Vor der Messe in St. Anton, die erst um halb zwölf beginnt, hatte ich noch etwas Zeit. Ich nutzte sie, das Wetter war frisch, aber sonnig, für einen kleinen Spaziergang durch den Basler Kannenfeldpark. Irgendwann kam ich zum Haupteingang des Geländes und stellte überrascht fest, daß es sich bei dieser größten Parkanlage Basels um einen ehemaligen Friedhof handelt. Vier Säulen rahmten die alten Tore: eine für Moses (Bild oben), eine für Daniel, eine für Johannes den Apostel und eine für Paulus. Während des Gangs durch den Park fiel mir nichts auf, was auf die ehemalige Widmung als Gottesacker gedeutet hätte ... Familien flanierten auf den Wegen, Jogger drehten ihre Runde, andere schlürften an einem Kiosk einen Kaffee.
Aufgelassene Friedhöfe als Parkanlagen sind sicher keine neue Idee. Doch bei den Friedhöfen, die ich in diesem Fall kenne, beließ man die alten Grabstätten einfach dem Zeitenlauf, pflegt und erhält aber sacht, wo es notwendig scheint. Diese Orte strahlen, nicht zuletzt durch den von leichtem Verfall gekennzeichneten Charme, ein ganz spezielles Memento Mori aus. Es sind Orte der Pietät geblieben, entsprechend verhalten sich die Besucher, die meisten zumindest.
Der Kannenfeld-Friefhof wurde irgendwann zum Park umgegraben. Unzweifelhaft ist er heute ein Ort des Lebens und - weit mehr als nur grüne Lunge im Stadtgebiet - ein Ort zum Durchatmen für die Anwohner. Soweit, so gut. Ein Ort der Pietät ist es nicht mehr, auf ein anderes Leben als das irdische verweist heute allein die Portalanlage mit ihrem biblischen Personal und einigen in Stein gehauenen Schriftzitaten.
Ich mußte dabei an die Kirchen denken, die zunehmend aufgegeben, profaniert werden. Sie sollen, wenn nicht abgerissen, dann möglichst einer Verwendung zugeführt werden, die sich mit der Würde eines ehemaligen Gotteshauses verträgt. Was aber, wenn die Jahre ins Land gehen und man mit dem Gebäude, dessen Turm vielleicht noch in den Himmel ragt und von dessen Mauern ein Kreuz und die Jungfrau Maria grüßen, nur noch von ferne den Gedanken an die einstige Gegenwart Gottes an diesem Ort verbindet? Oder etwa: Was kommt noch auf uns zu, wenn der Sinn für die Heiligkeit eines Ortes ebenso verloren geht wie die rudimentäre Restpietät des dem Glauben entwöhnten Kulturmenschen?
Legt nicht jede profanierte Kirche ein beklemmendes Zeugnis ab für die gegenwärtig mangelnde missionarische Haltung innerhalb der Kirche? Und ist nicht jede profanierte Kirche ein Beitrag zu einer geradezu exponentiellen Säkularisation?
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