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Wie es um die Zustände des deutschen Klerus bestellt sei, konnte man sich gestern im WDR-Tatort Tempelraub zu Gemüte führen: wohl alles Nieten, Nullen, Nattern und Nonnen.
Allda wären folgende dramatis personae:
Ein dahingemorderter Regens, dem die Drehbuchschreiber einen konservativen Habitus zumessen ... und der einer Schwangeren Geld in die Hand gedrückt hatte, damit sie das Kind eines Seminaristen abtreibt. Als der Regens die zwischenzeitlich erwachsene Tochter (Kirchenopfer 1) des zwischenzeitlich geweihten Priesters auf dem Friedhof trifft, giftet er sie an, warum sie nicht abgetrieben worden sei.
Der "zwischenzeitlich geweihte" Priester, der seit Jahren eine neue Flamme und zusätzlich einen Sohn hat (Kirchenopfer 2). Mit seiner Freundin fährt er einmal im Monat zu einer Selbsthilfegruppe für beweibte Priester nach Holland; ansonsten spielt man Verstecken und kompensiert das Leiden an der Kirche mit Geigenspiel.
Ein Seminarist, der nie und nimmer den Eindruck erweckt, als wäre es den Herausforderungen des Lebens gewachsen.
Eine Ordensschwester mit Hang zu übler Nachrede und Denunziantentum.
Positive Gegencharaktere? In diesem Tatort Fehlanzeige.
Der Gesamteindruck? Die haben alle entweder Dreck am Stecken oder einen an der Waffel.
Abgerundet wird der Cocktail durch einige bissige Bemerkungen des ermittelnden Beamten zur Existenz Gottes ... Und die Kirche stellt für so ein Machwerk offensichtlich großzügig Drehgenehmigungen in kirchlichen Einrichtungen aus. Der Münsteraner Beitrag zum Jahr des Priesters ...
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3 Kommentare:
Ich fand den auch irgendwie gaga, diesen Tatort, nicht mal als Krimi gut gemacht. Da gab es aus Münster bereits erheblich bessere.
Ich habe die Vorschau gesehen. Ich mag ja Kirchenkrimis sehr, auch, wenn die Handlung im Regelfall ziemlich krude ist.
Aber hier wusste ich schon auf dem ersten Blick, dass ich das nicht sehen muss...
Ich habe mir gestern nach dem Tatort auch einige Gedanken gemacht und mich gefragt, wo ich diese "loswerden" könnte. Nun nutze ich die Gelegenheit gerne hier und schreibe meinen ersten Kommentar auf dieser Seite. – Hallo zusammen und guten Abend!
Dass die Kirche in Filmen schlecht wegkommt ist ja nichts Neues. Nachdenklich jedoch machte mich der Vergleich zur nachfolgenden Krimiserie auf ZDF. Dort ging es um ein strenges Auswahlverfahren, um in die elitäre Personenschutz-Polizei aufgenommen zu werden. Die Anwärter mussten anstrengende Trainings absolvieren. Den Ausbildnern war auch die nervliche Belastbarkeit und das Privatleben der Prüflinge wichtig. Beispielsweise musste sich der untreue Ehemann mit seiner Frau aussprechen, da er sonst nicht zur Aufnahmeprüfung zugelassen würde.
Der leibliche Personenschutz ist in dieser Serie so wichtig und hoch geschätzt, dass nur Leute diesen Beruf ausüben können, die bereit sind, diverse Einschränkungen und Anstrengungen in kauf zu nehmen. Dies wird als "cool" und erstrebenswert hingestellt.
Das Priesteramt ist im Vergleich dazu sozusagen seelischer Personenschutz. Dass hier strenge Richtlinien zur Aufnahme gelten, dass hier Einschränkungen und Anstrengungen gefordert werden findet die (Film-)Welt aber absolut verachtenswert und unmenschlich...
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