---
Robbies Reich, das südwestdeutsche Erzbistum, gilt mit seinen weit über zwei Millionen Katholiken als das zahlenmäßig zweitgrößte deutsche Bistum. Entsprechend fulminant kommt auch die kirchliche Verwaltung daher. Erfreulicherweise konnte zum Beispiel das Erzbischöfliche "Seelsorgeamt" jüngst am Hochfest der Verkündigung des Herrn sein einhundertjähriges Bestehen feiern. Bei der Gründung dieser Einrichtung vertraute man Fragen der Sorge um die Seelen allerdings noch nicht einem Amt an, sondern, so hieß das ursprünglich mal, dem Erzbischöflichen Missionsinstitut, aber das nur nebenher. Jedenfalls ist das Seelsorgeamt eine ganz tolle Sache, die Paulchen, unseren dienstältesten Weihbischof, beim abendlichen Jubiläums-Pontifikalamt im Münster so sehr ins Schwärmen brachte, daß man erst durch das Tagesgebet nebenher auf das Hochfest aufmerksam (gemacht) wurde (durch die Liturgie).
---
Natürlich gibt es nicht nur ein Seelsorgeamt, sondern auch eine Akademie und einen ganzen Rattenschwanz weiterer diözesaner Bildungseinrichtungen, es gibt ein katholisches Verbandswesen und natürlich viele wichtige Menschen, die dafür verantwortlich zeichnen. An mangelnder Infrastruktur dürfte Robbies Reich wahrlich nicht darben.
---
Jetzt wäre so ein Papstbesuch ja mal eine super Sache, um Glaube und Bekenntnis davor und danach besonders intensiv in die Gesellschaft zu tragen. Leider ist Robbies Orgateam dazu bislang nicht viel eingefallen - dürr das Rahmenprogramm, elfenbeinesk zum Teil die Zielgruppen: Eine kleine Benedikt-Ausstellung im Regierungspräsidium, die schneller wieder vorbei sein wird, als der Heilige Vater anreisen kann, eine weitere, aus Köln importierte Ausstellung auf der nächstgelegenen Haushaltswarenmesse, ferner zwei Edelrhabarbertermine - mit teils seltsamer Besetzungscouch - in der Katholischen Akademie und in einer Buchhandlung, und ein theatralisches Szenario an drei Terminen zu je dreißig Euro (mit Imbiss!).
---
Tiefgreifendere Anstrengungen in Richtung Evangelisierung halten sich meines Ermessens eher in Grenzen, große Anregungen für mein eigenes Glaubensleben glaube ich auch nicht daraus ziehen zu können. In die Breite zielt das meiste wahrscheinlich nur insofern, als daß Glaubensfragen am Ende mutmaßlich vor allem in der Horizontalen beleuchtet werden. Das "den Glauben feiern" überlässt man wahrscheinlich ebenso wie vor allem eine unverkürzte Verkündigung desselben Benedikt XVI., denn mit sowas banal Naheliegendem geben sich die diözesanen Amts-, Gremien- und Pastoralgouvernanten sowieso nicht ab. Freuen wir uns also vielmehr auf den nächsten runden Geburtstags irgendeines erzbischöflichen Verwaltungsbunkers! So ein Papstbesuch dauert ja nicht ewig! Dann können sich alle wieder über den grünen Tee Klee loben und die Heilstaten der Bürokratie verkündigen.