Mittwoch, 7. Oktober 2009

Zum Rosenkranzfest




Zum Rosenkranz hatte ich vor einiger Zeit bereits einen Eintrag; es handelte sich vor allem um eine Passage aus Franz Werfels Roman Das Lied von Bernadette. Heute ist der rechte Tag, sie nochmals aus dem Blogarchiv hervorzuheben, und so möchte ich Werfels Gedanken jedem ans Herz legen ... (und nicht nur diese, Werfel lesen lohnt auch sonst, vielleicht schreibe ich zum Ende des Kirchenjahres mal was über Stern der Ungeborenen).

Ansonsten wäre ich in Versuchung, auf diesem Blog noch eine neue Reihe zu eröffnen, unter dem Titel NOB (= Novus Ordo Bashing). Denn was die Liturgiereform vom wunderschönen Offizium des Rosenkranzfestes übrig gelassen hat, ist eine, sorry sancta mater ecclesia, Zumutung. An Stelle des schönen Tagesgebetes alter Ordnung, welches das Festgeheimnis inhaltlich tief und stilistisch fein ziseliert auslotet und das ja nicht nur die Messe, sondern auch die einzelnen Horen prägt, rückte die Bugnini AG offenbar jenes Gebet ins Zentrum des Offiziums, das jeder vom Angelus her kennt kennt: "Allmächtiger Gott, gieße Deine Gnade in unsere Herzen ein" ...

Ja, auch eine schönes Gebet, keine Frage, aber im Vergleich zum Text des außerordentlichen römischen Ritus kommt es eben als Allerwelts-Oratio daher, paßt irgendwie immer und überall. Wahrscheinlich mußte mal wieder irgendeine Kongruenz zum Evangelium als Grund herhalten.

Und während das Breviarium Romanum zum "Rosen"kranzfest im Stundengebet mindestens die halbe alttestamentarische Flora in den Dienst der "Rosen"kranzkönig stellt, wirken die Texte in der Liturgia Horarum lieblos zusammengepfriemelt. Die ganze Poesie ist im Eimer - das liturgiereformatorische Rumtrampeln zwischen an Wasserbächen gepflanzten Rosen, Lilien, Zedern, Terebinthen etc. etc. etc. ist eindeutig ein Fall für Martin Mosebach: Flores apparuerunt in terra nostra ...? Ja, das war mal, bis die Reform den Garten "beackert" hat.

Was mich zudem mopst: Das Rosenkranzfest wurde vor dem Konzil zuletzt als Fest zweiter Klasse gefeiert, also mit Gloria und Credo in der heiligen Messe. Übrig geblieben ist heute der Rang einer Memoria ... unter säkularem Blickwinkel würde man das dröges business as usual nennen. Angesichts der Tatsachen, daß in den Tiefenschichten des Rosenkranzes die Feier des gesamten Heilsmysteriums steckt, daß der Rosenkranz eine wichtige Rolle in der Kirchengeschichte spielte und daß das Rosenkranzgebet sicher zu den besonders bedeutenden außerliturgischen Andachtsformen der Kirche zählt(e, zumindest bis zum Konzil), angesichts also dieser vielfältigen Ebenen des Rosenkranzgebets ist die Einordnung als bloße Memoria eine sehr bedenkliche Entscheidung. So untergräbt man Volksfömmigkeit.

Wenn man schon aus einem Garten einen Acker macht, dann sollte wenigstens der ordentlich bestellt werden.

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