Donnerstag, 31. Dezember 2009

Melancholisches zum Altjahrsabend ...




Eigentlich wollte ich - passend zum ablaufenden Jahr - den Zeitmonolog der Marschalin aus Straussens Rosenkavalier hier einstellen. Aber dann bin ich irgendwie auf dieses wunderbare Stück Musik aus Wolfgang Erich Korngolds Oper Die Kathrin gekommen, das ich erstmals durch ein Recital der wunderbaren Sopranistin Renée Fleming entdecken durfte, welche diese eher unbekannte "Briefszene" auch hier wieder singt. Ich denke dabei an einen guten Freund, der mir leider vor Jahresfrist abhanden gekommen ist. Wir haben diese kleine Arie oft miteinander gehört. Vielleicht bringt ihn mir das neue Jahr zurück ...

Kirchenliedfreie Gottesdienste?




Auf Stanislausens Seiten entwickelte sich in einer Kommentarspalte eine kleine Debatte, wieviel - und ob und überhaupt - deutsches Kirchenlied ein Amt im außerirdentlichen Ritus verträgt (oder braucht). Der Auslöser war der Ingrimm unseres Kölner Rundumkorrespondenten über die jahrein, jahraus vorherrschende Tendenz, jeden Gottesdienst zwischen Heiligabend und Neujahr (oder auch Epiphanie) in der Art einer "Weihnachtsmesse" zu feiern, Erzmärtyrer, Lieblingsjünger etc. hin oder her. Ein Kind jener berühmt-berüchtigten "südwestdeutschen Liberalität", schrieb ich in einem Kommentar, daß auch ich in der Tat etwa am Stephanstag weiter Weihnachtliches singen lasse, weil man in lateinischen Choralämtern ohnehin kaum Gesänge in der Landessprache unterbringen kann und zumindest die "Klassiker" unter den Weihnachtsliedern mindestens einmal vorkommen sollten. Was nun wiederum bei Gregor Widerspruch weckte:

"Wozu braucht man denn in der Messe überhaupt deutsche Lieder? Im gesungenen Amt ist das überhaupt nur aufgrund eines Kardinal Bertram für das Dt. Reich in den Notzeiten des 2. Weltkriegs erlaubten Indults möglich (man müßte mal einen Kanonisten fragen, ob tatsächlich mit Summorum Pontificum auch alle alten Indulte wieder aufgelebt sind). Wo Not am Mann ist, mag man das machen. Aber daß selbst viele Freunde der Tradition das geradezu als erstrebenswert betrachten, ist wirklich zum Haare raufen. Als hätte es das liturgische Erwachen nach Dom Guéranger nie gegeben. Betsingmesse *schüttel*."

Ich räume ein, daß ich die Sache mit den deutschen Liedern etwas lockerer sehe. Noch zu FSSPX-Zeiten versah ich längere Zeit in einem Priorat den Orgeldienst, dessen sonntägliches Hochamt nebst Proprium und Ordinarium mit deutschen Liedern vor dem Asperges, vor der Predigt, ggf. zum Opfergang, vor der Kommunion und zum Auszug meinethalben etwas zu üppig gerüstet war. In den beiden bischöflich genehmen Basler Gemeinden, in denen ich heute aktiv bin, herrscht leichte Diversität: Auf der Grundlage einer Choralmesse und des teils ausgesungenen, teils psalmodierten Propriums kennt man morgens in St. Antonius ein Lied vor der Predigt, zum Opfergang und zum Ende, derweil nachmittags in St. Joseph deutsche Lieder nur vor dem Asperges und zum Auszug statthaft sind - hier führt das Institut Christus König erkennbar das Regiment. Ein drittes Lied hat hier freilich am Ende der vorgängigen Sakramentsandacht seinen Platz. Soweit die Praxis, wie ich sie erlebe - und mit der ich gut leben kann.

Zur Theorie: Das von Gregor erwähnte Indult ist ein Papiertiger, da die Betsingmesse ihre Geburtsstunde faktisch viel früher erlebte und zu einem nationalen Sondergut erwachsen ist, welches man sicher nicht mögen muß, das aber als Form einer kulturellen Anverwandlung der römischen Liturgie an deutsche Gepflogenheiten einen gewissen Respekt verdient (vor allem dann, wenn man nicht faul auf vorgestanzte Liedreihen zurückgreift, sondern die deutschen Gesänge als Echo auf die Liturgie auswählt).

Pastoralen Erwägungen ins Feld zu führen, ist, zugegebenermaßen, immer eine etwas windige Angelegenheit, da unter diesem Schlachtruf vor allem seit dem Konzil viel Schindluder getrieben wird. Dennoch sollte man meines Ermessens das Kind nicht mit dem Bad ausschütten. Nicht jeder findet einen leichten Zugang zu einer völlig lateinischen Liturgie. Und eine Katechese, die diesen Zugang erleichtern könnte, kommt noch immer viel zu kurz. Zudem steht einer praktischen Realisierung des "idealen" Choralamtes häufig die Unzulänglichkeit der zur Verfügung stehenden Kräfte gegenüber - was allerdings nicht heißt, daß man deswegen gleich den Büttel ganz hinschmeißen muß. Ehe sich aber eine überforderte Schola durch sämtliche Teile der Liturgie kämpft, lasse ich lieber das Volk hier und da ein deutsches Kirchenlied singen - und verbinde so das Nützliche mit dem Angenehmen (was dabei nützlich ist und was angenehm, hängt von der Perspektive ab) - zumal, wenn man die Möglichkeit hat, auf textlich und musikalisch hochwertiges Liedgut zurückgreifen zu können.

Gregors Verweis auf Dom Guéranger mag ich nicht ganz folgen, da man sich von den Ideen und Idealen dieses hochachtbaren Benediktiners zwar inspirieren lassen kann, man aber auch im Hinterkopf haben sollte, daß Guéranger historisch und soziokulturell in einem Humus wurzelt, den man nicht einfach über die deutsche Erde drüberkippen kann, ohne ein gutes Stück eigener Kultur damit zuzuschütten. Das Katholische ist nicht die klonverwandte Restauration einer bestimmten Liturgieform für alle Zeiten an allen Orten, sondern das Durchtränken des eigenen Erbes mit dem Geist der römischen Liturgie: So entsteht echte Einheit in einer echten Vielfalt.

Mittwoch, 30. Dezember 2009

Antifa beklatscht Kirchenbrände

Erinnert sich noch jemand an die netten linken Radikalos beim diesjährigen Berliner Gebetsmarsch für das ungeborene Leben? Also an jene, welche 1000 Kreuze in die Spree schmeißen wollten? Und die den betenden und schweigenden Christen so manchen Unflat an den Kopf geworfen haben? Und die nebenbei eine Bibel abgefackelt und den Teilnehmern vor die Füße geschmissen haben, wie weiland ein bischöflicher Augenzeuge berichtete?

Letzteres wurde von den teilnehmenden "Feminist_Innen", "Anarchist_Innen", "Antifaschist_Innen" und sonstigen linksgentrifizierten Grüppchen selbstverständlich im Nachhinein dementiert und Weihbischof Andreas Laun der Lüge geziehen. Gerade im Umfeld des Berliner Bebelplatzes, an dem die Nazis einst Bücher verbrannten, ist es schließlich absolut abseitig, daß auch nur irgendein Linker auf den Gedanken käme, ein Buch anzuzünden. Theoretisch ganz unmöglich, diese Vorstellung; und weil Theorie den Linken ganz arg wichtig und wertvoll ist, ergibt sich mit durchschlagender Folgerichtigkeit, daß, was theoretisch nicht sein kann, auch praktisch nicht war. Der Glaube an die Theorie hilft schließlich auch sonst über all die praktisch gescheiterten sozialistischen Experimente hinweg; die abermillionen Opfer kehren wir dabei einfach unter den Teppich.

Fazit: Linke verbrennen keine Bücher. Auch der flammende Büchertod ist ein Meister aus Deutschland und daher eine Spezialität der Nazis, die ja nicht nur Bücher, sondern auch jüdische Gotteshäuser in Brand gesteckt hatten. Grund genug für die linke Gemeine, die Erinnerung an den 11. November 1938 mit lebendig zu halten.

Daß Linke das Abfackeln von Gotteshäusern gutheißen würden, ist theoretisch also total undenkbar. Praktisch scheint es aber so zu sein, daß "die einzige Kirche, die leuchtet, jene ist, die brennt". Sowas können "Antifaschist_Innen" der Restwelt zum Heiligabend durchaus süffisant auftischen und rhetorisch beklatschen ...

Übrigens: "Antifaschistisch" ist ein stalinistischer Kampfbegriff, wie er etwa auch in der Deklaration der Mauer als eines "antifaschistischen Schutzwalls" fortlebte. Die Jungs und Mädels wissen in der Regel, warum sie sich "Anti-Nominieren". Würden sie sich in den Namen schreiben, wofür sie eigentlich einstehen, dann könnten sie ihre Umwelt samt Gutmenschen und Medien weit weniger geschickt einseifen. Denn komischerweise erachtet man solche Truppen trotz allem als wichtig für die demokratische Kultur im Land.

Durch das traditionsfrohe Blumengärtlein hupfen



  
Hin und wieder erwische ich mich dabei, daß ich fast ein wenig neidisch bin ... neidisch auf jene Blogozesanen, die immer wieder Neues aus dem neokreativen Liturgiestadl zu berichten wissen. Da mischt sich dann ein (vielleicht nicht ganz frommer) Schauder mit Abscheu, aber irgendwie sind all die Reporte über den jüngsten eucharistischen Ringelpiez mit Anfassen so wie die Bildzeitung: Im Sich-Entsetzen fühlt man die eigene Position bestärkt. Was übrigens keineswegs anrüchig ist.

In den römisch-außerordentlichen Messen, in denen ich überwiegend an der Orgel sitze, halten sich liturgische Entgleisungen doch sehr in Grenzen. Und wenn mir der Sinn nach der reformierten Messform steht, weiß ich, wo ich hingehen kann, ohne daß es mir den Magen umdreht.

Wenn ich denn an den "alten Messen" etwas bemängeln wollte, dann noch am ehesten die ein oder andere Allerweltspredigt, die allzuoft frisch, froh und sehr freizügig durch das traditionsfrohe Blumengärtlein hupft ... auf der Basis eines Zitates aus der Tagesliturgie ein paar Worte über Maria allgemein und über Fatima besonders, über den lieben Heiland in der Hostie und den allmächtigen Gott im Himmel, hier ein Zitat aus dem Goldenen Buch des hl. Ludwig Maria, da ein Hinweis auf die Nachfolge Christi, eine Prise Demut, ein kleines Wort über die Heilige Kirche und vielleicht noch was über die Treue zum Heiligen Vater, für den wir alle beten sollen. Stimmt alles, passt alles und eigentlich immer, vom ersten Advent bis zum Ende des Kirchenjahres.

Daß ein Text der Liturgie, das Evangelium, die Lesung (oder auch die Eigentexte) in der Tiefe ausgelotet werden, dies erlebe ich (meines Dafürhaltens: leider) viel zu selten. Dabei gibt es hierfür aus den guten Zeiten der Liturgischen Bewegung einige bis heute interessante Handreichungen, etwa von Pius Parsch oder Ämiliana Löhr. Oder von Romano Guardini, wenngleich in diesem Fall nicht nach Sonntagen vorsortiert.

Donnerstag, 24. Dezember 2009

Puer natus est






Lobt die Macht, die sich verneigt.
Lobt den Himmel, der nicht schweigt.
Lobt das Licht, in uns entfacht,
Licht aus Licht in unsrer Nacht.

(Georg Schmid)

Ein friedvolles und segensreiches
Weihnachtsfest 2009!
 

Montag, 21. Dezember 2009

Aus dem Schafstall ... heute: Kollegialität und Miteinanderblabla




Manchmal verstehe ich die Welt nicht. Na gut, das ist jetzt vielleicht eine Spur zu dramatisch hergesagt, und also schraub' ich's mal etwas runter: Manchmal verstehe ich die lieben Kollegen nicht.

Die Sache verhält sich so: Schon vor einiger Zeit teilte ich meinen Basler Vormittags-Tridentinern (die aus St. Anton, in St. Joseph findet die Messe nachmittags statt) mit, daß ich als Organist am ersten Weihnachtstag nicht zur Verfügung stünde. Nachdem man mir ursprünglich gesagt hatte, die "alten" Messen in St. Anton fänden immer nur an Sonntagen statt, sagte ich für's Fest frühzeitig einer Freiburger Gemeinde meine Dienste zu. 

Überraschenderweise stellte sich heute heraus, daß bislang keiner in St. Anton für Ersatz gesorgt hatte, nachdem meine Absage offenbar Verschutt gegangen war. Nun ist es alles andere als einfach, wenige Tage vor Weihnachten für eine Messe im außerordentlichen Ritus noch einen Organisten aufzutreiben.

Da in der Freiburger Gemeinde auch ein Chor singt, rief ich schließlich den Chorleiter an, ebenfalls Kirchenmusiker, und bat ihn, nach Möglichkeit auch den Orgelpart zu übernehmen. Ich wäre dann nach Basel gefahren - und beiden Gemeinden wäre geholfen gewesen.

Das Ergebnis: Ich durfte mir eine Standpauke anhören, daß ich mein Amt nicht ernst genug nähme und daß dies ein sehr seltsames Verständnis von Disziplin sei und überhaupt sollten sich Organisten vorher überlegen, ob sie Verpflichtungen eingehen wollen oder nicht und ihm sei Orgeldienst und Chorleitung zuviel. Und weil's gwohl grad gepaßt hat, durfte ich mich am Ende auch noch dafür schuldig fühlen, daß ein anderer Kollege vor einiger Zeit nicht pünktlich zum Gottesdienst erschienen sei und er schon da an die Orgel habe rücken müssen. Und wenn man eine Stelle habe, solle man gefälligst auch erscheinen. Der Einwand, daß ich in keinster Weise angestellt sei, zählte nicht. Mein Zusatzangebot, den an Männerstimmen darbenden Chor demnächst einmal zu unterstützen, könne ich mir "in die Haare schmieren".

Genau so stelle ich mir einen besinnlichen Adventssonntagabend vor! Irgendwie kam mir Fontanes Effie Briest in den Sinn. Zwischen den Seiten dieses Buches tummelt sich auch so ein Prinzipienreiter.

Wenn nun alles dumm läuft, dann turnen in Freiburg am ersten Weihnachtsfeiertag zwei Kichenmusiker auf einer Empore herum, derweil die Basler Tridentiner die Weihnachtsmesse ohne Orgel feiern dürfen. Na toll ... ich ahnte schon immer, daß es mit der vielbeschworenen Kollegialität und dem Miteinanderblabla nicht weit her ist. Oder erwarte ich womöglich doch zuviel, wenn ich hoffe, daß Genosse Chorleiter angesichts der Umstände über seinen Schatten springt?

Leider kann ich mich auf den Gottesdienst am Weihnachtsmorgen schon jetzt kaum mehr freuen - und ich weiß auch nicht, wie ich dem Kollegen bei dieser Gelegenheit aufrichtig "frohe Weihnachten" wünschen soll ...

Freitag, 18. Dezember 2009

Wieder zurück im Netz




Wäre womöglich doch etwas anmaßend, jetzt gleich Gaudete, et iterum dico vobis: Gaudete! in die Blogozese reinzurufen, aber zumindest kann ich vermelden, daß mein Internetanschluß mit dem neuen Provider, einer nachträglich synchronisierten Leitung und einem noch nachträglicher hinterhergeschickten Speedport zu funktionieren scheint, vorerst jedenfalls ... *nochetwasskeptischguck*. Nebst dem lieben Gott danke ich diversen Heiligen und allen irdischen Daumendrückern. Und als Hingucker eine kleine Hommage an meinen Namenspatron, dessen Gedächtnis auf dieser Seite jüngst aus bekannten Gründen quasi durchs Netz gerutscht ist ...