Carl Zellers Operette Der Vogelhändler ist, was die musikalische Faktur betrifft, gewiß besser als der Ruf, den die Operette als operesken Edelschmonz noch immer in weiten Kreisen genießt. 1940 nun hat man Teile der Zeller'schen Musik als Filmoperette unter dem Titel der musikalischen Zugnummer neu angerührt: Rosen aus Tirol - und hier schrillt wahrlich der Kitschalarm:
Aber klar, einem Reaktionär wie meinereiner gefällt diese geballte Ladung heile Welt mit Mädel und Bursch und glücklich-zufriedenen Menschen, die, aller Unbill des Lebens enthoben, gemütvoll in sanfter Unbekümmertheit auf dem See rumschippern. Und soll ich was sagen? Das darf mir sogar gefallen, weil der Reaktionär in mir weiß, daß es diese heile weltimmanente Glückseligkeit ebensowenig geben wird wie die Arbeiter- und Bauernparadiese der Linken. Aber der Schmonz im Film kommt wenigstens ohne blutzollverklebte Zwangsbeglückungsexperimente aus.
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Wer in linker Manier im Dargebotenen nur wieder einen Trick sieht, um die tumbe Masse bei Brot und Spielen in der Repression zu halten, der mag das so sehen. Ebenso gut könnte man darin auch einen Appell an das Edle und (etwas dick aufgetragen) Schöne im Menschen sehen. Zweiter Lesart gebe ich den Vorzug, auch hier wieder wissend, daß Appelle meist nicht viel fruchten: Homo homini lupus - das gilt in allen weltlichen Paradiesen, gleich welcher couleur, und wird gelten bleiben bis zum Ende dieser Zeit. Das ist der Stoff, aus dem wir dann gleichwie trotzdem das Beste machen müssen.
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Schenkt euch Rosen! Wäre ja ein Anfang ...
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