Melchtal, Aussegnungskapelle |
Zu den schönsten liturgischen Texten zählt für mich der Wechselgesang, den der außerordentliche römische Meßritus anstelle der sonst üblichen Antiphon zum Offertorium vorsieht. Leider ist er mit seiner archaischen Bildsprache den Saubermännern der Liturgiereform zum Opfer gefallen ...
Domine Jesu Christe, Rex gloriae,
Herr Jesus Christus, König der Herrlichkeit,
libera animas omnium fidelium defunctorum
befreie die Seelen all der dahingeschiedenen Gläubigen
de poenis inferni et de profundo lacu:
von der Qualen des Schmerzensortes, aus dem Abgrund der Tiefe:
libera eas de ore leonis,
errette sie aus dem Rachen des Löwen,
ne absorbeat eas tartarus,
damit das Totenreich sie nicht in seine Gewalt zwinge,
ne cadant in obscurum.
und sie nicht fallen in die Welt der Schatten.
Sed signifer, sanctus Michael,
Dein Bannerträger aber, der heilige Michael
repraesentet eas in lucem sanctam:
lasse sie auferstehen in heiligem Licht:
Quam olim Abrahae promisisti et semini eius.
Das Du einst Abraham verheißen hast und seinen Nachkommen.
Hostias et preces tibi, Domine, laudis offerimus:
Opfergaben und Bitten bringen wir Dir, Herr, dar unter Lobgesang:
Tu suscipe pro animabus illis,
Nimm Du sie an für jene Seelen,
quarum hodie memorium facimus:
derer wir heute gedenken:
fac eas, Domine, de morte transire ad vitam.
Lasse sie, Herr, vom Tode hinübergehen in das Leben.
Quam olim Abrahae promisisti et semini eius.
Das Du einst Abraham verheißen hast und seinen Nachkommen.
Bei Youtube habe ich diese Aufnahme gefunden, die gewiß nicht das Nonplusultra des Choralgesangs darstellen mag, aber in ihrer Unmittelbarkeit vielleicht berührender sein kann als manche musikwissenschaftlich aufgemeckerte Wiedergabe.
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