Mittwoch, 5. August 2009

Große Kirche für kleines Mädchen?

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Früher errichtete man zum Lob Gottes der allerseligsten Jungfrau zu Ehren ja noch prachtvolle Kirchen - der Weihetag der römischen Basilika Santa Maria Maggiore, den die Kirche heute feiert, erinnert daran. Auch die Musik hat sich am großen Alle-Tage-sing-und-sage-Contest beteiligt, um das Lob Mariens in tausend Tönen zu feiern. Eines meiner liebsten Marienlieder ist Wunderschön prächtige, hohe und mächtige, liebreich holdselige, himmlische Frau, das an Mariä Himmelfahrt (bald bald ...) unbedingt ins Programm gehört.

Die erste Strophe dazu schrieb der Kapuziner Laurentius von Schnüffis, der Rest ist samt Melodei wahrscheinlich in den 1770er-Jahren im Kloster Einsiedeln entstanden. Das hat dem Lied aber nix genutzt, aus dem 1998 erschienen Katholischen Gesangbuch der deutschsprachigen Schweiz ist es verschwunden. Dafür wurde die leicht lausige Auswahl an Mariengesängen um Neues geistliches Liedgut (natürlich fortschrittlich reimfrei) bereichert, auf das besonders helvetische Ordensfrauen nach meiner Erfahrung abzufahren scheinen:

1. Mädchen, du, in Israel, kleine Tochter Gottes,
durch dich wurde Nazaret Hoffnung aller Menschen.
Der Dichter hat da die wunderschön prächtige Dichtung früherer Zeiten wohl irgendwie mißverstanden (Weil du ganz makellos, hat, holde Gnadenros', dich seine Tochter Gott Vater genannt ...). Warum soll ich Maria, das Urbild des erlösten Menschen, ausgerechnet als "kleine Tochter Gottes" anquatschen? Kann mir das mal einer erklären? Und dann dieses blöde Mädchen-Gedöns, das zeitweilig auch in liturgischen Schrifttexten rumgeisterte ... im "Gleichnis von den zehn Mädchen" etwa. Läßt sich über Maria denn nichts Besseres sagen, als daß sie, alles in allem, halt "eine von uns" war? Ach du Scheiße ...

2. Du vertrautest auf das Wort, das Gott einst gesprochen,
das Propheten sagen ließ: Neu wird diese Erde.
Fassen wir zusammen: In der Heiligen Schrift gibt es zwar den Bericht der Verkündigung durch den Engel, aber der interessiert hier nicht die Bohne. Das Mädchen im Lied hegte offenbar - ohne weitere besondere Vorkommnisse - die zeitüblichen messianischen Erwartungen. Manchmal ist eben nicht nur interessant, was gesagt (oder gedichtet) wird, sondern auch, was unter den Tisch fällt.

3. Was nie zu erwarten war, hast du uns gegeben,
der dein Ein und Alles war, wurde aller Bruder.
Wie oft und in wieviel weitere Variationen wird diese abgeschmackte Gutmensch-Suppe eigentlich noch aufgekocht? Maria, unsere Schwester (jetzt alternativ: unser kleines Mädchen), Jesus unser Bruder, Gott die Summe unserer sich verschenkenden Kommunikation ... ja klar:

4. Richte nun auch unsern Blick auf das Heil der Erde,
daß wir leben so wie er, offen füreinander.
"Durch Maria zu Jesus" ... war einmal. Heute ist daraus eher eine Initiative "Kleine Mädchen für Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung" geworden. Denn mal ehrlich ... was für ein anderes "Heil" sollte uns da noch blühen, da doch alles Friede, Freude, Eierkuchen wird, wenn wir nur "offen füreinander" sind?

Die deprimierende Melodie zu diesen lyrischen Blähungen findet sich im KGB unter Nr. 757.

1 Kommentar:

Stanislaus hat gesagt…

Du hast, glaube ich, die "kritische Jugendliche" vergessen, die bei der Verkündigung auch mal nachgefragt hat: "Wie soll das geschehen, da ich ..." Das war auch mal der alternative Renner zur Jahrtausendwende.

Habe auf meinem Blog was für Dich hinterlegt.