Dieses Jahr rückt ein liturgisches Spannungsfeld wieder besonders deutlich ins Bewußtsein: Die Weihnachtszeit liegt, wenn man das mal so sagen darf, in den letzten Zügen. Man macht noch, wie heute in der Basler Antoniuskirche, ein Schnappschuß von der Krippe, ehe sie abgeräumt wird. Und zugleich kleidet die Vorfastenzeit, die mit dem Sonntag Septuagesima nun wieder angebrochen ist, die Liturgie in das violette Kleid der Buße. Die Krippe wird zur Nebensache, zum Relikt glücklicherer Zeiten, zu ferner Erinnerung. Das Gloria in excelsis Deo et in terra pax hominibus bonae voluntatis ist verstummt, Krippe hin oder her, und auch das Alleluja ... vom Holz der Krippe zum Holz des Kreuzes ist der Weg kürzer, als man vor wenigen Wochen im Lichterglanz noch glauben mochte.
Wenn es ein Lied gibt, das die emotionale Melange dieses Sonntags auf einen Nenner bringt, so ist es jenes aus der Feder von Jochen Klepper:
Du Kind, zu dieser heilgen Zeitgedenken wir auch an dein Leid,das wir zu dieser späten Nachtdurch unsre Schuld auf dich gebracht.Kyrieleison.
Die Welt ist heut voll Freudenhall.Du aber liegst im armen Stall.Dein Urteilsspruch ist längst gefällt,das Kreuz ist dir schon aufgestellt.Kyrieleison.
Die Welt liegt heut im Freudenlicht.Dein aber harret das Gericht.Dein Elend wendet keiner ab.Vor deiner Krippe gähnt das Grab.Kyrieleison.
Die Welt ist heut an Liedern reich.Dich aber bettet keiner weichund singt dich ein zu lindem Schlaf.Wir häuften auf dich unsre Straf.Kyrieleison.
Wenn wir mit dir einst auferstehnund dich von Angesichte sehn,dann erst ist ohne Bitterkeitdas Herz uns zum Gesange weit.Hosianna.
Und um das "Stimmungsbild" abzurunden ... noch ein Blick von einer Basler Rheinbrücke auf die Stadt ...
2 Kommentare:
... vom Holz der Krippe zum Holz des Kreuzes ist der Weg kürzer, als man vor wenigen Wochen im Lichterglanz noch glauben mochte.
Je kürzer die Predigt, desto besser! Danke
Wie schön, dass auch Du Klepper zitierst!! :-) Das Lied bringt es wirklich gut auf den Punkt...
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