Sonntag, 28. November 2010

Nur einige Bilder vom Tag ...

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Eigentlich wollte ich heute noch einige Gedanken zum ersten Advent hier unterbringen, aber nachdem ich auf der Rückfahrt von Basel zweimal aus dem Zug gesprungen bin und die Zeit darob fortgeschritten ist, verschiebe ich das vielleicht auf die nächsten Tage. Also gibts jetzt nur ein paar Bilder ...



Zum einen das hier aus der Kirche St. Leodegar in Bad Bellingen. Leider konnte ich in diesem Gotteshaus nur bis zur Mitte des Kirchenschiffs vordringen, da ich die Warnung vor der Alarmanlage vorsichtshalber ernst genommen hatte. Man beachte den halogenbestrahlbaren Tresen, den Adventskranz mit vorgebautem Mikrophon, das liebevoll hindrappierte Busch-und-Strauch-Grünzeug und das Stühlegerümpel dahinter neben dem Hochaltar. Eigentlich wäre das ja eine schöne Dorfkirche ...

Ansonsten hat der Winter die Region seit einigen Tagen gut um Griff, wie die folgenden frostig-floralen Eindrücke aus dem Kurpark von Bad Krozingen belegen:




Samstag, 27. November 2010

Gottes Segen zum neuen Kirchenjahr!




Nachdem P. Martin Ramm FSSP den Gläubigen bereits am vergangenen Sonntag predigenderweise eingebläut hatte, daß das Kirchenjahr für den Christenmenschen einen viel höheren Wert habe als der Lauf des bürgerlichen Kalenders, wünsche ich allen Leserinnen und Lesern hier am Vorabend des ersten Advents ein gesegnetes neues (Kirchen-) Jahr! Und eine gnadenvolle und schöne Adventszeit!

Ich habe vorher noch eine ganze Weile überlegt, wie ich diesen Eintrag illustrieren könnte ... Feuerwerk? Irgendwie banal, außerdem habe ich dazu nichts in meiner Bildersammlung ... Blumen? Ja, schon schön, aber vor dem ersten Advent irgendwie deplaziert ... einen süßen Vogel hätte ich auch im Angebot gehabt, aber der sitzt leider hinter Gittern, auch nicht eben die Wucht für einen Gruß ... jetzt eilt mir der Bär des heiligen Gallus zu Hilfe:

Für alles Gute, was wir in diesem Heilsjahr planen und sinnen, möge der Herr uns Bärenkräfte schenken! Und Er wolle einen Bären zur Abschreckung vorbeischicken, wenn wir drauf und dran sind, mal wieder Mist zu bauen! Und Er möge uns außerdem keinen Bären aufbinden. Amen.

Freitag, 26. November 2010

Heiliger Konrad von Konstanz


Sankt Konrad
Fenster in der Kirche St. Bonifatius, Emmendingen

Robbies Reich feiert heute einen Diözesanpatron: Den heiligen Bischof Konrad von Konstanz. Er führt uns zurück an das Ende des ersten Jahrtausends und war eine wichtige Persönlichkeit der ottonischen Reichskirche. In seiner Bischofsstadt verwirklichte er mehrere Kichenbauprojekte, die sich an heiligen Städten zu Rom und Jerusalem orientierten. Er war gelehrt und fromm. Die Legende berichtet, daß während des österlichen Pontifikalamtes nach der Konsekration eine giftige Spinne in seinen Kelch fiel. Aus Ehrfurcht vor dem kostbaren Blut trank Konrad sie mit. Es habe weder ihm noch der Spinne geschadet - das Tierchen krabbelte später aus seinem Mund wieder in die Freiheit ...


Sancte Conrade - ora pro nobis!

Donnerstag, 25. November 2010

ADS in den Medien ...!?!

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Mit halbem Ohr habe ich heute früh ein Interview auf DRadio Kultur mitbekommen. Thematisiert wurde ein Aufmerksamkeits-Defizit-Syndrom bei ... ja nicht bei Kinder und Jugendlichen, sondern bei den Medien. Anstelle des Beispieles, es würden zu Diskussionen über wirtschaftliche Themen mangels kompetenter Wirtschaftjournalisten vor allem den Wirtschaftsverbänden nahe Experten eingeladen, zu diesem Beispiel also würde mir ein weitaus zutreffenderes Exemplum für das Aufmerksamkeits-Defizit großer Teile der Journaille einfallen ... bei Elsa fand sich jüngst die hierzu passende Illustration.

Mittwoch, 24. November 2010

Problem in der Kanonübersetzung

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Fortes Fide schüttete gerade sein Herz aus und kam dabei auf einige Übersetzungsfragen im Römischen Kanon zu sprechen. "Deine Gemeinde" für familiae tuae wurde bereits in den Kommentaren geklärt, die Konsekrationspoesie "für alle" betrifft bekanntlich sämtliche Hochgebete. 


Es gibt spezifisch im Römischen Kanon eine weitere Problemstelle: Das aktuelle Meßbuch paraphrasiert in der Commemoratio pro vivis (Gedächtnis der Lebenden) die Wendung pro spe salutis et incolumitatis suae mit "für ihre Hoffnung auf das unverlierbare Heil". In der Übertragung des alten Schott wird das vorangehend genannte "Opfer des Lobes" (sacrificium laudis) dargebracht, damit die "Hoffnung auf Heil und Wohlfahrt gesichert werde". "Wohlfahrt" überzeugt mich als Übersetzung auch nicht ganz, da dies - zumindest für heutige Ohren - eher nach sozialer Sicherheit klingt, wo es doch um weit Höheres geht. Im klassischen Latein bedeutet der Begriff incolumitas "Unversehrtheit" oder "Erhaltung". Damit kommt man dem Sinn auch am nähesten. 


Gegen die aktuelle Übersetzung ist rein grammatikalisch einzuwenden, daß sich incolumitatis nicht als Adjektiv auf salutis beziehen kann (dann müßte pro spe salutis incolumis im Original stehen), sondern vordergründig als ein zweiter Genitivus obiectivus die Aussage weiterentwickelt: die Hoffnung richtet sich auf das Heil und auf die Unversehrtheit jener Zeitgenossen, für die das Opfer des Lobes dargebracht wird. 


Nun weiß man, daß der Redaktion des Kanon-Textes an einem fließenden Metrum gelegen war. Und bei poetisch orientierter Rede galt in der Antike häufig die Maxime vom Wohlklang, der im Zweifelsfall vor Richtigkeit den Vorrang habe. Mithin läßt sich mutmaßen, daß sich die Unversehrtheit zwar nicht streng grammatikalisch, aber zumindest sinngemäß auf das Heil beziehen könnte. Eine verantwortbare Übersetzung müßte dann von der "Hoffnung auf das unversehrte Heil" sprechen. Da überdies mit incolumitas weit mehr als soziale Sicherheit gemeint sein dürfte, mag diese Paraphrase den eigentlich Sinn sogar treffen. Einer entsprechenden Korrektur bedient sich auch ein mir bekannter Priester bei der Zelebration. 


Eine "Hoffnung auf das unverlierbare Heil" kennt der Römische Kanon jedenfalls nicht. Die Übersetzung ist ebenso falsch wie doppeldeutig und es würde mich nicht wundern, wenn sie einem fortschrittlichen Heilsoptimisten absichtsvoll aus der Feder geflossen ist: Wir kommen ja alle irgendwie sowieso in den Himmel. Zwischenfrage: Warum soll man dann noch hoffen? 


Das Gedächtnis der Lebenden ist das Gedächtnis derer, die in statu viatoris leben, die sich noch auf Pilgerschaft durch das Erdenleben befinden. Hier besteht tatsächlich die Gefahr, daß dieses Heil versehrt werde. Allein hier ergibt Hoffnung einen Sinn - die Hoffnung, daß dieses Heil, dessen Samen der Mensch bereits in sich trägt, wachse und nicht versehrt werde: Hoffnung auf das unversehrte Heil eben. Unverlierbar? Es kann im Stand der Pilgerschaft, der auch der Stand der Hoffnung ist, durchaus verloren werden. Unverlierbar wird es erst in der Vollendung; doch dann spielt die Hoffnung keine Rolle mehr. 

Montag, 22. November 2010

Pong! Rodelinda - Oper von Händel.

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Annuntiator bricht gerade die Wagner-Front auf und präsentiert Händels Oper Guistino. Am Cäcilientag könnte man mit Händels passender Ode zum Fest einen würdigen Kontrapunkt setzen, aber ich entscheide mich für ein anderes Stück, welches für mich zu den schönsten Perlen des Händel'schen Oeuvre zählt: Die Arie Ombre, piante, urne funeste, in welcher Rodelinda am Denkmal ihres tot geglaubten Gatten Bertarido ihrer Klage freien Lauf läßt - ein wundervolles Lamento!


Das Halleluja nach dem Evangelium ...

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... gibts nun auch in der außerordentlichen Form des römischen Ritus. Zumindest quasi. Zumindest in außerordentlichen Fällen. Gestern etwa in Basel, St. Anton. Nach nicht unüblichem Herkommen wird dort nach dem Evangelium ein deutsches Lied gesungen, in der Regel eines um die Gabe(n) des Heiligen Geistes. Bei der Auswahl weiche ich die Regel auf, wenn ein anderer Gesang als Antwort auf das Evangelium besonders taugt. Und zum Evangelium des letzen Sonntages im Kirchenjahr (Mt 24, 15-35) passt die letzte Strophe des Liedes "Gelobt seist Du, Herr Jesus Christ" (GL 560) ganz prima:
O sei uns nah mit Deinem Licht, mit Deiner reichen Gnade, und wenn Du kommst zu dem Gericht, Christ, in Dein Reich uns lade. Christkönig, Halleluja, Halleluja!

Samstag, 20. November 2010

Heiligkeit gibts wohl nur noch beim Dalai Lama ...



Bei all den offiziösen Berichten, Ankündigungen und Kommentaren, die mir - meist eher en passant - seit der freudigen Nachricht gestern zu Ohren gekommen sind, ist mir eines aufgefallen: Selbst im kirchlichen Bereich ist viel von Benedikt XVI., vom Papst oder auch vom Pontifex die Rede. Die Wendung "Seine Heiligkeit" kommt mithin garnicht vor und selbst vom "Heiligen Vater" wird kaum gesprochen (was immerhin dem ex-autonomen Ex-Außenminister Joschka Fischer noch vor einigen Jahren über die Lippen kam). Offensichtlich ist der Titel "Seine Heiligkeit" zwischenzeitlich nur noch für den Dalai Lama vorgesehen.


Umso mehr also meinerseits: Willkommen, Eure Heiligkeit, in der Heimat! Und natürlich freue ich mich ganz besonders, daß der Heilige Vater hierbei auch meine Heimatstadt besuchen wird!

Freitag, 19. November 2010

Elisabethanische Impression ...

  

... heute am Wegesrand im Glottertal.

Hohe, gnädige, wundertätige heilige Elisabeth ...


Sankt Elisabeth - Basel, Kirche St. Joseph

Hohe, gnädige, wundertätige heilige Elisabeth!
Wir hienieden sind ohn' Frieden, hör auf unser Bittgebet!
Wohnst so prächtig, thronst so mächtig
droben überm Sternenzelt.
Möchten gehen, dich zu sehen;
Mutter, hilf uns durch die Welt!

Ähnlich milde deinem Bilde gib uns allen als Geschmeid
die Juwelen deiner Seele: Liebe und Barmherzigkeit.
Sie zu tragen ohne Zagen,
gib uns, Mutter, bis zum Tod!
Siegeskronen, Himmelswonnen
gibt uns dann der güt'ge Gott.

(Wilhelm Fladt)

Donnerstag, 18. November 2010

Nochmals CDU und PID


Neulich in der Grüntonne auf dem Friedhof gesichtet:
Orange, die Farbe der "C"DU

Zum Glück habe ich kein Parteibuch in der Schublade. Also auch keines von der CDU. Sonst müßte ich spätestens jetzt aus diesem Verein austreten - nach dem Schmierenstück, das gerade in Karlsruhe aufgeführt wurde. Ja, ich weiß um die Stimmen jener, die mich jetzt mahnen wollen, die Ergebnisse seien doch so schlecht nicht ... Frau Merkel habe das Christliche hervorgehoben, sei auf Konfrontation zu Rot und Grün gegangen, habe das Konservative betont usw. usf. blabla. Überdies sei die PID vom Tisch, zumindest parteiintern.

Ich unterstelle mal dreist: Die PID ist Frau Merkel eigentlich scheißegal. Ihre Gegnerschaft war, nachdem in letzter Zeit die halbverschreckten Konservativen herumgemuckt hatten, vor allem taktisch bedingt. Da kam ein wohlfeiles Gelegenheitsthema gerade recht. Auch der Rest ist meines Ermessens reine Einlullungsrhetorik, deren Peinlichkeit nur noch von Einlullungseinverständnis der Einzulullenden übertroffen wurde: rhythmischer Beifall allenthalben. Wie es um die "C"DU wirklich steht, zeigt freilich das knappe Ergebnis der PID-Abstimmung. Bei einer "christlichen" Partei erwarte ich Ergebnisse von höherer Klarheit  und keine fifty-fifty-Pokerrunde. Andere freuten sich:
„Nach dem CDU-Parteitag bin ich sehr zuversichtlich, dass wir für unsere Position einer eng begrenzten Zulassung der PID eine Mehrheit im Bundestag bekommen“, sagte die SPD-Politikerin Carola Reimann der Frankfurter Rundschau. Die Gesundheitsexpertin hatte mit einer klareren Mehrheit auf dem Parteitag für ein PID-Verbot gerechnet ... (Frankfurter Rundschau, 17.11.2010).
Bezeichnend war das Hauptargument der PID-Befürworter. Bei DRadio Kultur war dies jüngst morgens Ursula Heinen MdB, abends dann Peter Hinze MdB irgendwo in der Glotze: Ehe es unter Umständen zu einer Abtreibung käme, sei es doch besser, im Reagenzglas gezeugte und mit Gendefekten behaftete Embryonen (wohlgemerkt: es handelt sich um Menschen) vorher auszusortieren. Abtreibung wird hierbei stillschweigend als stinknormale Verfahrensalternative vorausgesetzt! Hier kann nicht einmal mehr die Rede davon sein, dass der Teufel mit Beelzebub ausgetrieben werden solle. Hier wird der Teufel mit Beelzebub geradezu bestätigt. Und eine knappe Mehrheit der Delegierten in Karlsruhe mochte dieser Logik folgen ...

Mittwoch, 10. November 2010

Rumgewagnert: Ping zum Annutiator





... und gleich noch eine Runde Richard, alldieweil Annutiator höchst schätzenswerter Weise auf die neue Leitkulturreihe (Rumgewagnert ... oder Beste Musik unter besonderer Berücksichtigung der Werke Wagners) sofort gepongt hat - mit dem Einzug der Gäste zu Fest und Sängerkrieg auf der Wartburg (Tannhäuser, 2. Akt). Nun schicke ich meinerseits ein Ping zurück, gleiches Stück, gleiche Szene. 


Die Optik ist hier wunderschön altbacken aufgebrezelt, wie man es von der Metropolitan erwarten darf, denn die Bilanzen des New Yorker Hauses hängen nicht an einem Subventionstropf, der jeden noch so großen Mist finanziert, sondern sind auf Gedeih und Verderb der Geberlaune des Publikums ausgeliefert. Und die Sponsoren mögen Regietheaterflatulenz eher weniger. Musikalisch überzeugen mich beide Versionen - die von Annutiator und die hier präsentierte - nicht restlos; beide könnten etwas zackiger dirigiert werden, da fehlt ein wenig der Schmiss.


Kurz noch was zum Inhalt: Bekanntermaßen ist Tannhäuser dem Venusberg entfleucht und wurde im Wald von einigen Exkumpels aufgegabelt. Die nehmen ihn gleich mit zu einer Fete auf die Wartburg - Landgraf Hermann veranstaltet ein Fest mit Supertalent-Casting ("Sängerkrieg"). Natürlich müssen die Gäste erst mal standesgemäß eintreffen. An des Landgrafen Seite: Elisabeth, dessen Tochter. 




Rumgewagnert: Reichsparteitag



In der Blogozöse kommt viel zu viel 80er/90er-Rock und Pop und Ping und Pong und viel zu wenig gute Musik vor. Zum Beispiel Musik von Richard Wagner. Zur Hebung der Leitkultur gibts ab sofort in lockeren Abständen aus Meisters Mache manch wundersam Wagner'sches Werk. 


Fangen wir mit dem Finale des ersten Lohengrin-Aktes an. Wenn selbst im Zusammenhang mit Fußballspielen die Rede vom "inneren Reichsparteitag" wieder in Mode kommt, so gilt das hier erst recht ... na ja, eigentlich ist das nicht nur ein innerer, sondern der totale Reichsparteitag: "Heil deiner Art, Heil deiner Fahrt, Heil deinem Kommen, Heil dir, Heil mir, Heil uns, Heil" allenthalben. Adressat der Heilsturbulenz ist Lohengrin, welcher kurz zuvor der unschuldigen Elsa (von Brabant, nicht vom Nacht(b)revier) beim Gottesgericht aus der Patsche geholfen hatte, indem er für Elsas Ehre gegen Telramund siegreich zum Kampfe schritt. Telramunds Gattin, die Heidentrulla Ortud, hatte zuvor unterstellt, Elsa habe ihren kleinen Bruder gekillt. Wie gesagt: Lohengrin besiegt Telramund, Elsa freut sich ihrer erwiesenen Unschuld und des blendend aussehend rettenden Ritters, Ortud schwankt zwischen Groll, Gift, Galle, Gram und Migräne, der Rest wünscht lautstark Heil. Viel Spaß ...



Montag, 8. November 2010

Ich bin eine Wasserleiche ...



Bei fortes-fide fand ich diesen verlockenden Verweis ... und jetzt habe ich den Salat. Das Zwote hat mit nur zehn Fragen festgestellt, daß ich sozusagen Ludwig II. bin ... die homoerotische Wasserleiche mit mutmaßlichem Dachschaden. Was soll ich davon nun halten? Ich kann nur raten, bei diesem Test nicht allzu sehr auf Architektur und Wagner-Opern abzufahren! 

Vor allem bei der Frage nach dem Marschgepäck für die einsame Insel hätte ich mich doch eher, nahe genug dran war ich ja dran, für eine Waffe (zum Beispiel gerne die hier) anstelle eines IPods samt Wagner-Opern entscheiden sollen. Wie heißt es doch schon beim Meister höchstselbst (Parsifal, 3. Akt): "Nur eine Waffe taugt" ...



Samstag, 6. November 2010

Wer keinen Ritus hat, der ...

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... hat auch beim Basteln von Ritualen kein glückliches Händchen. Diesen Eindruck hatte ich nach dem Besuch der Allerseelenmesse in meiner Pfarrkirche am vergangenen Dienstag. Im Wortgottesdienst ließen die Verantwortlichen ihrer Kreativität freien Lauf. Leider.


Doch vorweg: Die Anlage zielte vor allem darauf, die Angehörigen der Verstorbenen zu trösten; die Gemeinde hatte zu dem Gottesdienst die Familien, die im vergangenen Jahr einen Menschen verloren hatten, eigens angeschrieben und eingeladen. Erst einmal eine schöne Sache, zumal die Trauernden zu trösten ein Werk der Barmherzigkeit ist. Nur - der Allerseelentag weist, wie die gesamte klassische liturgia defunctorum, über den Trostaspekt hinaus: Wir beten nicht nur, nicht einmal in zweiter Linie, für uns selbst, wir beten vor allem für die Verstorbenen. Und es ist ein falscher, weil irreführender Trost, die Menschen nicht in der Hoffnung, sondern in der Gewißheit zu bestärken, daß sämtliche Verstorbenen ohnehin von Gott bereits aufgenommen seien.


Das Ritual. Nach Einzug und Lied, in dem passenderweise bereits das Kyrie geparkt war (GL 523), erfolgte nach einer kurzen Eröffnung das Totengedenken. Zwei Lektoren verlasen die Namen, in Vierergruppen zusammengefasst. Zu jeder Gruppe nahm sich ein Ministrant eine Kerze, entzündete dieselbe am Osterlicht und stellte sie auf ein über die Chorstufen drappiertes violettes Tuch. Weil es nun der Namen viele waren, wurde die Angelegenheit etwas unruhig, zumal die Ministranten offenbar nur kurzfristig informiert worden waren, was sie zu tun hätten. Entsprechend holprig startete die Aktion. Vor allem ein Lektor schielte dann regelmäßig vom Ambo zu den Ministranten herüber, ob die denn schon fertig wären. Auch wurden die Namen zeitweise zu schnell heruntergelesen. Wenn man schon solche Rituale entwirft, dann sollte man sie auch ernst nehmen und ernsthaft praktizieren (und am besten in einer der Messe vorgelagerten Andacht).


Die Predigt war, der Betröstungsabsicht entsprechenden, sehr homozentrisch angelegt. Der Gottesname aus dem brennenden Dornbusch bedeutete natürlich einmal mehr, daß Gott für die Menschen "da" ist. Gott scheint nicht mehr das absolute, in sich selbst ruhende Esse zu sein, sondern ist vor allem Gott, weil er für uns da ist?!? Daß man überdies den letzten Artikel des großen Glaubensbekenntnisses et exspecto ressurectionem mortuorum et vitam venturi saeculi mit "Wir erwarten (im Sinne von "drauf pochten"!!!) die Auferstehung von den Toten und das Leben der kommenden Welt" übersetzen könne, deucht mich etwas befremdlich. Nach Auskunft des Wörterbuches kann man exspecto ja mit allerhand übersetzen, aber sicher nicht mit genau-das-wollen-wir-von-dir-haben-basta. Da entböte sich noch eher eine "kritische" Variante: "Und mit Blick auf die Auferstehung von den Toten und das Leben der kommenden Welt warten wir mal ab".


Ansonsten business as usual: Eine Halleluja-Akklamation, die kaum einer kannte und deren Nummer der Organist auch nicht anzeigen wollte. Wahrscheinlich diente es auch pädagogischen Zwecken, daß der Ruf nach dem Evangelium wiederholt wurde. Dann weiter mit GL 296, 469, 482 und 473 plus zweites Hochgebet. Missa typica ...

Mittwoch, 3. November 2010

Gedanken vom Allerseelentag



Unter diesem Kreuz in meiner Pfarrkirche bin ich gestern eine Weile gesessen - vor der Allerseelen-Messe, bei der besonders der Verstorbenen des sich neigenden Jahres gedacht wurde, zu denen auch mein Vater zählt (diese Meßfeier wäre freilich ein Thema für sich, vielleicht schreibe ich in den nächsten Tagen noch etwas darüber). Innerhalb von fünf Jahren habe ich nun alle Menschen verloren, die mich mit ihrer Liebe seit meiner Geburt besonders begleitet hatten. Nachdem mein Vater im Juni gestorben war, schien zudem das letzte irdische Band zu dem, was Herkommen, Wurzelgrund, irgendwie Heimat genannt werden könnte, durchtrennt. 


Heute also saß ich unter diesem Kreuz, dessen corpus dem Vorbild der Wechselburger Kreuzigungsgruppe nachempfunden ist. Und plötzlich war mir, als sei dieses irdische Band, von dem ich eben sprach, doch nicht ganz durchschnitten, als habe ein Faden trotz Tod und Trauer, trotz Verlust und Hinweg-genommen-sein überdauert. Auf dieses Kreuz blickte bereits meine Oma, mein Vater, meine Mutter. Oma und Vater wurden unter diesem Kreuz auch zur Taufe getragen, empfingen unter diesem Kreuz zum ersten Mal die heilige Kommunion. Sie blickten auf diesen Gekreuzigten, und dieser Gekreuzigte blickte auf sie. Und heute saß ich unter diesem Kreuz und schaute hinauf ...


Wie das Kreuz von Golgatha eine Art Brennpunkt des großen Erlösungsdramas ist, so schien mir dieses Kreuz meiner Pfarrkirche, dieses Abbild, dieser Spiegel, dieser "Blickpunkt" heute zu einem Brennpunkt meiner kleinen Welt zu werden - und zu einer Brücke zwischen Vergangenheit und Gegenwart. Ich glaube die Menschen, die ich vermisse, im Blick des Gekreuzigten aufgehoben. Und ich glaube mich selbst darin aufgehoben - und alles und alle vereint im Bild der Liebe Gottes, im Blick des Gekreuzigten auf uns Menschen.


Ich empfehle meinen Vater, meine Mutter, meine Oma heute erneut eurem Gebet. Und ich bete für eure Verstorbenen, für jene, von denen ich nichts weiß, wie für jene, von denen ich weiß ... etwa den Vater von Johannes oder "Mylady" von Eugenie.


+ 2010


+ 2006


+ 2005

Requiescant in pace!

Dienstag, 2. November 2010

Domine, Jesu Christe ... Allerseelen 2010

   
Melchtal, Aussegnungskapelle

Zu den schönsten liturgischen Texten zählt für mich der Wechselgesang, den der außerordentliche römische Meßritus anstelle der sonst üblichen Antiphon zum Offertorium vorsieht. Leider ist er mit seiner archaischen Bildsprache den Saubermännern der Liturgiereform zum Opfer gefallen ...


Domine Jesu Christe, Rex gloriae,
Herr Jesus Christus, König der Herrlichkeit,
libera animas omnium fidelium defunctorum
befreie die Seelen all der dahingeschiedenen Gläubigen
de poenis inferni et de profundo lacu:
von der Qualen des Schmerzensortes, aus dem Abgrund der Tiefe:
libera eas de ore leonis,
errette sie aus dem Rachen des Löwen,
ne absorbeat eas tartarus,
damit das Totenreich sie nicht in seine Gewalt zwinge,
ne cadant in obscurum.
und sie nicht fallen in die Welt der Schatten.


Sed signifer, sanctus Michael,
Dein Bannerträger aber, der heilige Michael
repraesentet eas in lucem sanctam:
lasse sie auferstehen in heiligem Licht:
Quam olim Abrahae promisisti et semini eius.
Das Du einst Abraham verheißen hast und seinen Nachkommen.


Hostias et preces tibi, Domine, laudis offerimus:
Opfergaben und Bitten bringen wir Dir, Herr, dar unter Lobgesang:
Tu suscipe pro animabus illis,
Nimm Du sie an für jene Seelen,
quarum hodie memorium facimus:
derer wir heute gedenken:
fac eas, Domine, de morte transire ad vitam.
Lasse sie, Herr, vom Tode hinübergehen in das Leben.

Quam olim Abrahae promisisti et semini eius.
Das Du einst Abraham verheißen hast und seinen Nachkommen.

Bei Youtube habe ich diese Aufnahme gefunden, die gewiß nicht das Nonplusultra des Choralgesangs darstellen mag, aber in ihrer Unmittelbarkeit vielleicht berührender sein kann als manche musikwissenschaftlich aufgemeckerte Wiedergabe.




Montag, 1. November 2010

Allerheiligen 2010


Veni, sanctificator omnipotens aeterne Deus ...
... komm, der Du heiligest, allmächtiger ewiger Gott.

Emmendingen, St. Bonifazius

Einige "erste Sätze": Am letzten Tag des Januars 1915, im Zeichen des Wassermanns, in einem Weltkriegsjahre und im Schatten französischer Berge nahe der spanischen Grenze kam ich zur Welt. Frei von Natur, ein Ebenbild Gottes, war ich doch der Gefangene meiner eigenen Heftigkeit und Selbstsucht, nach dem Bilde der Welt, in der ich geboren wurde. Diese Welt war ein Abbild der Hölle, voller Menschen wie ich, die Gott liebten und ihn doch haßten; geschaffen, Ihn zu lieben, lebten sie statt dessen in Angst, hoffnungslosen Widersprüchen und Begierden ... (Thomas Merton: Der Berg der sieben Stufen).
Das heutige Fest zeigt, daß es auch anders geht. Im Vertrauen auf die Liebe Gottes müssen wir unser Heil zudem nicht nur in Furcht und Zittern wirken, sondern dürfen über alle unsere Unzulänglichkeit hinweg darauf vertrauen, jetzt schon dazu zu gehören. Sehen wir den Himmel offen?

Mit Rollkommandos gegen Läden




Heute lehne ich mich mal ganz weit aus dem Fenster. Fangen wir mit einer Art Outing an ... wahrscheinlich gehöre ich zur recht raren Spezies katholisch ambitionierter Zeitgenossen, die sich auch mal gerne ein Leibchen der Kollektion Thor Steinar überziehen. Man mag darüber streiten, ob man das tun sollte, alldieweil mich darob einst irgendeine dahergelaufene strunzlinke Trulla mit übelsten Beschimpfungen begeiferte, mach' ich es erst recht. Trotzreaktionen mögen kindisch deuchen, aber ich lasse mir von tugendwächternden Rotfaschos nicht vorschreiben, wie ich mich zu kleiden habe. Zumal die Marke bei "Nazis" längst nicht so beliebt ist, wie in der Regel unterstellt wird. 


Kritisiert wird in rechtsextremen Kreisen unter anderem, daß der TS-Gründer seinen Umsatz nicht in die Unterstützung der "Bewegung" re-investiere, daß die Klamotten schlicht zu teuer seien und daher dem "nationalen Widerstand" Geldmittel entzogen würden, sobald sich "Kameraden" damit eindeckten (anstatt zum Beispiel Propagandamaterial einzukaufen). Nachdem zuletzt noch ein arabischer Investor eingestiegen ist, war die Marke bei den Hardcore-Vertretern der Szene endgültig untendurch. Ich meinerseits räume ein, daß mich das ganze Hickhack nicht wirklich interessiert. Meine Krankenkassenbeiträge finanzieren Abtreibungen. Dagegen erachte ich den Kauf eines Thor-Steinar-Leibchens als geradezu adiaphorische Angelegenheit.


Für mich gehört Thor Steinar zu jener Art streetwear, die einerseits durchaus geeignet ist, das verschnarchte Betschwestern-Image gewisser konservativer katholischer Kreise ein wenig zu scharmützeln, und die andererseits so manche Zeitgenossen auf die Palme bringt, die mir schließlich auch ihren Fummel samt Hammer und Sichel, rotem Stern, Che-Guevara-Fresse oder gar Mao-Kackbratze zumuten, ohne daß ich gleich mit Schreikrämpfen darauf reagiere. Das ein oder andere Mitglied der Blogozöse wird beründete Einwände gegen diese Sicht vorbringen können; eine gewisse Widersprüchlichkeit mag im Raum stehen bleiben. 


Meine Neigung wird freilich von Ereignissen wie diesen hier gefüttert: Die Marke betrieb in Berlin einen Laden, passenderweise in der Rosa-Luxemburg-Straße. Interessierte Kreise beschmissen die Immobilie so lange mit Farbbeuteln und machten das Geschäftsumfeld hinreichend narrisch, bis der Vermieter, irgendwie nachvollziehbar, den Mietvertrag aufkündigte. Einen Höhepunkt zu diesem (im Wort- wie im übertragenen Sinn) Schmierenstück lieferte eine Bianca Klose, ihres Zeichens Leiterin einer Mobilen Beratung gegen Rechtsextremismus: „Im Falle dieses Thor-Steinar-Ladens wurden kreativer zivilgesellschaftlicher Protest und juristisches Vorgehen erfolgreich miteinander verbunden“.


Halten wir fest: Wenn diese Antifa-Rollkommandeuse von kreativem (!) zivilgesellschaftlichem Protest spricht, dann ist damit vor allem das Schmeißen von Farbbeuten gemeint. Oder das Terrorisieren des Geschäftsumfeldes, besonders natürlich der Kunden und Angestellten des Ladens. Anverwandte Mechanismen werden - und deswegen schreibe ich den ganzen Schlonz hier - etwa auch beim (oder besser: gegen) den "Marsch für das Leben" kultiviert. Über eines muß man sich im klaren sein: Ob Lebensschützer oder Thor-Steinar-Träger ... beide sind, natürlich jeweils auf ihre Art und in eigener Prägung, in den Augen so mancher selbstdeklarierter linker Wohlfahrtsausschüsse Vertreter eines faschistoiden Revanchismus. Diesen auszutreiben, dazu ist jedes Mittel recht. Wirklich jedes.


Besonders prickelnd ist die Copula "und" in der Klos'schen Argumentation: "zivilgesellschaftlicher Protest und juristisches Vorgehen" wären erfolgreich verbunden worden. Rücken wir die Sachlage mal gerade - die Juristerei kam erst ins Spiel, nachdem das "kreative" Gesetz der Straße zur Anwendung kam. Kein Gericht hätte den Laden dicht gemacht, wenn nicht von anderer Seite für hinreichend Krawall gesorgt worden wäre. Eigentlich ist das ein Armutszeugnis für die Rechtswirklichkeit hierzulande. 


Wer die Feinde der freiheitlichen-demokratischen Grundordnung unseres Landes zu bekämpfen vorgibt, ist deswegen noch lange kein Freund dieser Ordnung. Für dieselbe scheinen mir die "Nazis" ohnehin derzeit eine eher geringe Gefahr. Die wahren Feinde sitzen ganz woanders ...