzteren Fall bekommen viele unserer Bischöfe und Priester aber kaum mehr das Maul auf.

Aber ist eine "Verheutigung" des Glaubens und seiner Verkündigung nicht der einzige Weg, den Menschen das Evangelium, die Frohe Botschaft zu verkünden?  
Der Glaube muß überhaupt nicht verheutigt werden. Der Glaube - genauer: das Glaubensgut - ist immer Heute, ist immer Gegenwart, gesprochen aus der (zeitenthobenen) Ewigkeit Gottes in die Zeit. Die zeitliche Komponente, die hier hineinspielt, ist allein dem zeitlichen Wesen des Menschen in der Welt geschuldet. "Verheutigen" kann man bestenfalls die Formen der Verkündigung, wobei die Substanz gewahrt werden muß. Wenn ich nun einen Blick auf die "nachkonziliare" Verkündigung werfe, dann gereicht die "Verheutigung" dem Konzil nicht gerade zur Ehre.

Mit dem Schlagwort "Verheutigung" hat das Konzil den Menschen einen bösen Floh ins Ohr gesetzt, der sich zum Parasiten des Glaubensgutes entwickelt hat: Er saugt dem Glauben so lange die Lebenssäfte aus, bis dieser zu einer blutarmen Zivilreligion mit Sozialanstrich mutiert.

Ästhetik, Formen und Gebräuche sind doch alle nur ein Weg, dies zu tun. Und die können unterschiedlich sein.
Keine Frage! Deswegen ist die "alte Messe" auch keineswegs die "einzig wahre Messe". Ich würde auch nie, wie tendenziell etwa Martin Mosebach, die vorkonziliare Liturgie in die Nähe des nahezu Unantastbaren rücken. So finde ich etwa die Grundidee des neuen Stundengebets, den Psalter auf einen Monat statt - wie früher - auf eine Woche zu verteilen, durchaus begrüßenswert, da das Tagespensum des Breviarium Romanum für Weltpriester insgesamt doch recht füllig ist. Leider ist mit der Liturgia horarum der Grundstock für einen weiteren liturgischen Gemischtwarenladen gelegt worden. Wenn man mir schon neue Riten und Rubriken (wobei die "neuen" Rubriken fast schon ein Witz sind) aufbrummt, dann sollten sie zumindest nicht schlechter sein als die alten.

Und ich möchte mir nicht ausmalen, was gewesen wäre, wenn es das Konzil nicht gegeben hätte, wie dann die Kirche heute aussehen würde.
Eines ist klar: Es geht nicht an, irgendwelche vermeintlich "guten alten Zeiten" zu zementieren oder ein frömmelndes Disneyland mit tridentinischer Messe zu etablieren. Wie schon im letzten Eintrag erwähnt: Ecclesia semper reformanda - die Kirche bedarf beständig der Erneuerung.

Wenn ich aber aktuelle kirchliche Zustände betrachte, dann beschleicht mich der Gedanke, daß es zum "Weg des Konzils" wahrscheinlich jede Menge besserer Alternativen hätte geben können. Angesichts der aktuellen Lage würde ich etwa die Behauptung, mit dem Konzil sei der Königsweg eingeschlagen worden, für reichlich realitätsblind erachten. Daraus folgt hinreichend, wie bereits angedeutet, daß es wahrscheinlich unzählig bessere Wege (und ein paar noch schlechtere) gegeben hätte, die Kirche in das 21. Jahrhundert zu führen. Aber das alles ist ebenso Spekulation wie die Vorstellung, daß es ohne Konzil noch viel schlimmer bestellt sein könnte ...

Schön und gut ist die Rede vom "Heiligen Rest", aber müssen nicht Wege gefunden werden, allen (!) Menschen von IHM zu erzählen? 
Ich weiß jetzt nicht so ganz, wo ich vom "heiligen Rest" gesprochen habe, aber in der Tat ist mir eine (alte) Messe mit dem "heiligen Rest", meinethalben in einer Hinterzimmerkapelle, weitaus lieber als Generalbespaßung mit Hostien-Dipp im Dom.

Daß Wege gefunden werden müssen, allen (!) Menschen von IHM zu erzählen, da bin ich mit Magdi ohne Abstriche einer Meinung. Die Gemeinschaft der Heiligen ist auch mir lieber als der "heilige Rest". Allerdings glaube ich, daß das Konzil die Kirche gerade in dieser Frage auf einen Holzweg katapultiert hat.

Samstag, 20. Februar 2010

Grüße aus der Vergangenheit


 

Also so richtig geht die Fastenzeit eigentlich erst jetzt für mich los, liturgisch jedenfalls, denn die Tage zwischen Aschermittwoch und der ersten Vesper zum ersten Fastensonntag hängen im außerordentlichen römischen Ritus irgendwie "zwischen den Seilen", scheinen noch nicht so recht zur Fastenzeit zu zählen. Das Missale Romanum beispielswegen kennt den Aschermittwoch (Feria quarta cinerum) und unmittelbar folgend den fünften und sechsten Tag samt dem Samstag nach Aschermittwoch (post cineres), derweil erst ab heute Abend die Sonn- und Werktage als der Fastenzeit zugehörig (in Quadragesima) gezählt werden. 

Ähnlich, fast noch eine Spur deutlicher, sieht es im Breviarium Romanum aus: Ehe am Aschermittwoch das Auge auf den ersten Eigentext des Tages fällt, warnen die Rubriken vor voreiligen Schlüssen: Bis zur Non des folgenden Samstags (inbegriffen) sei das Gotteslob wie an den vorangegangenen Tagen nach Septuagesima darzubringen, ausgenommen jene Teile, die als Eigentexte (Lesungen, Benediktus- und Magnifikat-Leitvers und Tagesgebete) besonders vermerkt seien. Wer sich (wie ich) auf den wunderschönen Versperhymnus Audi benigne Conditor freut, der mußte sich also noch etwas gedulden. Auch wird in der Komplet erst ab heute der Hymnus Te lucis mit der für die Fastenzeit vorgesehenen Melodie gesungen.

Und warum diese "Zwischenlösung"? Soweit ich weiß, begann die Quadragesima in der lateinischen Kirche weiland erst am ersten Fastensonntag, von welchem ab auch vierzig Tage bis Gründonnerstag gezählt werden können. Irgendwann nahm man die Sonntage aus der strengen Fastpflicht heraus, wollte aber die Zahl der 40 Tage nicht mindern. Also wurde das Fasten schlicht vorverlegt, die Fastenzeit sozusagen "vorverlängert". Nachholen konnte man die Fasttage ja schlecht, schließlich sitzt der ganzen Fasterei der Ostertermin im Nacken. 

Einer Liturgie, die im Laufe der Jahrhunderte gewachsen und nicht einfach mit langweiligem Ebenmaß im Bugnini-Séparée zusammengebastelt wurde, sind solche Entwicklungen bis in die Gegenwart ins Gedächtnis eingeschrieben. So schlägt sie eine Brücke in eine quasi verloren geglaubte Vergangenheit, überschreitet und verbindet zugleich in ihrem Beten die Jahrhunderte. Auch das gehört zu ihren Reizen ...

Sonntag, 7. Februar 2010

Sankt Augustinus spricht zur Blogozöse ... *zwinker*


 

Dieser Tage stieß ich in den Kommentaren des hl. Augustinus zu den Psalmen (Enarrationes in Psalmos) auf eine Stelle, bei der ich unweigerlich an unsere Blogozöse denken mußte. Sie ist unter den Erläuterungen zum 121. Psalm zu finden und bezieht sich auf den Eröffnungsvers, den Augustinus, wenn ich der Übersetzung von Hans Urs von Balthasar folgen will, wie folgt gelesen hat: Ich freute mich in denen, die mir sagten: Ins Haus des Herrn werden wir gehen

Bereits in dieser Lesart steckt ein Gedanke drin, der "urtextlicheren" Übersetzungen (Ich bin erfreut, weil sie mir gesagt haben: In das Haus des Herrn werden wir ziehen) eher fremd ist. Augustini Lesart freut sich in jenen, die das sagen - freut sich mithin über seine Zeitgenossen, die ihm solche Kunde brachten: Ins Haus des Herrn werden wir gehen. Die gängigere Lesart bezieht die Freude hingegen ganz auf das Faktum: In das Haus des Herrn werden wir ziehen. Beide Gedanken haben etwas für sich. Also kann man sich nicht nur auf und über die Kirche freuen, sondern auch über seine Mitchristen. Zum Beispiel über jene, denen man Tag um Tag begegnet und die Tag um Tag Zeugnis geben von ihrem eigenen Weg zum letzten und großen Ziel, und sei es nur auf den Seiten ihrer Blogs - womit wir bei der Blogozöse wären. Schön, daß es euch gibt! Von A wie Ad Tiliam bis Z wie Zwischen den Kirchen!

In den weiteren Erläuterung ist mir dann vor allem eine Passage aufgefallen, die sich die Blogozöse, denke ich jedenfalls, als Ermutigung ins Stammbuch schreiben könnte:
"Gegenseitig bereden sie sich,
und wie einzeln entzündet bilden sie zusammen
eine einzige Flamme, 
und die eine Flamme selbst,
entstanden aus dem Wechselgespräch 
der sich Entzündenden,
reißt sie hin zum heiligen Orte,
und ein heiliger Gedanke heiligt sie alle".

Donnerstag, 4. Februar 2010

Zum Fest der hl. Agatha (5. Februar)

 
 

"Agatha, eine in Sizilien von vornehmen Eltern stammende Jungfrau, die sowohl die Bewohner von Palermo wie die von Katania zu den ihrigen zählen, hat in der Verfolgung des Kaisers Dezius zu Katania die Krone eines ruhmvollen Martyriums erlangt. Denn da sie in gleicher Weise wegen des Vorzugs der Schönheit als auch der Keuschheit angesehen war, wurde der Prätor von Sizilien Quintian von Liebe zu ihr erfaßt. Aber da er bei den verschiedenartigen Angriffen auf ihre Schamhaftigkeit Agatha zu seinem Vorhaben nicht hinüberziehen konnte, ließ er sie unter dem Vorwand, daß sie dem christlichen Aberglauben huldige, festnehmen und übergab sie einem Weibe Aphrodisia zur Verführung. Als sie durch das Zusammensein mit Aphrodisia von der Standhaftigkeit in der Übung des christlichen Glaubens und in der Bewahrung der Jungfräulichkeit nicht abgebracht werden konnte, meldete diese dem Quintian, daß sie an Agatha ire Mühe umsonst verschwende. Daher ließ dieser die Jungfrau zu sich kommen und sagte ihr: Schämst du aus einem vornehmen Geschlecht Stammende dich nicht, das erniedrigende und sklavenartige Leben der Christen zu führen? Ihm antwortete Agatha: Viel vornehmer ist der Christen Niedrigkeit und Sklavenleben, als der Reichtum und die Pracht der Könige".

  

"Dadurch in Zorn gebracht, stellte sie der Prätor vor die Wahl, ob sie lieberdie Götter verehren oder sich den heftigsten Peinigungen aussetzen wolle. Aber sie blieb standhaft im Glauben und wurde zunächst ins Gesicht geschlagen und in den Kerker abgeführt. Von dort wurde sie am nächsten Tag herausgebracht und, da sie bei ihrem Vorsatz blieb, mit glühenden Platten auf der Folter gequält; dann wurde ihr die Brust abgetrennt. Angesichts dieser Verwundung wandte sich die Jungfrau an Quintian und sagte: Schämst du dich nicht, an einem weiblichen Wesen das abzureißen, an dem du dich bei der Mutter genährt hast? Bald darauf in den Kerker geworfen, wurde sie in der nächsten Nacht von einem greisen Manne, der sich als Apostel Christi ausgab, geheilt. Wiederum vom Prätor herausgerufen, wurde sie, da sie im Bekenntnis Christi ausharrte, auf spitzen Scherben und auf brennenden Kohlen, die unter sie gelegt wurden, hin und her gedreht".


"In dieser Zeit wurde die Stadt von einem ungeheuren Erdbeben erschüttert; und zwei einstürzende Wände begruben den Silvinus und Falconius, zwei innige Freunde des Prätors. Da deshalb die Bürgerschaft ungeheuer erregt war, ließ Quintian aus Angst vor einem Volksaufstand die halbtote Agatha heimlich in den Kerker zurückführen. Diese betete nun also zu Gott: O Herr, der du mich von Kindheit an beschützt hast, der du mir die Liebe zur Welt abgenommen hast, der du mich stärker gemacht hast als die Peinigungen der Henker, nimm meine Seele auf. In diesem Gebete ging sie zum Himmel ein am 5. Februar; ihr Leib wurde von den Christen bestattet".

 

Stans beata Agatha in medio carceris,
expansis manibus orabat ad Dominum:
Domine Jesu Christe,
magister bone,
gratias tibi ago,
qui me fecisti vincere
tormenta carnificium;
iube me, Domine,
ad tuam immarcescibilem gloriam
feliciter pervenire.

Die selige Agatha stand inmitten des Kerkers
und betete mit ausgebreiteten Armen zum Herrn:
Herr Jesus Christus,
guter Meister,
ich danke Dir,
daß Du mich hast überwinden lassen
die Peinigungen der Henker.
Heiße mich, Herr,
zu Deiner nie verwelkenden Herrlichkeit
glücklich zu gelangen.


Lesungen nach altem Herkommen zur zweiten Nachtstunde 
und Antiphon zum Magnificat
aus dem 
Breviarium Romanum.

Bilder aus der Pfarrkirche St. Agatha
in Horben bei Freiburg.

Mittwoch, 28. Oktober 2009

Simon und Thaddäus




Es gibt Heilige, über die wir herzlich wenig wissen, dazu zählen leider auch manche Apostel. Über die heiligen Apostel Simon und Thaddäus erteilt selbst das Breviarium Romanum zum heutigen Feststag nur dürre Auskunft:

"Simon aus Kana, der auch der Eiferer, und Thaddäus, der auch Judas, Bruder des Jakobus, im Evagelium genannt wird, Verfasser eines von den katholischen Briefen, durchwanderten als Prediger des Evangeliums, dieser Mesopotamien, jener Ägypten. Alsdann kamen sie in Persien zusammen, und indem sie zahllose Kinder Jesu Christo gewannen und den Samen des Glaubens in jenen ausgedehnten Gegenden den verwilderten Völkern ausstreuten, verherrlichten sie durch ihre Lehren und durch ihre Wunder und schließlich durch ein ruhmvolles Martyrium den heiligsten Namen Jesu Christi" (Mette, 4. Lesung).

Über die Zeiten hinweg hat die Volksfrömmigkeit ein großes Zutrauen zum hl. Judas Thaddäus gefaßt und ihn zum Schutzpatron in aussichtslosen Anliegen erklärt ... auch eine Möglichkeit, in der Geschichte Spuren zu hinterlassen.

Mittwoch, 7. Oktober 2009

Zum Rosenkranzfest




Zum Rosenkranz hatte ich vor einiger Zeit bereits einen Eintrag; es handelte sich vor allem um eine Passage aus Franz Werfels Roman Das Lied von Bernadette. Heute ist der rechte Tag, sie nochmals aus dem Blogarchiv hervorzuheben, und so möchte ich Werfels Gedanken jedem ans Herz legen ... (und nicht nur diese, Werfel lesen lohnt auch sonst, vielleicht schreibe ich zum Ende des Kirchenjahres mal was über Stern der Ungeborenen).

Ansonsten wäre ich in Versuchung, auf diesem Blog noch eine neue Reihe zu eröffnen, unter dem Titel NOB (= Novus Ordo Bashing). Denn was die Liturgiereform vom wunderschönen Offizium des Rosenkranzfestes übrig gelassen hat, ist eine, sorry sancta mater ecclesia, Zumutung. An Stelle des schönen Tagesgebetes alter Ordnung, welches das Festgeheimnis inhaltlich tief und stilistisch fein ziseliert auslotet und das ja nicht nur die Messe, sondern auch die einzelnen Horen prägt, rückte die Bugnini AG offenbar jenes Gebet ins Zentrum des Offiziums, das jeder vom Angelus her kennt kennt: "Allmächtiger Gott, gieße Deine Gnade in unsere Herzen ein" ...

Ja, auch eine schönes Gebet, keine Frage, aber im Vergleich zum Text des außerordentlichen römischen Ritus kommt es eben als Allerwelts-Oratio daher, paßt irgendwie immer und überall. Wahrscheinlich mußte mal wieder irgendeine Kongruenz zum Evangelium als Grund herhalten.

Und während das Breviarium Romanum zum "Rosen"kranzfest im Stundengebet mindestens die halbe alttestamentarische Flora in den Dienst der "Rosen"kranzkönig stellt, wirken die Texte in der Liturgia Horarum lieblos zusammengepfriemelt. Die ganze Poesie ist im Eimer - das liturgiereformatorische Rumtrampeln zwischen an Wasserbächen gepflanzten Rosen, Lilien, Zedern, Terebinthen etc. etc. etc. ist eindeutig ein Fall für Martin Mosebach: Flores apparuerunt in terra nostra ...? Ja, das war mal, bis die Reform den Garten "beackert" hat.

Was mich zudem mopst: Das Rosenkranzfest wurde vor dem Konzil zuletzt als Fest zweiter Klasse gefeiert, also mit Gloria und Credo in der heiligen Messe. Übrig geblieben ist heute der Rang einer Memoria ... unter säkularem Blickwinkel würde man das dröges business as usual nennen. Angesichts der Tatsachen, daß in den Tiefenschichten des Rosenkranzes die Feier des gesamten Heilsmysteriums steckt, daß der Rosenkranz eine wichtige Rolle in der Kirchengeschichte spielte und daß das Rosenkranzgebet sicher zu den besonders bedeutenden außerliturgischen Andachtsformen der Kirche zählt(e, zumindest bis zum Konzil), angesichts also dieser vielfältigen Ebenen des Rosenkranzgebets ist die Einordnung als bloße Memoria eine sehr bedenkliche Entscheidung. So untergräbt man Volksfömmigkeit.

Wenn man schon aus einem Garten einen Acker macht, dann sollte wenigstens der ordentlich bestellt werden.

Donnerstag, 24. September 2009

Das Stundengebet sollte kein Bastelbogen sein

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Zufriedenheit, nachdem man das Gebetbuch zugeklappt hat, ist sicher keine wesentliche Kategorie, wenn es um, nennen wir es mal: gelingendes Beten geht. Sicher, ein zerstreut zusammengemurmelter Rosenkranz, eine durchgeflogene Laudes, eine Danksagung, in deren Zentrum vor allem der Vorsatz steht, sich nächstens beim Bäcker keinen altbackenen Streusel mehr andrehen zu lassen, lassen uns, weil weder der Geist noch das Fleisch wirklich willig waren, bedröppelt zurück. Wenn hier von Zufriedenheit die Rede ist, dann meine ich aber nicht die erfreut zur Kenntnis genommene Abwesenheit menschlicher Fehlleistungen, sondern eine ganz eigene positive Stimmung, aus dem Gebet besonders leckeren Nektar gesogen zu haben.

Für mich stellt sich das zum Beispiel gerne ein, wenn ich mich am Breviarium Romanum vergreife. Um mit leichter Änderung ein Kirchenlied zu zitieren: "Mein ganzes Herz erhebet" sich, wenn ich mir vorstelle, daß ich mich mit meinem bescheidenen Beitrag in das große Gebet der Kirche einfügen kann, daß ich in diesen gewaltigen Strom aus Psalmen, Schriftworten, Hymnen, Orationen, Lesungen, Antiphonen etc., der sich seit Jahrhunderten über Himmel und Erde, die sichtbare und die unsichtbare Welt ergießt, sozusagen hineinspringen kann: Eine besondere stabilitas gewinnen diese Gedanken für mich durch die früher selbstverständliche Einsicht, daß sich die eine Kirche nicht nur im übertragenen Sinn, sondern wortwörtlich una voce betend artikuliert. Daß zum Beispiel rund um den Erdball mit geradezu eherner Intensität an der Schwelle der heraufdämmernden Nacht immer wieder der eine Hymnus angestimmt wird: Te lucis ante terminum, rerum creator poscimus, ut pro tua clementia sis praesul et custodia ... Tut sie aber leider nicht mehr. Zumindest nicht mehr so, daß ich (in oben beschriebenen Sinn) "zufrieden" bin, wenn ich die Liturgia horarum aus der Hand lege.

"Welch wundervolles Schauspiel bietet dem Himmel und der Erde die betende Kirche, wenn ohne Unterlaß Tag und Nacht die unter göttlicher Eingebung niedergeschriebenen Psalmen gesungen werden, wenn keine Stunde des Tages gezählt wird, die nicht durch ihre eigene Litugie geweiht wäre, wenn jedes Lebensalter seine Rolle hat beim Dank-, Lob-, Bitt- und Sühnegebet dieses gemeinsamen Flehens des mystischen Leibes Christi, der Kirche" (Pius XI.).

Wie schon öfter angedeutet, bete ich hin und wieder die Laudes mit einem Geistlichen und hantiere somit auch mit dem heute "ordentlichen" römischen Stundengebet. Um mich darüber hinaus mit diesem "Ritus" vertraut zu machen, greife ich auch privat gelegentlich zu diesem Buch. Aber es keckst mich schlicht und einfach schon an, wenn ich, wie vor einigen Tagen am Fest des hl. Januarius, mir aussuchen soll, ob ich lieber auf das Kommune unius martyris oder das Kommune pastorum zugreifen will. Wenn ich dann noch daran denke, daß sich jede Bischofskonferenz auf Grundlage des andauernden römischen Entweder-Oder nochmals ihr eigenes Stundengebet basteln kann (mit teils schauderhaften Ergebnissen), so tritt für mich an die Stelle der stabilitas eine höchst amorphe Gebetsmasse, bei der letztlich jeder macht, was er gerade gut und schön findet. Vielleicht bin ich da etwas zu statisch gepolt, vielleicht muß der mündige Christ in mir erst noch wachgeknutscht werden, vielleicht habe ich bisher auch schlicht nicht genug Glückskekse gefuttert:

Aber Liturgie stelle ich mir als etwas Verlässliches vor, als etwas, das sich - ganz handfest - als das eine ordnendes Wort über das vielstimmige Chaos dieser Welt erhebt und damit zugleich Einheit und Halt stiftet im ... und zum ... Lob Gottes.

Dienstag, 15. September 2009

Zum Fest der Sieben Schmerzen Mariä

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O quot undis lacrimarum,
quo dolore volvitur,
luctuosa de cruento
dum revulsum stipite,
cernit ulnis incubantem
Virgo Mater Filium!
-
Welch ein Strom von bittern Tränen,
welch ein Leid durchwühlt wie Glut
jene Mutter, als die Leiche
ihres Kinds, bedeckt mit Blut,
abgenommen ward vom Kreuze
und in ihrem Schoße ruht.
*
Os suave, mite pectus
et latus dulcissimum,
dexteramque vulneratam
et sinistram sauciam,
et rubras cruore plantas
aegra tingit lacrimis.
-
Tränen netzen lieb die Seite,
seine Brust, den lieben Mund,
seine Rechte, seine Linke,
beide von den Nägeln wund,
auch die Füße, blutgerötet;
so tut Mutterleid sich kund.
*
Centiesque miliesque
stringit arctis nexibus
pectus illud et lacertos,
illa figit vulnera;
sicque tota colliquescit
in doloris osculis.
-
Hunderttausendmal umschlingt sie
jedes Glied mit Zärtlichkeit,
seine Brust und seine Arme;
Jede Wunde mehrt ihr Leid.
Bis sie unter tausend Küssen
ganz zerfließt in Bitterkeit.
*
Eia, Mater, obsecramus
per tuas has lacrimas,
Filiique triste funus,
vulnerumque purpuram,
hunc tui cordis dolorem
conde nostris cordibus.
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Liebste Mutter, laß dich bitten
bei der tränenreichen Flut,
bei dem Grabe deines Kindes,
bei den Wunden voll von Blut:
Senk hinein in unsre Herzen
die von dir gefühlte Glut.
*
Esto Patri, Filioque,
et coaevo Flamini,
esto summae Trinitati
sempiterna gloria,
et perennis laus honorque
hoc et omni saeculo.
Amen.
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Preis dem Vater, Preis dem Sohne,
und dem Heilgen Geist geweiht
sei der gleiche Preis; gemeinsam
singt ihn der Dreifaltigkeit.
Lob und Ehre sei gebracht ihr
jetzt und alle Ewigkeit.
Amen.
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Hymnus zur Matutin am Fest der Sieben Schmerzen Mariä
aus dem Breviarium Romanum
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Montag, 14. September 2009

Ich-Sucht auf "Liturgisch"

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Theresia Benedicta hat auf ihrem Blog Pange lingua einen Hymnus zur Komplet aufgetan, der mir nicht nur fremd ist, sondern mich auch etwas befremdet (wobei ich jetzt hoffe, daß mir Theresia solch offenes Wort nicht nachträgt).

Als Quelle wird das Stundenbuch genannt, und da dreht sich mir schon der Magen um. Nun habe ich vom nachkonziliaren Stundengebet wenig Ahnung, von den wenigen Horen einmal abgesehen, bei denen mich ein Geistlicher zur Nutzung der Liturgia Horarum ... sagen wir mal: nötigt (und derentwegen ich mir das nötige "Arbeitsmaterial" derzeit antiquarisch ranzuschaffen versuche, zwei Bände habe ich zwischenzeitlich).

Ich gehe aber davon aus, daß der besagte Hymnus als Sondergut des deutschen Stundenbuchs im Gebet der Kirche gestrandet ist. Da hat er meiner Ansicht aber nichts zu suchen. Warum?

"Christus, du bist meine Hoffnung ...
dir neigt sich mein Geist ...
an dir halt ich fest"
etc. etc. etc.

Das ist schön gesagt und sicher jeder geistlichen Erwägung wert, aber so betet die Kirche nicht: In ihrem Gebet spricht sich kein "Ich" aus, sondern ein "Wir" - und damit meine ich nicht ein banales Kirchenvolks-Selbstverständnis mit Ringelpiez um den Altar, sondern die Gemeinschaft der triumphierenden, der streitenden und der leidenden Kirche, übergreifend die Zeiten, Räume und Dimensionen.

Das Gebet der Kirche, das unserer eigenes Beten in diesen gewaltigen Zusammenhang stellt und besonders heiligt, übersteigt die Anmutungen jeder persönlichen Frömmigkeit, beläßt diesen Anmutungen aber selbstverständlich dennoch einen Raum im Rahmen der taktvollen Texte ihrer Liturgie. "Rhetorisch" meidet sie dabei allerdings allzu deutliche Züge ins Individualistische.

Zuletzt stört mich an diesem Text, der wahrscheinlich ziemlich neueren Datums sein dürfte, die Wendung " ... dich liebt, wer nur Kraft hat zu lieben: unbewußt, wer dich nicht kennt ...". Natürlich kann man alles überinterpretieren, aber mir müffelt das schon wieder zu sehr nach dem "anonymen Christentum" vom Grötaz.
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Montag, 10. August 2009

Heiliger Bimbam ... oder: Schlag nach im Stundenbuch!

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Aber in welchem? Es steht gerade die Idee im Raum, mit einem Geistlichen Teile des Stundengebets gemeinschaftlich zu feiern. Natürlich versucht er, mir die Liturgia horarum schmackhaft zu machen, derweil ich ihm gerne das Breviarium Romanum aufschwatzen möchte. Mein Argument: Wahrscheinlich beten heute mehr "altrituelle" Priester auf der Welt das einheitliche "alte" Brevier, als nachkonziliar verfahrende sacerdotes eine einheitliche Version des neuen Stundenbuchs (wenn die da überhaupt mal reinriechen) hinkriegen. Well ... (beziehungsweise: vel).

Der Pflicht zum Stundengebet genügen Geistliche meines Wissens mit beiden Versionen. Praktikabel könnte der Gedanke sein, daß an jenen Tagen, an denen das Kalendarium des ordentlichen mit dem außerordentlichen römischen Ritus übereinstimmt, die alte Version zum Zuge kommt, sonst die reformierte. Mal sehen ...

Auf der Suche nach Infos über die Liturgia horarum bin ich auf diese Seite gestoßen. Da findet man entgegen der Verheißung zwar keine Texte, weil sich irgendwelche Leute urheberrechtlich zu bekriegen scheinen, aber man kann sich aus acht Online-Glocken immerhin ein Geläut selber basteln. Mal sehen, zu welchem Gebet die Glocken rufen mögen ...

Nachtrag: Soll ja keiner sagen, in der Kirche hätte niemand von Demokratie eine Ahnung. Und da man hier linksrändig auch so ein Abstimmungsprogramm installieren kann, bitte ich um Bekundungen. Und wehe, es stimmt jemand für die Liturgia horarum!

Sonntag, 2. August 2009

Das geschenkte Gesetz

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Unter uns ... Nummer 118 gehört für mich eigentlich nicht gerade zu den top ten des Psalters. Der mag ja ganz kunstvoll gebaut sein. Die Zürcher Bibel beispielsweise verrät:

Dieser Psalm baut sich im Grundtext ... auf dem hebräischen Alphabet auf. Die Anfangsbuchstaben der 22 Strophen ergeben zusammengereiht das hebräische Alphabet. Ausserdem beginnen jeweils alle acht Verse einer Strophe mit dem gleichen Buchstaben.

22 Strophen. Stöhn! Da geht's die ganze Zeit um das Gesetz des Herrn und die Ordnungen des Herrn und die Gebote des Herrn und die Vorschriften des Herrn und die Satzungen des Herrn und daß man die alle liebt und ehrt und daß es einem trotzdem dreckig geht und daß der Herr doch dies und jenes unternehmen soll und so weiter und so fort. 22 Strophen! Hätten 22 Verse nicht auch gereicht? Psalm 116 braucht für seinen Laudate-Rundumschlag unter Einbezug aller Völker und Nationen gerade mal zwei Verse.

Und die Kirche drückt dem Christenmenschen im Brevier ("außerordentlicher Ritus") diesen Psalm an jedem Sonntag und an jedem höheren Feiertag auf's Auge: Ostende mihi, Domine, viam statutorum tuorum. Und dieser Weg seiner Satzungen, den der Herr uns weisen soll, ist sehr lang. Er erstreckt sich von der Prim über die Terz und die Sext bis zur Non.

Jetzt flatterte mir jüngst ein Dokument der Päpstlichen Bibelkommission ins Haus: Bibel und Moral. Biblische Wurzeln des christlichen Handels. Ich hab mal die Nase reingehalten, und schon ziemlich am Anfang ist mir folgender Passus aufgefallen:

Wir möchten sofort zwei Grundideen einführen, die wir später genauer ausführen werden: 1. Die Moral, ohne weniger wichtig zu sein, steht an zweiter Stelle. An erster Stelle steht und grundlegend ist die Initiative Gottes, die wir theologisch im Begriff ‚Geschenk‘ ausdrücken werden. In biblischer Sicht wurzelt die Moral im vorausgehenden Geschenk des Lebens, der Intelligenz und des freien Willens (Schöpfung) und vor allem in dem völlig unverdienten Angebot einer bevorzugten, inneren Beziehung des Menschen zu Gott (Bund).

Die Moral ist nicht in erster Linie Antwort des Menschen, sondern Offenbarung des Planes und des Geschenks Gottes. Mit anderen Worten, für die Bibel kommt die Moral nach der Erfahrung Gottes, genauer nach der Erfahrung, die Gott den Menschen machen lässt als ganz unverdientes Geschenk.

2. Von hier aus gesehen ist das Gesetz selber integraler Teil des Bundes, ist Geschenk Gottes. Ursprünglich ist ‚Gesetz‘ nicht ein juristischer Begriff, der auf
Verhaltensweisen und Haltungen ausgerichtet ist, sondern ein theologischer Begriff, den die Bibel selber am besten wiedergibt mit dem Wort „Weg“: ein Weg, der angeboten wird. Die moralische Unterweisung ist sicher ein wesentlicher Teil der Sendung der Kirche, steht aber doch an zweiter Stelle im Vergleich mit der Aufgabe, das Geschenk Gottes und die spirituelle Erfahrung geltend zu machen; wir tun uns heute manchmal schwer, das in angemessener Weise wahrzunehmen und zu verstehen.


Moral als "Offenbarung des Planes Gottes" (also eher als realitätsverhaftete Vision denn als spröde "Christenpflicht" oder herumgeknirschtes Ja-ich-mach-ja-schon-wenns-halt-sein-muss) und das Gesetz als Konsequenz aus der Gotteserfahrung sehen ... da kommen mir einige Liedverse in den Sinn, die dritte Strophe von Dein Lob, Herr, ruft der Himmel aus:

Die Sonne ist des Himmels Ehr',
doch Dein Gesetz, Herr, noch viel mehr,
das Du uns hast gegeben;
so trostreich, so gerecht und wahr,
so licht und mehr als sonnenklar
erhellt es unser Leben.


Ich glaube, ich ahne jetzt, warum sich der Psalmist über Gesetz, Ordnungen, Gebote, Vorschriften und Satzungen kaum mehr einkriegt. Der hat den Zusammenhang zwischen dem "vorausgehenden Geschenk des Lebens, der Intelligenz und des freien Willens" mitsamt der "bevorzugten, inneren Beziehung zu Gott" einerseits und der Moral andererseits gerafft:

Gratia tua, Domine, plena est terra; *
statuta tua doce me.

Erfüllt ist die Erde, Herr, von Deiner Zuneigung: *
lehre mich Deine Gebote.

Hat kapiert, daß das Geschenke sind. Bei uns ist das so vielleicht nicht im Blickfeld. Und er kriegt von diesem Geschenk einfach nicht genug und dreht und wendet es hin und her ... 22 Strophen lang.

Samstag, 1. August 2009

Regnavit a ligno Deus!

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Seit einiger Zeit habe ich das Stundengebet wiederentdeckt, quasi eine alte, aber in den letzten Jahren eher vernachlässigte Liebe und irgendwie ein Erbe meiner Schulzeit weiland auf dem FSSPX-Gymnasium in Diestedde. Damit dürfte auch klar sein, daß es sich sozusagen um die "außerordentliche" Form handelt, das "klassische" Breviarium Romanum. Natürlich nicht alles, sondern meist nur die Laudes oder Prim morgens (oder die Terz an besonders verschnarchten Vormittagen) und Vesper oder Komplet am Abend. Am vergangenen Freitag war allerdings ausnahmsweise die Non die nächstliegende Hore. Der zu betende Psalm hat mich im wahrsten Sinn des Wortes "zu dieser Stund" ungemein fasziniert.




Was für Psalmen würde man nun im Stundengebet an einem Freitagnachmittag um 3 Uhr erwarten, der Stunde von Golgatha? Irgendein total zerknirschter Psalm, etwas aus der Bußecke vielleicht? Oder irgendwas, bei dem man automatisch an den Gottesknecht aus Jesaja denkt? Psalm 21, vom Herrn in die Gottesverlassenheit am Kreuz geröchelt (einige Verse weiter: Ich aber bin ein Wurm, kein Mensch mehr, * von Menschen verspottet, verachtet vom Volk) kommt bereits in der Prim vor und Psalm 76 (Meine Stimme steigt empor zu Gott. Ich schreie - meine Stimme zu Gott, daß er mich höre; * am Tag meiner Angst ringe ich um den Herrn) prägt später die Komplet. Ähnliche Psalmen finden sich ferner im Umfeld dieses Tages.

Für den Freitagnachmittag hat die Kirche jedoch einen Psalm herausgesucht, der in seinen Sinnschichten zwar im letzten Drittel den (vorläufigen) Rückzug Gottes aus dem von Menschen veruntreuten Bund (samt der Folgen und entsprechendem Lamento) zum Thema hat, der aber vor allem überwiegend und überschwänglich (!) Gottes Heilshandeln an David besingt: Psalm 88. Schon der Anfang klingt wie Ostern …

Gratias Domini in aeternum cantabo; *
per omnes generationes annuntiabo
fidelitatem tuam ore meo.

Gnaden des Herrn will in Ewigkeit ich singen, *
durch alle Geschlechter wird künden mein Mund Deine Treue.

Das ist alles andere als der Haupt-voll-Blut-und-Wunden-Jammer, den man eigentlich zu solcher Stunde erwarten würde, am Freitagnachmittag zur Non. Hier geht es um mehr als nur frommen Versenken in die Betrachtung des Leidens Christi. Hier sammeln sich die Erlösten unter dem Kreuz, und die Kirche proklamiert den erhöhten Herrn, den König auf dem Kreuzesthron, der - regnavit a ligno Deus - vom Holz herab herrscht:

Tibi bracchium potens est, *
firma manus tua, dextera tua erecta.

Iustitia et ius sunt fundamentum throni tui; *
gratia et fidelitas praecedunt te.

Machtvoll Dein Arm, *
stark Deine Hand, erhoben Deine Rechte.

Gerechtigkeit und Recht sind Grundfesten Deines Throns, *
Huld und Treue schreiten einher vor Dir.

Das (und jede Menge mehr) sagt der Psalmist über Gott. Später spricht Gott selbst über David, „meinen Knecht“:

Atque ego primogenitum constituam eum, *
Celsissimum inter reges terrae.

Als Erstgeborenen will ich ihn einsetzen, *
zum höchst Erhabenen unter den Königen der Erde.

In der Erfüllung seiner Sendung wird das Kreuz für den Sohn Gottes, den neuen und eigentlichen David, zum Thron. Auf Golgatha verdichtet sich durch die Translatio des Alten Testaments mit seinen Verheißungen das Heilsgeschehen des Neuen Bundes in einer atemberaubenden Vision. Und in jener Stunde, in der die Verheißungen an den König des Alten Testaments über alle Enttäuschungen hinweg in Christus für die Ewigkeit bestätigt und beglaubigt werden, erhält auch die Frage des Psalmisten eine letzte und letztgültige Antwort:

Quis est, qui vivat nec videat mortem, *
qui e manu inferi subtrahat animam suam?

Wo ist der Mann, der leben bliebe und nicht den Tod erführe? * Der sein Leben entzöge der Hand der Schatten?

Die Kirche hätte für die Non am Freitag kaum einen anderen Psalm wählen können, der so beziehungsreich und visionär einen Bogen vom Kreuzestod zum Gottesreich hin schlägt.