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Mittwoch, 15. Juni 2011

Der Papst kommt, sperrt die Elfenbeintürme auf!

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Robbies Reich, das südwestdeutsche Erzbistum, gilt mit seinen weit über zwei Millionen Katholiken als das zahlenmäßig zweitgrößte deutsche Bistum. Entsprechend fulminant kommt auch die kirchliche Verwaltung daher. Erfreulicherweise konnte zum Beispiel das Erzbischöfliche "Seelsorgeamt" jüngst am Hochfest der Verkündigung des Herrn sein einhundertjähriges Bestehen feiern. Bei der Gründung dieser Einrichtung vertraute man Fragen der Sorge um die Seelen allerdings noch nicht einem Amt an, sondern, so hieß das ursprünglich mal, dem Erzbischöflichen Missionsinstitut, aber das nur nebenher. Jedenfalls ist das Seelsorgeamt eine ganz tolle Sache, die Paulchen, unseren dienstältesten Weihbischof, beim abendlichen Jubiläums-Pontifikalamt im Münster so sehr ins Schwärmen brachte, daß man erst durch das Tagesgebet nebenher auf das Hochfest aufmerksam (gemacht) wurde (durch die Liturgie).
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Natürlich gibt es nicht nur ein Seelsorgeamt, sondern auch eine Akademie und einen ganzen Rattenschwanz weiterer diözesaner Bildungseinrichtungen, es gibt ein katholisches Verbandswesen und natürlich viele wichtige Menschen, die dafür verantwortlich zeichnen. An mangelnder Infrastruktur dürfte Robbies Reich wahrlich nicht darben.
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Jetzt wäre so ein Papstbesuch ja mal eine super Sache, um Glaube und Bekenntnis davor und danach besonders intensiv in die Gesellschaft zu tragen. Leider ist Robbies Orgateam dazu bislang nicht viel eingefallen - dürr das Rahmenprogramm, elfenbeinesk zum Teil die Zielgruppen: Eine kleine Benedikt-Ausstellung im Regierungspräsidium, die schneller wieder vorbei sein wird, als der Heilige Vater anreisen kann, eine weitere, aus Köln importierte Ausstellung auf der nächstgelegenen Haushaltswarenmesse, ferner zwei Edelrhabarbertermine - mit teils seltsamer Besetzungscouch - in der Katholischen Akademie und in einer Buchhandlung, und ein theatralisches Szenario an drei Terminen zu je dreißig Euro (mit Imbiss!). 
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Tiefgreifendere Anstrengungen in Richtung Evangelisierung halten sich meines Ermessens eher in Grenzen, große Anregungen für mein eigenes Glaubensleben glaube ich auch nicht daraus ziehen zu können. In die Breite zielt das meiste wahrscheinlich nur insofern, als daß Glaubensfragen am Ende mutmaßlich vor allem in der Horizontalen beleuchtet werden. Das "den Glauben feiern" überlässt man wahrscheinlich ebenso wie vor allem eine unverkürzte Verkündigung desselben Benedikt XVI., denn mit sowas banal Naheliegendem geben sich die diözesanen Amts-, Gremien- und Pastoralgouvernanten sowieso nicht ab. Freuen wir uns also vielmehr auf den nächsten runden Geburtstags irgendeines erzbischöflichen Verwaltungsbunkers! So ein Papstbesuch dauert ja nicht ewig! Dann können sich alle wieder über den grünen Tee Klee loben und die Heilstaten der Bürokratie verkündigen.

Donnerstag, 19. Mai 2011

David Bergers freud'scher Versprecher

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Das schweizerische "katholische" Kirchenportal kath.ch hat ein Video-Interview mit David Berger fabriziert, auf das ich hier nicht verweise und es - allein schon der peinlichen Selbstbeweihräucherung am Ende wegen - ohnehin übergehen würde, leistete sich Berger nicht einen originellen freud'schen Versprecher. 
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Auf die Frage "Wie sollte die Kirche ihrer Meinung nach in Zukunft mit dem Thema Homosexualität umgehen? Was muß sich ändern?" antwortet David Berger unter anderem: "Endlich die Bibel historisch-kritisch auch in diesem Punkt ausnehmen ähh auslegen". Interessant.
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Wie wir nun alle wissen, werden nicht nur Bibeln, sondern auch Fische ausgenommen, indem man alles rausschnippelt, was dem Menschen nicht recht schmeckt und unbekömmlich dünkt. Zum Beispiel Gräten (selbst daraus läßt sich freilich noch ein fond oder Fischsuppe kochen). Andere Verwerter in der Nahrungskette sind weniger zimperlich und fressen den Fisch mit Haut und Schuppen, Gräten inklusive. Eines ist klar: Gräten gehören zum Fisch wie der Fisch ins Wasser, ehe er gefuttert wird. Ob's nun schmeckt oder nicht.
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Nebenbei: Bergers Ausnahme-Diktum eröffnet weiten Reformkreisen (von berufsjugendlichen BdkJ-Tänzern bis zu den Wisiki-Senioren) ein neues Betätigungsfeld: Statt zum "Bibel teilen" könnte man sich mal ausnehmend gut zum "Bibel entgräten" treffen. 

Dienstag, 10. Mai 2011

Protestnote

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Irgendwie scheint der institutionalisierte Dialog nicht allseits zu begeistern, da kann man selbst Kirchenräume bekleistern ...
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Mit selbst ist ja überdies nicht ganz klar, warum man mit Muslimen auf allen möglichen Ebenen immer gleich hochoffiziöse Konferenzen, Gespräche und Dialoge führen und herumschawänzeln muß, während andere Zuwanderer sich schlicht und einfach anpassen ...

Mittwoch, 24. November 2010

Problem in der Kanonübersetzung

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Fortes Fide schüttete gerade sein Herz aus und kam dabei auf einige Übersetzungsfragen im Römischen Kanon zu sprechen. "Deine Gemeinde" für familiae tuae wurde bereits in den Kommentaren geklärt, die Konsekrationspoesie "für alle" betrifft bekanntlich sämtliche Hochgebete. 


Es gibt spezifisch im Römischen Kanon eine weitere Problemstelle: Das aktuelle Meßbuch paraphrasiert in der Commemoratio pro vivis (Gedächtnis der Lebenden) die Wendung pro spe salutis et incolumitatis suae mit "für ihre Hoffnung auf das unverlierbare Heil". In der Übertragung des alten Schott wird das vorangehend genannte "Opfer des Lobes" (sacrificium laudis) dargebracht, damit die "Hoffnung auf Heil und Wohlfahrt gesichert werde". "Wohlfahrt" überzeugt mich als Übersetzung auch nicht ganz, da dies - zumindest für heutige Ohren - eher nach sozialer Sicherheit klingt, wo es doch um weit Höheres geht. Im klassischen Latein bedeutet der Begriff incolumitas "Unversehrtheit" oder "Erhaltung". Damit kommt man dem Sinn auch am nähesten. 


Gegen die aktuelle Übersetzung ist rein grammatikalisch einzuwenden, daß sich incolumitatis nicht als Adjektiv auf salutis beziehen kann (dann müßte pro spe salutis incolumis im Original stehen), sondern vordergründig als ein zweiter Genitivus obiectivus die Aussage weiterentwickelt: die Hoffnung richtet sich auf das Heil und auf die Unversehrtheit jener Zeitgenossen, für die das Opfer des Lobes dargebracht wird. 


Nun weiß man, daß der Redaktion des Kanon-Textes an einem fließenden Metrum gelegen war. Und bei poetisch orientierter Rede galt in der Antike häufig die Maxime vom Wohlklang, der im Zweifelsfall vor Richtigkeit den Vorrang habe. Mithin läßt sich mutmaßen, daß sich die Unversehrtheit zwar nicht streng grammatikalisch, aber zumindest sinngemäß auf das Heil beziehen könnte. Eine verantwortbare Übersetzung müßte dann von der "Hoffnung auf das unversehrte Heil" sprechen. Da überdies mit incolumitas weit mehr als soziale Sicherheit gemeint sein dürfte, mag diese Paraphrase den eigentlich Sinn sogar treffen. Einer entsprechenden Korrektur bedient sich auch ein mir bekannter Priester bei der Zelebration. 


Eine "Hoffnung auf das unverlierbare Heil" kennt der Römische Kanon jedenfalls nicht. Die Übersetzung ist ebenso falsch wie doppeldeutig und es würde mich nicht wundern, wenn sie einem fortschrittlichen Heilsoptimisten absichtsvoll aus der Feder geflossen ist: Wir kommen ja alle irgendwie sowieso in den Himmel. Zwischenfrage: Warum soll man dann noch hoffen? 


Das Gedächtnis der Lebenden ist das Gedächtnis derer, die in statu viatoris leben, die sich noch auf Pilgerschaft durch das Erdenleben befinden. Hier besteht tatsächlich die Gefahr, daß dieses Heil versehrt werde. Allein hier ergibt Hoffnung einen Sinn - die Hoffnung, daß dieses Heil, dessen Samen der Mensch bereits in sich trägt, wachse und nicht versehrt werde: Hoffnung auf das unversehrte Heil eben. Unverlierbar? Es kann im Stand der Pilgerschaft, der auch der Stand der Hoffnung ist, durchaus verloren werden. Unverlierbar wird es erst in der Vollendung; doch dann spielt die Hoffnung keine Rolle mehr. 

Samstag, 6. November 2010

Wer keinen Ritus hat, der ...

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... hat auch beim Basteln von Ritualen kein glückliches Händchen. Diesen Eindruck hatte ich nach dem Besuch der Allerseelenmesse in meiner Pfarrkirche am vergangenen Dienstag. Im Wortgottesdienst ließen die Verantwortlichen ihrer Kreativität freien Lauf. Leider.


Doch vorweg: Die Anlage zielte vor allem darauf, die Angehörigen der Verstorbenen zu trösten; die Gemeinde hatte zu dem Gottesdienst die Familien, die im vergangenen Jahr einen Menschen verloren hatten, eigens angeschrieben und eingeladen. Erst einmal eine schöne Sache, zumal die Trauernden zu trösten ein Werk der Barmherzigkeit ist. Nur - der Allerseelentag weist, wie die gesamte klassische liturgia defunctorum, über den Trostaspekt hinaus: Wir beten nicht nur, nicht einmal in zweiter Linie, für uns selbst, wir beten vor allem für die Verstorbenen. Und es ist ein falscher, weil irreführender Trost, die Menschen nicht in der Hoffnung, sondern in der Gewißheit zu bestärken, daß sämtliche Verstorbenen ohnehin von Gott bereits aufgenommen seien.


Das Ritual. Nach Einzug und Lied, in dem passenderweise bereits das Kyrie geparkt war (GL 523), erfolgte nach einer kurzen Eröffnung das Totengedenken. Zwei Lektoren verlasen die Namen, in Vierergruppen zusammengefasst. Zu jeder Gruppe nahm sich ein Ministrant eine Kerze, entzündete dieselbe am Osterlicht und stellte sie auf ein über die Chorstufen drappiertes violettes Tuch. Weil es nun der Namen viele waren, wurde die Angelegenheit etwas unruhig, zumal die Ministranten offenbar nur kurzfristig informiert worden waren, was sie zu tun hätten. Entsprechend holprig startete die Aktion. Vor allem ein Lektor schielte dann regelmäßig vom Ambo zu den Ministranten herüber, ob die denn schon fertig wären. Auch wurden die Namen zeitweise zu schnell heruntergelesen. Wenn man schon solche Rituale entwirft, dann sollte man sie auch ernst nehmen und ernsthaft praktizieren (und am besten in einer der Messe vorgelagerten Andacht).


Die Predigt war, der Betröstungsabsicht entsprechenden, sehr homozentrisch angelegt. Der Gottesname aus dem brennenden Dornbusch bedeutete natürlich einmal mehr, daß Gott für die Menschen "da" ist. Gott scheint nicht mehr das absolute, in sich selbst ruhende Esse zu sein, sondern ist vor allem Gott, weil er für uns da ist?!? Daß man überdies den letzten Artikel des großen Glaubensbekenntnisses et exspecto ressurectionem mortuorum et vitam venturi saeculi mit "Wir erwarten (im Sinne von "drauf pochten"!!!) die Auferstehung von den Toten und das Leben der kommenden Welt" übersetzen könne, deucht mich etwas befremdlich. Nach Auskunft des Wörterbuches kann man exspecto ja mit allerhand übersetzen, aber sicher nicht mit genau-das-wollen-wir-von-dir-haben-basta. Da entböte sich noch eher eine "kritische" Variante: "Und mit Blick auf die Auferstehung von den Toten und das Leben der kommenden Welt warten wir mal ab".


Ansonsten business as usual: Eine Halleluja-Akklamation, die kaum einer kannte und deren Nummer der Organist auch nicht anzeigen wollte. Wahrscheinlich diente es auch pädagogischen Zwecken, daß der Ruf nach dem Evangelium wiederholt wurde. Dann weiter mit GL 296, 469, 482 und 473 plus zweites Hochgebet. Missa typica ...

Mittwoch, 20. Oktober 2010

Dogma und Realität

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Beginnen wir mit einer Runde Dogmatik für alle. Angelegentlich gewisser "Qualitätsnormen" im Vollzug diverser "Euchariestiefeiern" kann man sich die folgenden Ausführungen, auch wenn dieselben etwas trocken daherkommen, nicht genug vergegenwärtigen: 
Der innere Wert des Meßopfers, d.h. die dem Meßopfer von sich aus (in actu primo) eigentümliche Würde und Wirkkraft, ist wegen der unendlichen Würde der Opfergabe und des primären Opferpriesters unendlich (...).
Unter den Früchten des Meßopfers versteht man die Wirkungen, die das Meßopfer als Sühnopfer und Bittopfer ex opere operato hervorbringt: die propitiatorischen, satisfaktorischen und impetratorischen Wirkungen. Man unterscheidet seit Scotus eine dreifache Meßfrucht:
a) die allgemeine Meßfrucht (fructus generalis). Diese kommt unabhängig von der Intention des zelebrierenden Priesters der ganzen Kirche, den lebenden Gläubigen und den armen Seelen des Fegefeuers, zugute; denn jedes Meßopfer ist Opfer für die Kirche. (...)
b) die besondere Meßfrucht (fructus specialis oder ministerialis oder medius). Diese kommt den Personen zugute, für die das Meßopfer in besonderer Weise dargebracht (appliziert) wird, seien es Lebende oder Verstorbene. Die Applikation ist als eine an Gott gerichtete Bitte um Zuwendung der Opferfrüchte aufzufassen, nicht als selbstherrliches Verfügen. (...)
c) die persönliche Meßfrucht (fructus specialissimus oder personalis). Diese wird dem zelebrierenden Priester als dem Diener und Stellvertreter des primären Opferpriesters Jesus Christus und den mitopfernden Gläubigen zuteil (Ludwig Ott, Grundriß der katholischen Dogmatik).
Wie ich vor nicht allzulanger Zeit der Lektüre von Kirche heute, dem wöchentlichen Kirchenblatt mit Pfarrnachrichten für die Nordwestschweiz, entnehmen konnte, werden in Basler Umlandpfarreien auch "Wortgottesfeiern mit Kommunionspendung" für Verstorbene appliziert. Offenkundig ist es den Verantwortlichen stinkegal, ob die gedenkende Fürbitte für Verstorbene, ob Jahres- und Stiftungstage im Rahmen einer Heiligen Messe oder eines Wortgottesdienstes unter Laienvorsitz gehalten werden. Wahrscheinlich erkennt man darin sowieso keinen besonderen Unterschied mehr ... 

Dienstag, 19. Oktober 2010

Und wieder ist die Kirche schuld



Alles fing ganz harmlos an. Betuliches Tüdeldü als Intro, schon guckte mir treuherzig ein römisch-katholischer Laientheologe aus der Glotze ins Wohnzimmer - schwarze Hose, schwarze Weste, schwarzer Gehrock, weißes Hemd: Das Wort zum Sonntag, im Schweizer Fernsehen SF1, am vergangenen Samstagabend. 

Warum die Bibel für viele Menschen heute keine große Bedeutung mehr habe, lautete die Eingangsfrage. Schließlich sei sie doch "die Heilige Schrift". Aber manchmal zuckten selbst die Schüler zusammen, stünde er mit der Bibel in der Hand vor der Klasse, wußte der Theologe zu berichten. Wo doch die Bibel im Zentrum der Verkündigung stehe ...

Dann kam einer dieser verdächtig ausgelutschten Sätze ... Dem Theologen sei, natürlich neulich erst, ein Zeitgenosse über den Weg gelaufen. Dieser wiederum habe klipp und klar gesagt, daß ihm nicht klar sei, was die Verkündigung kirchauf, kirchab mit seinem Leben zu tun haben soll. Was fiel dem Theologen nun dazu ein? 

Daß die Menschen wieder lernen müßten, das Tor des Herzens zu neigen, um eine Wendung aufzugreifen, die recht markant am Anfang der Benediktsregel steht? Vielleicht etwas sehr idealistisch gedacht. Daß, um Paulus aufzufahren, Glaube vom Hören komme und man daher in die Katechese besondere Sorgfalt investieren müsse? Sicher zu technisch.

Für den Theologen im Gehrock war die Sache jedenfalls klar wie Klosbrühe: Die Kirche ist schuld mit ihren Lehren, die sie dauernd vom Stapel läßt. Diese seien weit weg von der Lebenswirklichkeit der Menschen. Dazu hatte er gleich drei Beispiele auf Lager:

Da wollen geschiedene Menschen eine neue Partnerschaft eingehen und erneut heiraten ... Die KATHOLISCHE KIRCHE sagt NEIN.
Da wollen Eltern selbst bestimmen, wann und wie viele Kinder sie zeugen und gebären ... Die KATHOLISCHE KIRCHE sagt NEIN.
Da wollen lesbische und schwule Menschen das Bettchen teilend einfach zusammenleben ... Die KATHOLISCHE KIRCHE sagt NEIN.
JESUS HINGEGEN habe den Menschen den Rücken gestärkt und ihnen neue Perspektiven aufgezeigt bla bla bla.

Ich kann das echt nicht mehr hören. Diese Zeitgeisthechelei, dieses billige Anbiedern, dieses Herabschrauben aller Ansprüche, diese Verabsolutierung menschlichen Wollens und Befindens auf Kosten göttlicher Weisungen und des Naturrechts. Diese hinterhältige Strategie, unter Vortäuschung falscher Tatsachen Jesus gegen die Kirche auszuspielen. Sicher, auch mein Leben wäre in vielen Fragen wahlweise einfacher, angenehmer, strunzgeiler, spaßiger oder abgefahrener, wenn ich tun und lassen könnte, was mir gefällt, immer mit der Versicherung im Rücken, das auch bei der beschissensten Aktion irgendein Jesus mir obendrein den Rücken stärkt und neue Perspektiven eröffnet, koste es, was und wen es wolle.

Was sucht dieser Theologe eigentlich in der katholischen Kirche? Soll er sich doch einen anderen Verein suchen, für die besagten Punkte gibt es unter christlichen Denominationen zwischenzeitlich eine große Auswahl.

Apropos Perspektiven ... wenn es eine zentrale Perspektive gibt, die der Herr Jesus vor allem aufgezeigt und bis in die letzte Faser beglaubigt hat, dann ist es das Pascha-Mysterium: Leiden, Kreuz, Ostern. Von happy hour ist da erstmal nicht die Rede, wohl aber von einem Weg in vitam venturi saeculi. Und dazu stärke Jesus den Rücken.

Samstag, 2. Oktober 2010

Mal wieder was aus der ZDK-Ecke

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Heute nachmittag trieb sich Wolfgang Thierse bei DeutschlandradioKultur rum und gab den Exoten (katholischer Sozi plus aus der Ex-DDR plus im "eher schwarz eingefärbten" ZDK). Zugegeben, das Interview war weniger grauslig als erwartet - etwa, als Thierse betonte, er bleibe ja nicht in der Kirche, "weil die sich jeder zeitgenössischen Mode anpasst". Er fände schon, sie solle "wie aus einer anderen Zeit in die heutige Zeit hineinragen wie ein erratischer Block".


Etwas ratlos hat mich die Aussage zurückgelassen, er habe erst lernen müssen, die im ZDK "sich spiegelnde Vielfalt des deutschen Katholizismus nicht als Unübersichtlichkeit wahrzunehmen". Welche "Vielfalt"? Die von Mitte-Links bis Links? Aber gut, Thierse hat jedenfalls gelernt, diese "Vielfalt" als "Reichtum wahrzunehmen, und dieses Zentralkomitee", so holpert die Logik hinfort, "ist ja ein Laiengremium und repräsentiert auch das Selbstbewusstsein der Laien in der katholischen Kirche in Deutschland". Also ich glaube meinerseits, über ein Selbstbewußtsein als Laie in der katholischen Kirche in Deutschland zu verfügen, aber leider fühle ich mich dabei keinen Deut vom ZDK mit seiner "Vielfalt" repräsentiert. Ganz im Gegenteil: Dieser anmaßende Club nervt.


Allzu erratisch wünscht sich Thierse die Kirche dann doch wieder nicht. Es gebe "vieles zu ändern in der katholischen Kirche" und da ärgere ihn die Beharrlichkeit. "Also die Rolle der Frauen ist sowas von problematisch in der katholischen Kirche, sozusagen das Sonderbewusstsein des Klerus, das sich immer weiter tradiert". Mensch Wolfgang, sag doch gleich klar und deutlich, daß die Weihe von Frauen überfällig sei, statt danach vom wunderbaren "Geschenk des Zeiten Vatikanums und seines Kirchenbilds" zu faseln und mithin den Konzilsgeist zu beschwören.


Für alle Kirchenverbesserer vom Typ Thierse ein Tipp: Zum Islam übertreten! Der ragt noch weit monumentaler als erratischer Block in die Zeit und da kann man noch viel mehr für die Frauen tun ...

Samstag, 4. September 2010

Wer kämpft, kann verlieren



Mein Verhältnis zum NGL ist nicht das Allerbeste, aber es gibt einige Elaborate, die ich schätze. Beispielswegen folgendes Lied:


Meine engen Grenzen, meine kurze Sicht bringe ich vor Dich.
Wandle sie in Weite: Herr, erbarme Dich!


In der Blogozese bricht sich - von Zeit zu Zeit - immer wieder mal ein wenig Verdruß an der Kirche die Bahn, jüngst etwa hier bei Ulrich. Das Menschliche, Allzumenschliche, welches die Kirche "auszeichnet", verdrießt zuweilen auch mich. So bekomme ich meistens zumindest das innere Kotzen, wenn sich Robbie samt seinem onkelhaften Plauderton zu Wort meldet, selbst wenn er dabei, kommt ja vor, katechismuskonform bleibt. Oder wenn vom Pfarrer bis zum Pastoralassi dauernd von Liebe, Achtsamkeit, Mitmenschlichkeit, Verstehen rumgesäuselt wird, von diesem ganzen appellativen Schweinkram eben, den die Wirklichkeit allzu häufig als Worthülse denunziert. Anspruch und Wirklichkeit klaffen in der Kirche gerne auseinander. Und warum den Balken bei den anderen suchen? Eigentlich reicht es schon, sich selbst im Spiegel anzuschauen, und man kann recht rasch die Nase voll haben. Ihr sollte meine Zeugen sein? Gott bewahre!


Zum Glück, und dies kann man sich meines Ermessens nie genug vergegenwärtigen, sind nicht nur wir Kirche, weder Robbie, noch der kirchensteuersatte Sülzpfaff, noch die lohnabrechnungserlöste business-as-usual-Pastoral, weder du noch ich.
Kirche, das sind (auch) die anderen: die Heiligen, die Chöre der Engel, die Seelen in der Läuterung. Kirche, das ist der mystische Leib unseres Herrn. Wir hingegen sind "nur" die sogenannte "streitende" Kirche, für die Churchills Satz gilt: "Wer kämpft, kann verlieren. Wer nicht kämpft, hat schon verloren". Das punktuelle oder dauerhafte Scheitern gehört jedenfalls dazu. Oder um es mit einem anderen Briten, es soll Oscar Wilde gewesen sein, zu sagen: Die katholische Kirche gefalle ihm besser als die anglikanische, denn diese kenne nur ehrenwerte Persönlichkeiten, jene aber Heilige und Sünder.


Ich habe zu diesem Beitrag ein Bild aus der Beuroner Abteikirche gewählt, es dürfte die Apotheose des hl. Martin zeigen. Für mich zeigt es noch etwas anderes: Daß wir immer wieder den Blick entgrenzen müssen, hinaus über die grauen Kirchenmauern, in denen bei aller hübscher Dekoration auch viel Dreck verbaut wurde und verbaut wird. Vielleicht sehen wir dann den Himmel offen ...



Meine engen Grenzen, meine kurze Sicht bringe ich vor Dich.
Wandle sie in Weite, Herr, erbarme Dich!

Dienstag, 27. Juli 2010

Selbstreflexives: Bin ich Gott?



Warum löhne ich eigentlich Jahr um Jahr acht Euro für mein Pfarrblatt? Die Gottesdienstzeiten interessieren mich kaum, da ich ohnehin nur alle Schaltjahre in meiner Heimatgemeinde die Messe besuche. Selbst meine Meßstipendien gebe ich vorsichtshalber anderweitig ab. Der Informationswert in Sachen Frauenkreis, Seniorenfest und Kolping ist für mich ebenfalls beschränkt ... aber irgendwie will man eben doch wissen, was so abgeht. Und dann gibt es noch diese erbaulichen Texte auf der ersten oder zweiten Seite.

Die vorletzte Ausgabe wollte mir ein "Gebet" beibringen, ein irisches: "Nimm dir Zeit" ... aha. Wozu? Zum Arbeiten, Denken, Spielen, Lesen, Freundlichsein, Träumen, zum Lieben, zum Geliebtwerden, zum Umschauen und Lachen. Gott war in diesem Gebet abwesend. Offensichtlich brauche ich mir auch keine Zeit zum Beten nehmen. Ein seltsames Gebet.

Die neueste Ausgabe lag am Samstag im Briefkasten. Die Gemeindereferentin läßt mich wissen, daß Astrid Lindgren der Meinung war, sie müsse "ja auch noch Zeit haben, einfach dazusitzen und vor" sich "hin zu schauen". Also noch was, wofür ich mir Zeit nehmen sollte. Immerhin sind ja bald Ferien. Weiter im Text der Referentin: "Was ist gemeint mit einfach dasitzen und vor sich hinschauen? Dabei kann mir bewusst werden: ich atme, ich bin ...".

Aha. Spiro, ergo sum. Netter Gedanke. Nett auch, daß ganz am Ende überraschenderweise (?!?) Gott (!?!) vorkommt: "Atme in mir, Gott, dass ich aufatmen kann". Ich atme, also bin ich und Gott atmet in mir. Bin ich jetzt Gott? Super ... Jetzt geht mir ein Licht auf: Wenn ich Gott bin, dann reichen mir selbstreflexive Gebete (aus Irrland) natürlich völlig aus.


Irgendwie stelle ich mir die Neuevangelisierung Europas anders vor.

Montag, 1. März 2010

Nabelschau zur Fastenzeit?

 
Christus am Baum des Lebens
Zollitsch City, Turmvorhalle des Münsters

Nach der Abendmesse im Münster von Zollitsch City zog heute ein Plakat meine Aufmerksamkeit auf sich: Fastenpredigten. Immer sonntags, 17 Uhr. Ohne Messe. Interessante Sache, dachte ich mir, und eine hübsche Tradition obendrein. Was wird wohl geboten?

"Moderne" Theologen und sonstige postkonziliare Bildungschristen haben bekanntlich einen Hang zu gemeinhin als hipp erachteten Wortspielereien: Die Reihe Zeichen der Zeit - Zeitzeichen scheint sich irgendwie um die Kirche in der Welt von heute zu drehen, jedenfalls wird wieder mal ordentlich der Konzilsgeist beschworen: "Die Zeichen der Zeit" seien 45 Jahre nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil "für die Kirche Herausforderung, die frohe Botschaft Jesu Christi neu zu entdecken und davon ausgehend der Welt von heute das Evangelium zu verkünden". Und das kann man natürlich gerade zur Fastenzeit ganz toll machen, also Verkündigen und so.

Irgendwie habe ich zwischen "Predigern" wie dem laiisierten Priester Prof. Dr. Otto Hermann Pesch und der "Friedensaktivistin" und fortwährenden Friedensnobelpreisanwärterin Hildegard Goss-Mayr (die Rahner beim Konzil zugearbeitet hatte, was aber keineswegs heißt, es handle sich um noch so ein Rahner-G'schpusi wie die olle Rinser) das Gefühl, daß überwiegend Konzilsachtundsechziger Nabelschau betreiben und natürlich einer Fortschreibung des Konzilsgeistes das Wort reden werden - also jenes Prozesses, der Kirche und Glaube in Wischi und Waschi überführt. Schließlich sagen die "Zeichen der Zeit", daß katholisches Profil nicht besonders gefragt ist. Anpassung tut also Not, arrgiornamento ("Verheutigung") heißt dann faktisch oft kaum anderes, als daß Kirchenvertreter und Theologen den eigenen Glauben zu einem Phänomen (u.a.) zivilgesellschaftlichen Engagements heruntermanipulieren.

Damit sich das Ganze aber nicht ganz zum konziliaren Pflegeheim gerontoriert, verheißt ein Handzettel in quasi humoresken Gleichsprech: "Jeder Predigt vorangestellt ist ein Statement eines Vertreters/einer Vertreterin der jungen Generation, der/die seine/ihre Sicht auf das Thema darstellen wird". Horch, was kommt von draußen rein? Wird doch nicht der bdkj sein?

Nebenbei ... zu welcher Bußfertigkeit sollen mich wohl Predigten unter dem Motto Erfolg - Scheitern. Von der Gnade des Nullpunkts anspornen? Also früher gab's mal die helfende und die heiligmachende Gnade, die gerne auch zu Bußzeiten in den Blick genommen wurden. Mit "Gnade des Nullpunkts" assoziiere ich hingegen eher ein buddhistische Nirvana, oder so ein Animationsgedöns mit Steh-auf-Männchen. Nun gut, ich mag der Sache Unrecht tun, aber im Dunstkreis solcher Sachen wurde einfach schon zu viel preudospiritueller Müll produziert, so daß ich mich schwertue, hier an jene Ausnahme zu glauben, welche die Regel dann doch mal aus den Angeln hebt.

Samstag, 23. Januar 2010

Ich bin Käßmann-Fan! Fast jedenfalls ...




Unsere protestanischen Mitchristen beschäftigen derzeit ja wieder halbwegs heftig die Blogozöse, vor allem deren Ratsvorsitzende Margot Käßmann. Ein Käßmann-Nein-Danke-Button macht auch schon die Runde, das erste Mal hatte ich ihn bei Maria Magdalena entdeckt.

Zuerst habe auch ich mich über die Dame geärgert, und angesichts ihrer kruden Stellungnahme zum Afghanistan-Einsatz samt all der schrägen Implikationen könnte ich mich auch weiter ärgern. Den heiße ich, aber aus anderen Gründen, gleichfalls nicht gut - was mich aber dennoch nicht hindert, mit den dortigen Kameraden und deren Familien solidarisch zu sein (kein Blog ohne irgendeinen Button).

Geärgert habe ich mich anfangs auch über die Äußerungen von Frau Käßmann zur Ökumene. Zwischenzeitlich sehe ich die Sache nicht nur gelassener, sondern werde fast schon (aber echt nur fast!) zum Käßmann-Fan. " ... wir müssen sagen, dass wir theologisch eben an Punkten sind, die wahrscheinlich nie eingeebnet werden. Was ich auch gut finde", bekräftigte sie nun gegenüber Radio Vatikan. Ein ehrliches Wort, und mir allemal lieber als das weichgespülte Funktionärsgewäsch von der einen wie der anderen Seite, das im Zweifelsfall wesentliche Unterschiede unter dem großen Mantel der ach so vielen Gemeinsamkeiten verschwinden lassen will: Entweder per Taschenspielertrick oder weil der eigene Glaube schon so weit erodiert ist, daß man wirklich keinen Unterschied mehr erkennen kann.

Dann lieber Ökumene der Profile. Dann lieber klare Ansagen. Dann lieber klare Absagen. Was sollte auch Frau Käßmann vom Papst erwarten können, wenn nicht irgendwas mit Ökumene? Einen Ablaß sicher nicht und auch keine Geburtstagskarte. Und da sie Benedikt XVI. - bezogen auf die Wünsche und Träume ihrer eigenen Truppe - wahrscheinlich treffsicherer einschätzt als landauf, landab manch ökumenetrunkenen Schmusekater, erwartet sie eben nichts. Warum sich also mit ausschweifendem Ringelpiezgelaber aufhalten?

Ne, so übel ist die Margot eigentlich garnicht ...

Dienstag, 19. Januar 2010

Konzilsoptimistisches, aufgelesen ...

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"(...) Die Muttersprache in der Liturgie: Unsere Kinder gehen heute schon und unsere Enkel werden in 25 Jahren in ein lateinisches Choralamt gehen wie wir in einen ostkirchlichen Gottesdienst in griechischer oder altslawischer Sprache - beeindruckt, aber mit dem Gefühl: Das ist nicht unser Gottesdienst"

... befindet Otto Hermann Pesch in seinem Buch Das Zweite Vatikanische Konzil. Vorgeschichte - Verlauf - Ergebnisse - Nachgeschichte (Würzburg 2001, S. 106).

Mit Verlaub, unsere Kinder und Enkel gehen überwiegend in überhaupt keinen Gottesdienst mehr. Und die es doch noch tun, sind - in relativen Zahlen betrachtet - eher in lateinischen Choralämtern zu finden als in deutschen Eucharistiefeiern mit Pappnasenfaktor ("unser Gottesdienst" *gröhl*).

Montag, 2. November 2009

Windei-Eschatologeme - zu Allerheiligen und Allerseelen





In den vergangenen Jahren hatte ich zu Allerheiligen und Allerseelen stets Orgeldienste im außerordentlichen römischen Ritus. Entsprechend fielen auch die Predigten aus. Dieses Jahr konfrontierte mich hingegen mit jener "normalen" Verkündigung, die in "normalen" Gottesdiensten heute auf dem Programm zu stehen scheint - eine eher armselige Angelegenheit: Die Katechese von den letzten Dingen liegt mancherorts (oder vielerorts?) in den letzten Zügen.

Ob gestern in der Abendmesse meiner Pfarrkirche oder heute in der Eucharistiefeier nach der - von mir vorgezogenen - Frühmesse, von der ich noch die Predigt mitbekommen habe: Allenthalben blieb alles im Ungefähren stecken, allenthalben wurde keine echte Orientierung geboten, die entscheidend über Appellationen zu gottgefälligem Sozialkuscheln hinausgewiesen hätte, allenthalben wurde verschwiegen, daß der Mensch in seiner Berufung auf Gott hin auch scheitern kann, allenthalben kein klarer Hinweis, daß Heiligkeit auch etwas mit Gnade und Transzendenz zu tun hat, allenthalben keine eindeutige Aussage, daß wir gut daran tun, für die Seelen in der Läuterung zu beten, allenthalben keine die Tiefe des Mysteriums in seinen Bezügen auf Gott und Mensch, auf Gerechtigkeit und Gnade auslotende Darstellung, warum Allerheiligen und Allerseelen mehr ist als Gräber schmücken, Friedhof besuchen, Lichtlein anzünden und an Verstorbene denken. Allenthalben diese Trend-Eschatologie, welche die Lehre vom Purgatorium und der Hölle als "Drohbotschaft" denunziert und auf eine "Frohbotschaft" setzt, in der am Ende alle Menschen querbeet gerettet werden, wobei die damit verbundene Heilsvision seltsam blaß und farblos bleibt - so, als ob man selbst nicht recht dran glauben mag, wovon man redet.

Zugegeben: Wir wissen letztlich wenig über die letzten Dinge und können wieder mal nur im Rahmen eines begrenzten Sprechens, einer begrenzten Einsicht und begrenzter Bilder uns Vorstellungen bilden, in welche Bestimmungen das Schicksal des einzelnen Menschen wie der Geschichte münden kann. Dies wird auch eine jede neuscholastisch geprägte, ordentliche Dogmatik einräumen. Doch umso mehr sollte die Verkündigung doch gerade bei diesen letztentscheidenden Fragen dem Glauben der Kirche vertrauend folgen, statt die Windei-Eschatologeme der Greshakes und Kehls etc. etc. etc. zu propagieren.

Auf die Barmherzigkeit Gottes - für uns selbst und für unsere Mitmenschen - kann nur vertrauen, wer auch glaubt, daß aller Weisheit Anfang die Furcht des Herrn ist. Dann dürfen wir uns Wunder der Gnade erhoffen, geschenktes Leben für die Ewigkeit, für uns und für unsere Verstorbenen, für deren Heil wir - reich durch die Gnadenmittel der Kirche - eintreten können.

Samstag, 24. Oktober 2009

Mein Freund, der Baum, ist tot

Manchmal schreibt man auf schönen anderen Seiten "Kommentare", die sich zu kleinen Beiträgen entwickeln, die man auch auf den eigenen Blog setzen könnte. Im konkreten Fall geht es um Überlegungen zur Amtseinführung von Kirchenmusikern, die Cäcilia anstellt, und die mich angeregt haben, einen gefakten Pressetext in die Kommentarspalte zu schmuggeln.

PS: Geistlichen stehe ich, als Urheber dieses fiktiven Gottesdiensttextes, mit Gestaltungsvorschlägen für Liturgiefeiern übrigens gerne zur Verfügung ... ;-)

Samstag, 10. Oktober 2009

Viva la Revolución ...




In den letzten Tagen flatterte ein Text durch die Blogozese (bei Katholik und Alipius etwa), der es verdient, nochmals aufgegriffen zu werden. Ein Seminarist aus Nigeria, derzeit als Student im Stift Heiligkreuz, hält dem verschnarchten Eurokatholizismus eine Standpauke. "Jetzt ist die Zeit aufzuwachen, jeder soll auf seine Weise und in seinem Lebensumfeld sprechen. Lest! Schreibt! Sprecht laut!" gehört zu den Kernsätzen eines Beitrags, der sich stellenweise wie eine Brandrede liest. Wie auch das hier: "Laßt alle in eurer Umgebung merken, das ihr ein Christ ist. Wo seid ihr? Was seht ihr? Was hört ihr? Was wißt ihr? Sprecht laut!"

Der Verfasser spricht den einzelnen Christen an; und das ist kein Schaden. Das großartige Phänomen eines gelebten Glaubens ist nicht nur, aber auch nicht zuletzt der Glaube der vielen Einzelnen, die in ihrem Leben die Verkündigung - mehr als nur sprichwörtlich - beglaubigen. Darüber bedarf es keiner Diskussion.

Dieses "Beglaubigen" fällt allerdings leichter, wenn man sich in einer großen Gemeinschaft geborgen weiß, die geistig wie emotional Rückhalt bietet. Die Kirche als Gemeinschaft der Heiligen tut dies, aber dieser Rückhalt ist eher geistlicher Natur. Auf die Kirche als Institution, die im Hier und Jetzt konkret den Rücken stärkt, die sich nicht schämt, ihre ganze Botschaft mit allem Mut und aller Zumutung der Welt zu verkünden, auf diese vielbeschworene "Ortskirche", ist hingegen kaum noch Verlass. Wer heute in seinem persönlichen Umfeld die Lehre der Kirche vertritt, muß damit rechnen, daß der nächstbeste Oberhirte tags darauf in der Zeitung eben diese Lehre relativiert und zwei Spalten später vor bösen Fundamentalisten warnt. Ein nicht geringer Teil der Geistlichen verkündet das Wort nur noch, wenn es gelegen scheint. Der Rest fällt unter den Tisch oder wird umgebogen, bis es gelegen dünkt.

Stehen wir also allein auf weiter Flur? Ja und nein. Nein, weil sich etwa in der Blogozese Katholiken versammelt haben, die sich gegenseitig stärken können. Ja, weil es meiner Meinung nach in Deutschland (wie in anderen Ländern) an einer wachen und schlagfertigen katholischen Bewegung fehlt, die über einen ansehnlichen Mitgliederstamm verfügt und sich nicht so schnell ins Boxhorn jagen lässt. Ich meine damit eine, das klingt jetzt etwas eckig, Art "Katholiken von unten für eine Kirche von oben". 

Man mag einwenden können ... gibt es denn nicht das Forum deutscher Katholiken? Und was ist mit den Intiativkreisen? Und den ganzen Missa-tridentina-Truppen? Und was ist mit dem Opus Dei? Oder mit Communione e liberazione?

Hand auf's Herz! Vom Forum höre ich in der Regel nur etwas, wenn der jährliche Kongress über die Bühne geht, danach herrscht deutschlandweites Schweigen im Wald. Die Initiativkreise scheinen bis auf wenige Ausnahmen scheintod zu sein. Missa-tridentina-Gruppen mag ich herzlich, aber oft sind sie schon zufrieden, wenn das Ordinariat eine regelmäßige Messe genehmigt (jeden 29. Februar um 5.55 Uhr in der St. Nimmerlein-Kapelle auf dem hohen Buckel; Messe entfällt, wenn der 29. auf einen Sonntag fällt). Ist die Messe genehmigt, hält man Burgfrieden, ehe dem Ordinariat eine weitere Einschränkung einfällt (Teilnahme nur bei gleichzeitigem Bekenntnis zur Handkommunion?). Opus Dei und Communione scheinen mir wiederum schon zu eigen - die dort gelebte Spiritualität ist nicht jedermanns Sache.

Eigentlich schwebt mir ohnehin etwas "Rebellischeres" vor, eben ein kirchentreues Pendant zu all jenen Vereinigungen und Initiativen, die gerne öffentlichkeitswirksam ihre Leiden an der Kirche inszenieren. Von denen kann man immerhin was lernen. Pressure-Groups bilden, Druck machen, für Aufsehen sorgen: Zeigen, daß es auch Katholiken gibt, die auf Kirche als Zeitgeistverein pfeifen. Die dem kirchentreuen Katholizismus in Deutschland eine Stimme geben, die nicht überhört werden kann. Die durch pfiffige Aktionen aufmerksam machen, aber vernünftig genug sind, nichts zu unternehmen, was den anderen leicht Gelegenheit bietet, sie in die Fundi-Ecke zu schieben.

Man stelle sich folgendes vor: 2.000+ Katholiken würden am 2. November 2009 einen Brief an ein bestimmtes Zentralkomitee abschicken, in welchem sie es sich für die Zukunft eindeutig verbitten, weiterhin nominell von einem Gremium vertreten zu werden, welches sie nie demokratisch legitimiert haben und dessen Stellungnahmen häufig bis meist weder dem eigenen katholischen Glaubensverständnis entsprächen noch jenem der Kirche. Das wäre doch schon ein guter Anfang ...

Nebenbei: Solche katholisch subversiven Aktionen wären mit dem Forum kaum zu machen, da dort immerhin konservativere Teile der Hierarchie eingebunden sind, die solche Scharmützel gegen ganz bestimmte Phänomene des Germano-Katholizismus kaum mittragen könnten, zu groß wäre die Zerreißprobe.

Nehmen wir noch ein anderes Beispiel: Tridentinische Messen werden gelegentlich mit der Begründung abgelehnt, daß zuerst für den normalen Pfarrgottesdienst Sorge getragen werden müsse. Das kann man akzeptieren. Dann aber erwarte ich auch von den zuständigen Ordinarien, daß sie dafür Sorge tragen, daß allerorten dieser "normale Pfarrgottesdienst" (anhand der liturgischen Vorschriften) gehalten wird. Wenn Priester irgendwelche Larifari-Messen veranstalten wollen, dann sollen sie dafür zusätzliche Gottesdienste anberaumen und meinetwegen ihren liturgiefreien Tag opfern. Auch hier könnte man den Verantwortlichen mal einheizen. Es müssen nur genug sich finden, die mitmischen ... oder wie das ganz zeitgemäß heißt: Sich einmischen.

Sätze wie "Kirchentreue Katholiken müssen zu einem ernsten Machtfaktor in der katholischen Kirche Deutschlands werden" sind zugebenermaßen etwas degoutant, denn ein anderer Machtfaktor als vorrangig Christus und dessen römischer Vicarius kann es in der Kirche eigentlich kaum geben. Aber da sich andere darum nicht scheren und ehe andere Macht an sich reißen, gilt es meines Ermessens ernsthaft zu überlegen, wie gegengesteuert werden kann. Vom Episkopat ist, fürchte ich, jedenfalls nicht viel zu erwarten. Oder vielleicht bräuchte so mancher Bischof sogar eine konservative Rebellentruppe im Rücken? 

"Sprecht laut!" ... je mehr Stimmen, desto lauter der Chor.

Christus vincit - Christus regnat - Christus imperat - Viva la Revolución ;-)

Was denkt ihr? Sind diese Gedanken angemessen? Berechtigt? Sinnvoll? Läßt sich damit etwas bewegen? Und wenn ja, wie sollte man es anpacken?

Mittwoch, 30. September 2009

Sankt Hieronymus




Da der heilige Hieronymus einem dahergelaufenen Löwen einen Dorn aus der Pfote gezogen hat, scheint das Fest dieses Kirchenvaters vor allem bei Katzenfans besonderen Zuspruch zu finden (ganz deutlich zum Beispiel hier). Ich halte zwar keine Katze, mag die Stubentiger aber gut leiden, wenn sie draußen herumliegen. Und immerhin habe ich eine Stoffkatze, die mir mal zu Schulzeiten verehrt wurde und den Namen Enzücklika trägt.

Ferner bin ich der Meinung, daß Katzen, also die echten, dringend einen eigenen Schutzpatron benötigen. Die vielen Katzensteckbriefe, die mich fragen, ob ich nicht zufällig Miez irgendwo gesehen hätte, und mich auffordern, im Keller zu forschen, ob nicht Mauz darinnen kläglich eingesperrt sei, lassen darauf schließen, daß der heilige Franziskus mit kätzerischen Eskapaden eindeutig überfordert ist.


Hieronymus wäre sicher der richtige Heilige dafür, schließlich sagt man ihm einen etwas kratzbürstigen Charakter nach.

An besonders geschmeidige Katzen sind auch die folgende Ausführungen des heiligen Hieronymus zum 5. Kapitel des Ev. Matthäi gerichtet. Es geht dabei um die Worte vom Licht der Welt und den Scheffel, unter den man das Licht nicht stellen soll usw. Der Herr mahne "zum Vertrauen beim Predigen, auf daß die Apostel sich nicht aus Furcht verstecken, und einem unter den Scheffel gestellten Licht gleichen, sondern daß sie mit dem ganzen Freimut sich zeigen". Und an wen richten sich diese Worte? An die Bischöfe, unsere aktuellen Episkopen inbegriffen: Alles für die Katz' ...!?!

Sonntag, 20. September 2009

Ich bekenne fernerhin, ...

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... nachdem ich mich gerade als unsensibler Kirchenliedmacho geoutet habe und der Ruf sowieso ruiniert ist, also da bekenne ich fernerhin eine Schwäche für, nun ja ... religiöses Filmschaffen. Also zum Beispiel für The Boondock Saints (dt. Der blutige Pfad Gottes), eindeutig einer der Höhepunkt des ekklesialen Trashkinos, Tarantino für Katholiken mit traditionellen Wertbildern und einer Neigung zu apokalyptischen Zuständen. Eine kleine Spur friedliebener ist hingegen das Dschungelschlacht-Opus Die Tränen der Sonne. Hier rettet Bruce Willis unter ungemütlichen Umständen eine Ärztin aus einer Missionsstation, ehe die standhaft bei den Schutzbefohlenen dort verbleibenden Ordensschwestern mitsamt dem Geistlichen von Rebellen niedergemetzelt werden.

Ich könnte jetzt zu diesem Beitrag noch ein Bild von mir posten, aber nach diesen Fangesängen auf das gepflegte Blei- und Ballerkino laß ich das lieber mal, bevor die gutmenschliche Korrektheit am Ende wieder Muffensausen bekommt ... ;-)

Montag, 24. August 2009

Frieden und Versöhnung sabotieren!

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Stanislausens Recherchen bringen an den Tag, wer in deutschen Sakristeien zuweilen das letzte Wort in Fragen liturgischer Gestaltung hat; im besagten Fall kümmerte sich ein kirchlicher Angestellter aus dem operativen facility management um die Endredaktion einer Briefpassage aus der Feder des hl. Paulus.

Welchen erweiterten Einfluß kann - für mich eine stets interessante Frage - ein Organist auf liturgische Abläufe und Gepflogenheiten nehmen?

Ich sehe mich bei meinem nächsten "römischordentlichen" Dienst schon in die Sakristei schneien, dem Zelebranten das Meßbuch ent- und das zweite Hochgebet herausreißen ("Heute ist Sonntag. Sie sollten das erste nehmen. Oder meinetwegen die beiden anderen, aber nicht schon wieder diese short story").

Oder alternative Lesungstexte vorschlagen ("Nehmen Sie besser Habakuk 2, 20 als Lesung und betten Sie dieses Schriftwort doch gleich in eine konkrete Situation ein. Zum Beispiel im Rahmen Ihrer üblichen Ansprache vor dem Vaterunser ...").

Oder doch etwas mehr "Text" einklagen ("Eine archäologische Kommission, die jüngst das Meßbuch untersuchte, hat dabei einige rudimentäre Gebete zur Gabenbereitung gefunden. Offensichtlich soll man die Hostienschale und den Kelch nicht nur kurz durch die Luft schwenken. Haben Sie auch schon davon gehört ...)?

Eine Einflußmöglichkeit haben Organisten jedenfalls. Sie können, wenngleich nur mit mäßigem Erfolg, das Gebt-einander-ein-Zeichen-and-now-shake-your-hands ein wenig sabotieren, indem sie bereits zwischen "... erlöse uns von dem Bösen" und "Denn dein ist das Reich" den Liedanzeiger anwerfen (nicht nötig bei GL 482) und dann das Vorspiel beim Lied zum Agnus Dei auf einige kurze intonatorische Tonhöhenvorgaben runterstutzen. Das sorgt unter den Gläubigen kurzzeitig für leichten Streß, der aber der Konzentration auf des Wesentliche zuträglich ist, und nach der Messe gegebenenfalls für einen Rüffel vom Zelebranten. Letzteren kann man aber mit dem Verweis, daß wir doch alle friedlich und versöhnt sein wollen, halbwegs gut aus dem Weg gehen ...

Jetzt wird geredet und herumgelaufen

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Gestern kam mir ein Wort von Romano Guardini wieder unter die Augen. Es ist einem Brief Guardinis entnommen, der dem Buch Liturgie und liturgische Bildung (Neuauflage Mainz / Paderborn 1992) vorangestellt ist. Guardini schrieb während des letzten Konzils über Aufgaben und die Notwendigkeit einer liturgischen Erziehung:


... Wird sie nicht angefaßt, dann helfen Reformen in Ritus und Text nicht viel. Ja es kann dahin kommen, daß gerade ernste Menschen, denen es um echte Frömmigkeit geht, das Gefühl haben, ein Unglück geschehe - wie das jener verehrungswürdige Pfarrer meinte, der sagte: "Bevor das mit der Liturgie angefangen hat, haben die Leute beten können. Jetzt wird geredet und herumgelaufen".

Mhhh. Ich würde die Vertreter der vorkonziliaren liturgischen Bewegung, die durchaus - gerade Guardini schätze ich sehr - ihre Meriten haben, gerne einmal mit so manch heutigen liturgischen Zuständen konfrontieren und um eine Meinung dazu bitten. Was würden wohl Romano Guardini, Pius Parsch, Odo Casel etc. etc. zu gegenwärtigen liturgischen Ungezogenheiten sagen?