Sonntag, 3. Juli 2011

Sankt Trudpert im Münstertal

---
St. Trudpert - Münstertal im Breisgau
Rechts die ehemalige Kloster- und heutige Pfarrkirche,
links die Kirche der heute das Kloster nutzenden
Schwestern vom hl. Joseph, mit Spitzdach im Vordergrund
die Kapelle über der Stätte von Trudperts Martyriums.
---
Um das Jahr 650 überließ der elsässische Adlige Othbert dem iro-schottischen Missionar Trudpert ein Stück Land jenseits des Rheins - im heutigen Münstertal. Trudpert errichtete eine Klause samt Kapelle und nahm von dort aus seine Missionstätigkeit auf. Aus diesen bescheidenen Anfängen ist im Lauf der Zeit eine Benediktinerabtei erwachsen, erstmals urkundlich erwähnt zu Anfang des 9. Jahrhunderts, niedergegangen in der Säkularisation 1806. Vom Leben und Wirken Trudperts und später der Söhne des hl. Benedikt zeugt bis heute das Kloster St. Trudpert. Gestern war ich mal wieder da ...
---
Trudpertus triumphans
Hauptbild des Altars der Trudpertsbruderschaft
---
Trudperts Missionstätigkeit währte nicht allzu lange. Nach drei Jahren erschlugen gedungene Knechte den Missionar mit einer Axt. War die Mission zu erfolgreich? Oder eben nicht erfolgreich genug? Wer weiß ... jedenfalls wird Trudpert bis heute als "Apostel des Breisgaus" verehrt. Sein Fest wird am 26. April gefeiert; in der Regel wird am Sonntag nach dem Festtag Prozession gehalten.
---
Westwerk und ein Teil des Klostergebäudes
---
An der heutigen Klosteranlage haben verschiedene Epochen deutliche Spuren hinterlassen. Die Kirche selbst besteht aus einem barockisierten gotischen Chor und einem eher dilettantisch geratenen Westwerk. Dazwischen liegt ein barockes Kirchenschiff des Vorarlberger Barockbaumeisters Peter Thumb, der auch die Klostergebäude neu errichtete. Finanziert wurde die Bautätigkeit nicht zuletzt durch den Silberbergbau im Münstertal.
---
Blick durch das Kirchenschiff Peter Thumbs
in den barockisierten Chor
---
Hochaltar mit den Aposteln Petrus und Paulus
im Hauptrelief und dem hl. Trudpert im Auszug
---
Nachdem der barocke Aufbau von 1667 baufällig geworden war, wurde 1784 ein neuer Hochaltar aus Stuckmarmor in frühklassizistischem Stil angeschafft. 
---
Rosenkranzaltar links neben dem Chorbogen
---
Klappert man mit der Kamera die Kirchen der Region ab, so packt einem manchmal leicht der Frust über die doch häufige ähnliche ikonographische Zurüstung mancher Gotteshäuser. Jede Menge Katharinas, Antoniusse, Nepomuke, Sebastiane, da wieder ein Peter und dort ein Paul und noch ein Paul und wieder ein Peter und so fort. Da freut man sich, wenn man mal einen Heiligen vor die Linse bekommt, von dem man bisher nicht einmal wußte, daß es ihn überhaupt gibt. Zum Beispiel den hl. Ildefons von Toledo, sozusagen ein Zeitgenosse des hl. Trudpert.
---
Ildefons von Toldedo; Rosenkranzaltar
---
Ein besonderes Prachtstück ist die Kanzel, die einen eigenen Beitrag wert ist. Deswegen hier nur, nicht zuletzt im Blick auf die Puttenbegeisterung gewisser Mitblogger, eine allegorische Darstellung vom Kanzelkorb. Der Bienenkorb in den Händen des Engelchens verweist auf den hl. Ambrosius, den die Altvorderen auch "den honigsüßen Lehrer" nannten, alldieweil die Legende davon berichtet, Bienen hätten dem kleinen Ambrosius bereits in der Wiege Honig in den Mund geträufelt.
---
Putto mit Bienenkorb; Kanzel
---
Bemerkenswert sind unter den Deckenfresken des Italieners Antonio Francesco Giorgioli nicht zuletzt die Darstellungen der acht Seligpreisungen in den Gewölbetonnen über den Galerien der Seitenkapellen, über denen wiederum allegorische Sinnbilder aus dem Geist barocker Emblematik zu sehen sind.
---
"Selig die Barmherzigen"
---
Die Allegorie zeigt eine Sonne mit den Tierkreiszeichen Löwe und Waage, dazu den Sinnspruch Nec regredior nec devio ("Weder weiche ich zurück noch biege ich ab"). Ehrlich gesagt ist mir noch keine echt überzeugende Idee gekommen, welche tieferen Einsichten diese Kombination bereit hält und ob man sie auf die darunter dargestellte Seligpreisung hin interpretieren sollte, wie das bei einigen anderen Kombinationen von Giorgiolis Zyklus nahezuliegen scheint.
---
hl. Scholastika; Klosteranlage
---
Zuletzt noch ein Wort zu den Schwestern, die heute in St. Trudpert leben. Es handelt sich um die Kongregation der Schwestern vom hl. Joseph zu Saint Marc, die vor allem in Krankenhäusern aktiv sind unter deren Dach auch die Josephs-Bruderschaft für die Sterbenden zu finden ist. Ich habe hier auf diesen Seiten bereits einmal drauf hingewiesen und tue es heute wieder; ich selbst bin schon seit Jahren Mitglied und würde mich freuen, wenn sich der ein oder andere Blogger gleichfalls zu diesem Werk entschließen könnte. Der zu treibende "Aufwand" ist sehr überschaubar - nähere Informationen sind hier zu finden.

Keine Kommentare: