Auf dem Blog von fortes-fide findet sich ein nachdenklich stimmendes Dokument (Sponsa Agni hat's auch schon aufgegriffen): der Blick eines Priesters auf seinen Beruf und seine Berufung, verbunden mit der beklemmenden Vermutung, daß er womöglich nicht in das aktuell gewollte "Priesterbild" passen könnte. Jedenfalls vertraut man ihm - selbstverständlich ganz strukturreformerisch verortet - keine Pfarrei an. Die Messe feiert dieser Priester mehrmals die Woche privat in seiner Wohnung, ansonsten könnte er selbstverständlich auch "konzelebrieren". Da würde ich auch lieber alleine feiern.
Mir kam dabei meine "Seelsorgeeinheit" (SE) in den Sinn. Mit großem Bohei (samt Festschrift mit all den schönen Zukunftsvisionen von verheirateten Priestern und von Priesterinnen und toll engagierten Laien und einer total toll-toleranten Kirche) feierte meine "Pfarrei" das hundertjährige Jubiläum der Pfarrkirche. Kaum war das Tschinderassabum rum, teilte der Pfarrbrief mit, daß Werktagsmessen künftig nur noch im Wechsel mit einer anderen Kirche der SE gefeiert werden: Den einen Tag hier, den anderen Tag da. Und daß man natürlich eingeladen sei, künftig auch in die Nachbarkirche zu kommen. Und ja, man wisse, daß dies eine Einschränkung sei, aber - und nun wurde wieder der unvermeidliche Pastoralblubb vom Stapel gelassen - dies wäre ja auch eine gute Gelegenheit zum Zusammenwachsen und sich noch näher Kennenlernen. Ich gebe das hier mal so sinngemäß wieder, denn die Pfarrpostille ist längst im Mülleimer versenkt.
Gut, mag man sagen, die Zeiten des Priestermangels machen sich halt zunehmend auch in Zollitsch-City bemerkbar. Aber andererseits hab' ich doch zehn Finger an der Hand, was reicht, um ein paar Sachen abzuzählen. Mal sehen ...
Zur SE gehören drei Kirchen: Die Hundertjährige in meinem Stadtteil, dann die Kirche im Wohnsiloquartier dahinter und eine "ökumenische" Kirche in einem Neubaustadtteil hinter den Wohnsilos. Und dann hätten wir vier Priester: Den Pfarrer, der in seiner ökumenischen Kirche eher selten Werktagsmessen feiert, ferner einen Uni-Theologen, einen Ordensgeistlichen und einen Ruheständler. Selbst wenn ich nun einrechne, daß das alles keine Kapläne sind, fragt man sich schon, warum die Zahl der "Eucharistiefeiern" so eingedampft worden ist. Oder anders gesagt: Bei drei Kirchen und vier Priestern ist eine Messe werktäglich die Regel (welche von ein paar Ausnahmen bestätigt wird).
Moment mal, ich habe den fünften Priester vergessen! Der lebt im Altenheim neben der Pfarrkirche, dürfte um die 90 Jahre alt sein, hat eine seit Kriegszeiten ruinierte Hüfte und zwischenzeitlich einen Schlaganfall (oder zwei) hinter sich und ... zelebriert täglich in der Kapelle der Einrichtung. Die anderen vier haben, ohne Zweifel, weit mehr zu tun als der Ruheständler im Heim. Der ein oder andere davon scheint vor allem weit Wichtigeres zu tun zu haben ...
2 Kommentare:
Diese "Eindämmung" der Eucharistiefeier-Zahl schlägt sich auch hier im Dekanat nieder - leider! Hier hat man als Arbeitnehmer wirklich langsam Mühe, täglich eine Abendmesse zu finden... (und teils ist die dann liturgisch unter aller Würde!)
Hey, und euer Ordensgeistlicher ist jetzt aber nicht zufällig Pater M. Sta.... (OP), oder? Das wäre ein Zufall!
Nein, der sitzt bei jener Kirche mit im Boot, in der ich hin und wieder die Frühmesse besuche. Diese wiederum wird aber von einem Nicht-OP-Priester gefeiert. Pater M. kenne ich mehr vom Hörensagen und hörte nur einmal einen Eschatologie-Vortrag von ihm, der mir allerdings etwas zu uneindeutig war, was bei mir immer gleich "Inquisitionsgelüste" hervorruft *zwinker*. Aber wie gesagt, ich kenne ihn zu wenig, als daß ich wirklich über ihn was sagen könnte ...
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