Zumindest in Puncto Internet bin ich jetzt wieder in terra viventium ... Wie gesagt, am vergangenen Mittwoch machte ich mich als Tages-(wall)-fahrt zur Erzabtei Beuron auf. Von Zollitsch City aus ist das eigentlich garnicht so weit, man sitzt eine Weile in Regionalzügen mit landschaftlich schönen Aussichten rum und muß nur einmal umsteigen. Außerdem kann man die Zeit prima zu Beichtvorbereitungen nutzen ...
Um zehn Uhr stand ich dann in Beuron auf dem Bahnhof und keine zehn Minuten später vor der ehrwürdigen Benediktinerabtei, reizvoll im oberen Donautal gelegen. Das Kloster bietet rundum Seelenservice - man hat unter anderem die Wahl zwischen zwei Klingelknöpfen in der Abteikirche: Mit dem ersten ruft man einen Beichtvater, mit dem zweiten den Bruder Sakristan (wenn man zum Beispiel etwas segnen lassen möchte, steht extra so dran). Kleiner Tipp am Rande: Will man etwa einen im Klosterladen erworbenen Rosenkranz vor Ort segnen lassen, dann besser gleich den Beichtknopf drücken, sonst wird's etwas kompliziert. Der Beichtknopf funktioniert jedenfalls ohne große Umstände, während man mit schwäbischen Benediktinerbrüdern aus der Sakristeizone unter Umständen Verständigungsschwierigkeiten hat (und den Tipp bekommt, daß der "fromme Gebrauch" auch schon sehr segensreich sei). Den erworbenen Rosenkranz hab' ich immerhin nach der Vesper doch noch gesegnet gekriegt, übrigens mit Unterstützung des schwäbischen Bruders, der sich für mich dann einen Pater gekrallt hatte, gratias ago, frater bone!
Um 11.15 Uhr sammelten sich die Mönche zu einem schlichten, aber sehr würdigen Hochamt zum Fest der hl. Marta - immerhin mit lateinisch gesungenem Proprium und Ordinarium (Messe V). Um ehrlich zu sein ... ich hatte eher weniger damit gerechnet, nachdem ich vor Jahren in Maria Laach eine deutsch gesungene Sext erlebt hatte und seither auch Benediktinern alles Mögliche zutraue (ja, ich gebe zu, liturgische Ästhetik ist mir auch wichtig ...)
In Beuron wird die allerseligste Jungfrau besonders unter dem Titel der schmerzhaften Mutter verehrt. Ich habe da im Moment ein ganz bestimmtes, mir wichtiges Anliegen, welches ich unserer Mutter da antrug. Und wenn sie sich mit der Fürsprache ins Zeug legt und die Sache klappt, dann habe ich versprochen, mindestens einmal jährlich wiederzukommen. Die Gnadenkapelle ist übrigens eine wunderschönes Gesamtkunstwerk der sogenannten Beuroner Kunstschule.
Eine weitere Wallfahrt hat sich vor über hundert Jahren im Liebfrauental etabliert - ein gemächlicher Marsch von rund einer halben Stunde führt zu einer Lourdes-Grotte. Daneben ist eine kleine Kapelle errichtet worden, in der unzählige Votivtafeln, Zettel und Bildchen von Mariens Hilfe zeugen. Ich fühle mich in Beuron mit meinem Anliegen gut aufgehoben ...
Einen schönen Abschluss gewann der Besuch in Beuron durch die lateinische Vesper. Von der Kunst des OSB-Organisten war ich teils fasziniert, teils ein wenig befremdet. Bei den Psalmen beschränkte sich der orgelschagende Frater längst nicht auf dröges Begleiten, sondern gestaltete unter dem Chorgesang regelrecht und teils sehr verspielte Versetten, vielleicht eine Reminiszenz an den berühmt-berüchtigten schwäbische Barockstil? Beim 135. Psalm, bei dem jeder Vers auf die vertrauende Einsicht "quoniam in aeternum misericordia eius" hinausläuft, ist das hübsch abwechslungsreich. Doch manchmal ging dem Organisten vor lauter Kreativität vielleicht der Gaul doch etwas zu sehr durch. Vielleicht aber bin ich auch nur schlicht neidisch, weil ich in der Psalmbegleitung keineswegs so talentiert bin ...
Alles in allem: Ein wunderbarer Tag, von dem ich einen ganzen Sack schöner Erinnerungen (und eine hoffentlich ordentliche Gnadenportion) mit nach Hause nehmen konnte. Und selbst wenn der liebe Gott auf Mariens Fürsprache mein Anliegen in andere Bahnen lenken sollte ... ich glaub', ich fahre trotzdem wieder hin. Mindestens einmal im Jahr ...
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen