Mittwoch, 19. August 2009

Verwüsten wiederbelebte Ultras die selig-objektive Medienlandschaft?

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Elsa präsentiert auf ihrem Blog einen Artikel aus dem Vatican-Magazin. Dort macht sich nun auch der Chefredakteur der Katholischen Nachrichtenagentur, Ludwig Ring-Eifel, unter dem Motto Anarchie im Namen des Herrn? seine Gedanken zum Phänomen eines bestimmten (ebenso stetig wachsenden wie inoffiziellen) katholischen Medienangebotes im Internet.

Angesichts der Schelte, mit der erst jüngst "inoffizielle", katholisch verwurzelte "Nachrichtenagenturen" und Informationsangebote im Internet seitens diverser Platzhirsche mit kirchlichem Prädikatssiegel überzogen wurden (und die bestenfalls in einem bestimmten Fall berechtigt gewesen sein mögen), sind Ring-Eifels Ausführungen vergleichsweise fair - und daher vergleichsweise angenehm sachlich. Das darf man ruhig auf der Habenseite verbuchen.

Trotzdem finde ich den Beitrag, sagen wir mal ... nicht ganz ehrlich. Ring-Eifel malt die Idealsituation eines ausgewogenen, pluralen und zugleich katholisch verorteten Journalismus an die Wand, dem im minder schlimmen Fall Bischöfe das sanfte Diktat der Langeweile ("halb journalistische, halb offiziöse Medienprodukte") reindrücken, während diesem Traumbild im schlimmeren Fall von den Freibeutern im Internet das Wasser abgegraben wird. Zumindest höre ich zwischen den Zeilen auch bei Ring-Eifel die Befürchtung heraus, daß der "offizielle" katholische Journalismus ob der neuen Phänomene ungebührlich ins Hintertreffen gerät, weil andere Angebote die Leser - im mehrfachen Sinn des Wortes - "radikaler" binden (können).

Unterm Strich realitätsfremd ist dabei der Rekurs auf jene Tendenzpresse des 19. Jahrhunderts, welcher der angelsächsisch inspirierte "objektive" Journalismus des 20. Jahrhunderts gegenüber gestellt wird. Bis dahin mag man Ring-Eifel noch folgen. In Fortschreibung der Geschichte dann aber das eigene Selbstverständnis in der Tradition eines "objektiven" Journalismus stehen zu sehen, dem die wiederbelebten Ultras im 21. Jahrhundert auf die Pelle rücken, ist in meinen Augen angesichts des zunehmenden Verfalls journalistischer Kultur dreist.

Ring-Eifel müßte besser wissen, wie heute in den meisten Redaktionsstuben Meinung "gemacht" wird, egal ob es sich dabei um kirchliche oder um säkulare Mainstream-Medien handelt. Hier wird einmal mehr untergründig mediale Selbstverklärung betrieben, wie sie etwa auch ein Hamburger Nachrichtenmagazin pflegt, wenn es sich gern als "Sturmgeschütz der Demokratie" titulieren läßt.

Es erwartet niemand, daß die katholische Medienarbeit am Rockzipfel des Papstes hängt und mit dem Schnuller im Mund durch den Vatikan krabbelt. Aber wo waren denn KNA & Co., als angesichts der jüngsten - inszenierten und durchschaubaren - Medienstürme, die über Benedikt XVI. hinwegfegten, starke Stimmen gefragt waren, um einer verzerrten Darstellung der Sachlage mit entsprechendem Hintergrundwissen entgegen zu treten? Und wo waren damals die "katholischen" Journalisten (nominell gibt es sie nämlich noch), die bei säkularen Medienkonzernen in Lohn und Brot stehen?

"Wess' Brot ich ess', dess' Lied ich sing" ... dabei ist es gleich, ob man sich als "katholische" Agentur an der Theke des Zeitgeistes anstellt oder als Journalist seinen Namen auf den Gehaltszetteln eines profanenen Medienkonzerns lesen kann. Die "Unabhängigkeit" des Journalisten ist eine Luftnummer, die allseits und immer noch dreist verkauft wird. Eigentlich wäre das so langsam ein Fall für die Verbraucherzentralen ...

3 Kommentare:

Stanislaus hat gesagt…

Ganz ehrlich? Ich bekenne offen und frei: Eine objektiven Journalismus gibt es nicht. Und ich bezeichne mich nie als objektiv, dafür habe ich in Münster Theologie studiert.

Elsa Laska hat gesagt…

Darf ich mal auf die gute alte Möglichkeit des Trackbackens hinweisen, dann sehen ich und meine Leser schnell und leicht, dass jemand auch was Relevantes geschrieben hat :-)

Pro Spe Salutis hat gesagt…

Ähhh, erwischt. Da endet jetzt meine Medienkompetenz irgendwie so ähnlich wie bei meinem Handy, bei dem ich auch nur weiß, wie man damit telephoniert oder Kurzmitteilungen verschickt. Aber ich werd mir die Meldung zu Herzen nehmen und bei nächstbietender Gelegenheit "ad experimentum" trackbacken (oder es zumindest versuchen) ... ;-)