Eigentlich wollte ich heute einen kleinen Ausflug auf den Giersberg machen. Der Pilger findet dort - nicht weit von Zollitsch City - eine kleine Wallfahrtskapelle zu Ehren der Mutter Gottes. Aber irgendwie war das Wetter eher besch...eiden. Unsicher, wolkig, aber dennoch schwül, und wenn ich schon den Giersberg-Hügel hochhechle, dann will ich wenigstens nebst Kapelle auch eine schöne Aussicht. Also wurde der Plan modifiziert: Ab nach "Maria im Sand" bei Herbolzheim. Da kommt man ebenerdig hin. Und die Aussicht ist im Flachland sowieso wurscht. Einziger Nachteil: Der "Pilgerpfad" vom Bahnhof in Herbolzheim führt direkt durch's Industriegebiet. Also vorbei an Autohäusern, Heizölfirmen und Handwerksbetrieben im munteren Wechsel mit berückenden Industriebrachen. Irgendwo war ein Wasserwerfer der Polizei geparkt. Was die im Hinterland so alles horten ... Zudem war der Weg zur Kapelle erst ausgeschildert, als das kleine Gotteshaus sowieso schon in Sichtweite war. So gesehen hat man Maria hier echt "in den Sand" gesetzt. Wieviel ortfremde Pilger mögen wohl sonst noch umherirren?
Warum eigentlich "Maria im Sand"? Die Legende erzählt, das Gnadenbild - eine spätgotische Terrakotta-Figur - sei 1556 am Ufer der Bleiche im Sand gefunden worden. Das Flüßchen gluckert noch heute an der Kapelle vorbei. Kurz zuvor sollen es die Bewohner der Bleichtaldörfer nach Einführung der Reformation ins besagte Gewässer geschmissen haben. Die Herbolzheimer, treu dem überkommenen Glauben, trugen das Marienbild in ihre Pfarrkirche. Am nächsten Morgen sei es aber wieder an seinem Fundort im Sand gelegen. Daraufhin erbaute man der heiligen Jungfrau an dieser Stelle eine Kapelle, die zum Ziel einer sich stetig entwickelnden Wallfahrt geriet. Unzählige Menschen haben seither "Maria im Sand" ihre Anliegen anvertraut. Ich heute auch.
Einmal abgesehen vom Umstand, daß die Liturgiereform den Hochaltar massakriert hat, um aus der Mensa einen Volksaltar zu basteln (mir tut sowas immer etwas in der Seele weh ... für was gibt es eigentlich den Denkmalschutz?) ist Maria im Sand ein stiller und schöner Ort, der die Seele zur Ruhe kommen lässt. Rund um das Kirchlein, um welches ein schlichter und kleiner Park angelegt worden ist, führt ein Kreuzweg. Nach einer Ruhrepidemie kam 1918 noch eine Lourdes-Grotte dazu.
Zuguterletzt noch das Wallfahrtsgebet, daß man auf einem Andachtsbildchen mit nach Hause tragen kann. Keine großen, aber tiefe Worte, in denen sich das Vertrauen der Pilger in die Zuneigung der guten Mutter "Maria im Sand" spiegelt:
1 Kommentar:
St. Peter haben die doch auch in den Sand gesetzt, und der steht noch immer!
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