Kritisiert wird in rechtsextremen Kreisen unter anderem, daß der TS-Gründer seinen Umsatz nicht in die Unterstützung der "Bewegung" re-investiere, daß die Klamotten schlicht zu teuer seien und daher dem "nationalen Widerstand" Geldmittel entzogen würden, sobald sich "Kameraden" damit eindeckten (anstatt zum Beispiel Propagandamaterial einzukaufen). Nachdem zuletzt noch ein arabischer Investor eingestiegen ist, war die Marke bei den Hardcore-Vertretern der Szene endgültig untendurch. Ich meinerseits räume ein, daß mich das ganze Hickhack nicht wirklich interessiert. Meine Krankenkassenbeiträge finanzieren Abtreibungen. Dagegen erachte ich den Kauf eines Thor-Steinar-Leibchens als geradezu adiaphorische Angelegenheit.
Für mich gehört Thor Steinar zu jener Art streetwear, die einerseits durchaus geeignet ist, das verschnarchte Betschwestern-Image gewisser konservativer katholischer Kreise ein wenig zu scharmützeln, und die andererseits so manche Zeitgenossen auf die Palme bringt, die mir schließlich auch ihren Fummel samt Hammer und Sichel, rotem Stern, Che-Guevara-Fresse oder gar Mao-Kackbratze zumuten, ohne daß ich gleich mit Schreikrämpfen darauf reagiere. Das ein oder andere Mitglied der Blogozöse wird beründete Einwände gegen diese Sicht vorbringen können; eine gewisse Widersprüchlichkeit mag im Raum stehen bleiben.
Meine Neigung wird freilich von Ereignissen wie diesen hier gefüttert: Die Marke betrieb in Berlin einen Laden, passenderweise in der Rosa-Luxemburg-Straße. Interessierte Kreise beschmissen die Immobilie so lange mit Farbbeuteln und machten das Geschäftsumfeld hinreichend narrisch, bis der Vermieter, irgendwie nachvollziehbar, den Mietvertrag aufkündigte. Einen Höhepunkt zu diesem (im Wort- wie im übertragenen Sinn) Schmierenstück lieferte eine Bianca Klose, ihres Zeichens Leiterin einer Mobilen Beratung gegen Rechtsextremismus: „Im Falle dieses Thor-Steinar-Ladens wurden kreativer zivilgesellschaftlicher Protest und juristisches Vorgehen erfolgreich miteinander verbunden“.
Halten wir fest: Wenn diese Antifa-Rollkommandeuse von kreativem (!) zivilgesellschaftlichem Protest spricht, dann ist damit vor allem das Schmeißen von Farbbeuten gemeint. Oder das Terrorisieren des Geschäftsumfeldes, besonders natürlich der Kunden und Angestellten des Ladens. Anverwandte Mechanismen werden - und deswegen schreibe ich den ganzen Schlonz hier - etwa auch beim (oder besser: gegen) den "Marsch für das Leben" kultiviert. Über eines muß man sich im klaren sein: Ob Lebensschützer oder Thor-Steinar-Träger ... beide sind, natürlich jeweils auf ihre Art und in eigener Prägung, in den Augen so mancher selbstdeklarierter linker Wohlfahrtsausschüsse Vertreter eines faschistoiden Revanchismus. Diesen auszutreiben, dazu ist jedes Mittel recht. Wirklich jedes.
Besonders prickelnd ist die Copula "und" in der Klos'schen Argumentation: "zivilgesellschaftlicher Protest und juristisches Vorgehen" wären erfolgreich verbunden worden. Rücken wir die Sachlage mal gerade - die Juristerei kam erst ins Spiel, nachdem das "kreative" Gesetz der Straße zur Anwendung kam. Kein Gericht hätte den Laden dicht gemacht, wenn nicht von anderer Seite für hinreichend Krawall gesorgt worden wäre. Eigentlich ist das ein Armutszeugnis für die Rechtswirklichkeit hierzulande.
Wer die Feinde der freiheitlichen-demokratischen Grundordnung unseres Landes zu bekämpfen vorgibt, ist deswegen noch lange kein Freund dieser Ordnung. Für dieselbe scheinen mir die "Nazis" ohnehin derzeit eine eher geringe Gefahr. Die wahren Feinde sitzen ganz woanders ...
1 Kommentar:
"Kreativ" heißt bei diesen Pappnasen (oh, welch unverdiente Freundlichkeit!) eigentlich immer "Farbbeutel/Kondome werfen und laut kreischen".
Ich hab kein besonderes Interesse an Thor Steinar, dafür hör ich ganz gern mal Von Thronstahl zur Erholung, wenn ich zuviel Wunderpipi-Christentum ausgesetzt war. Ohne mir den geistigen Hintergrund davon zu Eigen zumachen oder auch nur ernsthaft gutzuheißen. Das geht.
Kommentar veröffentlichen