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Neulich habe ich wieder einmal den vierteljährlichen Gemeindebrief meiner evangelischen Nachbarkirche in die Hände bekommen. Eine Seite davon hat der Pfarrer dem Thema "Aussegnung" reserviert. Er meint damit nicht die Trauerfeier in der Leichenhalle nach dem Tod eines Menschen, sondern einen Segen, den der Pfarrer den Sterbenden spendet - cum grano salis also das protestantische Gegenstück zum Sakrament der Krankensalbung, früher letzte Ölung genannt.
Der Pfarrer ruft seiner Gemeinde die "Aussegnung" in Erinnerung und lädt ein, den Pfarrer zu rufen, "bereits beim leisen Verdacht, ein geliebter Mensch könnte sterben". Natürlich wird lang und breit betont, wie sinnvoll dieser Segen den Angehörigen am Beginn der Trauer sein kann, so daß fast ein wenig der Eindruck entsteht, hinter dem Ritual stecke kaum mehr als Psychotherapie. Ganz zuletzt hat mich aber ein Passus aufmerken lassen:
"Ist der Tod bereits eingetreten, egal ob im Krankenhaus, zu Hause oder an einem anderen Ort, empfehlen wir die Aussegnung in jedem Fall". Hier scheint es um weit mehr zu gehen, als Angehörige zu betrösten, sondern um "Seel-sorge": über der Schwelle des Todes soll kein Mensch ohne Zuspruch von Gnade bleiben - "in jedem Fall".
Das sollte man auch einem Klerus ins Stammbuch schreiben, der die "Krankensalbung" gerne "auf Vorrat" spendet, selbst wenn die Empfänger putzmunter sind.
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1 Kommentar:
Ja, diese "Sammelkrankensalbung" ist mir persönlich auch etwas suspekt, vermehrt sich aber leider ziemlich rasant. Scheinbar hat heute kaum noch jemand Zeit, Einzelseelsorge zu machen, auch nicht an Sterbenden!
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