27. Mai 1937 -- + -- 5. Juni 2010
Requiescat in Pace
Rund sechs Wochen lag mein Vater nun im Krankenhaus, die vergangenen Tage waren die schwersten. Für ihn und für uns, meine Schwester und mich. Am Anfang stand ein Sturz. Eine Operation an der Wirbelsäule wurde notwendig. Ferner wurde ein Tumor entdeckt. Ein Stück des Verdauungstraktes wurde ihm entfernt, doch leider blieb diese Maßnahme nicht ohne Folgen. Eine Entzündung im Bauchraum zog eine dritte Operation nach sich. Doch zwischenzeitlich war bereits seine geschwächte Lunge angegriffen, derentwegen er bereits seit - damals wurde ein Zwerchfellhochstand diagnostiziert - rund anderthalb Jahren nachts auf ein Beatmunggerät angewiesen war.
Wir hofften in den vergangenen Tagen, daß seine Lunge wieder zunehmend "normal" arbeiten würde. Die Werte aber gingen immer weiter in den Keller, der Kohlendioxidgehalt im Blut wollte nicht mehr sinken, trotz intensiver Atemtherapie. Mein Vater konnte in dieser Woche kaum richtig schlafen, war aber auch nie richtig wach. Er vermochte fast nicht zu sprechen und wurde nur über Infusionen versorgt. Die nächste Möglichkeit wäre eine invasive Beatmung gewesen, wobei uns die Ärzte keine große Hoffnung machten, daß sich die Situation nachhaltig verbessern könnte. Heute wurde uns eröffnet, daß für den Erhalt des Lebens die bisherige Atemtherapie nicht ausreicht. Wir mußten wählen: Zwischen einer invasiven Beatmung mit allen Vor- und Nachteilen oder der Beendigung der Behandlung. Wir haben uns für die letztere Alternative entschieden, um ihm das zu ersparen, wovor er selbst immer große Angst hatte: nur noch auf eine Maschine und andere Menschen angewiesen zu sein. Innerhalb von drei Stunden ist er, flankiert von schmerztherapeutischen Maßnahmen, friedlich eingeschlafen. Die heilige Ölung hatte er bereits am Donnerstag empfangen.
Ich hoffe, wir haben richtig entschieden. Immerhin hat mich sein friedlicher Tod und das Wissen, daß er vorbereitet in die Ewigkeit hinüberging, mit der Situation versöhnt. Ich konnte in seinem Sterben die alten Sterbegebete über ihn sprechen, eine Ordensschwester betete mit. Ich durfte seine Hand halten, als er aus dieser Welt wanderte.
Ich werde ihn vermissen, aber nicht heute. Heute bin ich froh für ihn. Denn seine größte Sorge - das war nicht in erster Linie die Lunge - ist nicht eingetreten. Von Kind an mit einem Augenleiden behaftet, fürchtete er sich vor jenem Tag, an dem endgültig die Welt um ihn herum im Dunkel versinken würde. Diesen Tag mußte er nicht erleben.
Gott öffne ihm nun die müden Augen, so daß er schaue das Land der Verheißung, des Lichtes und des Friedens. Ich aber danke meinem Vater für das viele Gute, das er mir getan.
Und ich danke euch allen von Herzen, die ihr in diesen Tagen für ihn gebetet habt! Und vielleicht weiter beten werdet, bis er - frei vom letzten Makel des Lebensweges - seinen Schöpfer schauen darf.
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15 Kommentare:
In paradisum deducant te angeli;
in tuo adventu suscipiant te martyres,
et perducant te in civitatem sanctam Ierusalem.
Chorus angelorum te suscipiat,
et cum Lazaro, quondam paupere,
æternam habeas requiem.
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Mein herzliches Beileid.
Schon wieder ein Blogozesentag, der mit reichlich fließenden Tränen bei mir anfängt.
Ich kenne das sehr gut. Papa im Krankenhaus, eigentlich ein Routineeingriff, und nachher liegt er auf der Intensiv und du sitzt da und musst eine Entscheidung treffen.
Du/Ihr habt die richtige getroffen.
Was für ein liebes Foto ...
Ich umarme dich und wünsche dir von Herzen alles Gute und Liebe für die kommende Zeit.
Ich denke, Ihr habt die richtige Entscheidung getroffen. Vor kurzem habe auch ich um meinen Vater im Krankenhaus gebangt, obwohl es "nur" ein Routineeingriff war.
Dein Vater macht einen wirklich lieben Eindruck auf dem Bild. Der Herr gebe Euch Kraft und Stärke - und ihm in Seinem Licht die ewige Ruhe!
Auch ich wünsche Dir alles Gute und jeden erdenklichen Trost. Du bist in Deiner Trauer nicht allein! Und Dein Opa ist es sicher auch nicht.
Herzliches Beileid und vielen Dank für den offenen und rührenden Beitrag!
Herzliches Beileid - ich schließe ihn und alle Angehörigen ins Gebet mit ein!
Herr, gib ihm die ewige Ruhe - und das ewige Licht leuchte ihm! Herr, lass ihn ruhen in Frieden, Amen.
So ging es uns vor wenigen Wochen ebenfalls. Und vor einigen Jahren. Die moderne Medizintechnik stellt uns vor Entscheidungen, die Menschen früherer Generationen erspart blieben. Aber wenn wir aus der Liebe zu den Menschen, die uns nahe sind, entscheiden, wird die Entscheidung immer richtig sein.
Suscipiat te Christus, qui vocavit te, et in sinum Abrahae Angeli deducant te.
Doch, auch ich denke, daß die Entscheidung richtig war. Es ist hart, über das Leben eines lieben Menschen entscheiden zu müssen ...
Gottes Segen Euch und mein Gebet den Verstorbenen (und Euch natürlich auch)!
Herzliches Beileid! Zuerst dachte ich, als ich nur die
Überschrift las, Dein Vater wäre wieder gesund geworden, ...dann musste ich doch weinen, als ich den Beitrag las... Aber ihr habt bestimmt die richtige Entsscheidung getroffen.
Bitte schreib mir eine mail mit deiner Adresse, ich möchte dir einen ganz besonderen Rosenkranz schicken.
Im Gebet verbunden!
Oh, mir stockt der Atem. Sei versichert, dass ich kräftig für Deinen Vater, für all Deine Lieben und Dich bete. Fest verbunden. Werde Dein Posting meinen Freunden in der vita vorstellen. Da wird dann manche Kerze brennen.
Mein Beileid, sei umarmt! Ich bete für dich und deinen Vater :-)
Herzliches Beileid!
Requiem aeternam dona eis Domine: et lux perpetua luceat eis.
Mein herzliches Beileid!
Ich schließe Euch in meine Gebete mit ein.
Requiem aeternam dona eis Domine et lux perpetua luceat eis.
Auch von mir herzliches Beileid (ich konnte leider nicht früher kommentieren). Den verstorbenen Vater habe ich gleich mit in die heilige Messe genommen.
Mein herzliches Beileid.
Ich schließe euch und deinen Vater in meine Gebete ein.
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