Sonntag, 31. Januar 2010

Septuagesima ...


 

Dieses Jahr rückt ein liturgisches Spannungsfeld wieder besonders deutlich ins Bewußtsein: Die Weihnachtszeit liegt, wenn man das mal so sagen darf, in den letzten Zügen. Man macht noch, wie heute in der Basler Antoniuskirche, ein Schnappschuß von der Krippe, ehe sie abgeräumt wird. Und zugleich kleidet die Vorfastenzeit, die mit dem Sonntag Septuagesima nun wieder angebrochen ist, die Liturgie in das violette Kleid der Buße. Die Krippe wird zur Nebensache, zum Relikt glücklicherer Zeiten, zu ferner Erinnerung. Das Gloria in excelsis Deo et in terra pax hominibus bonae voluntatis ist verstummt, Krippe hin oder her, und auch das Alleluja ... vom Holz der Krippe zum Holz des Kreuzes ist der Weg kürzer, als man vor wenigen Wochen im Lichterglanz noch glauben mochte.

Wenn es ein Lied gibt, das die emotionale Melange dieses Sonntags auf einen Nenner bringt, so ist es jenes aus der Feder von Jochen Klepper:
Du Kind, zu dieser heilgen Zeit
gedenken wir auch an dein Leid,
das wir zu dieser späten Nacht
durch unsre Schuld auf dich gebracht.
Kyrieleison.

Die Welt ist heut voll Freudenhall.
Du aber liegst im armen Stall.
Dein Urteilsspruch ist längst gefällt,
das Kreuz ist dir schon aufgestellt.
Kyrieleison.

Die Welt liegt heut im Freudenlicht.
Dein aber harret das Gericht.
Dein Elend wendet keiner ab.
Vor deiner Krippe gähnt das Grab.
Kyrieleison.

Die Welt ist heut an Liedern reich.
Dich aber bettet keiner weich
und singt dich ein zu lindem Schlaf.
Wir häuften auf dich unsre Straf.
Kyrieleison.

Wenn wir mit dir einst auferstehn
und dich von Angesichte sehn,
dann erst ist ohne Bitterkeit
das Herz uns zum Gesange weit.
Hosianna.
Und um das "Stimmungsbild" abzurunden ... noch ein Blick von einer Basler Rheinbrücke auf die Stadt ...

Samstag, 30. Januar 2010

Nix Ping und nix Pong

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Frau Elsa und Herr Alipius hauen sich ja seit geraumer Zeit gerne musikalisch Bälle um die Ohren, so und so und so und so. Also mir ist das ja alles zu Post-Woodstock-lastig. Dazu muß man wissen, daß meine CD-Sammlung, grob geschätzt, zu rund 50 Prozent aus Opern besteht, zu rund 45 Prozent aus restlicher Klassik (Kirchenmusik inbegriffen) und nur zu fünf Prozent aus, na ja, sagen wir mal: Pop. Also Pop ist für mich so ziemlich alles von den ersten Tonfilmschlagern bis zu Rammstein. Und aus diesem Repertoire werde ich jetzt auch mal ein paar Sachen hier reinpacken, die für mich das ganz große Tennis und nicht nur Pingpong sind.

Fangen wir mal mit Lilian Harvey an. Der Film Der Kongreß tanzt von 1931 war der erste große Musikfilm der anbrechenden Tonfilmzeit. Harvey, die sich hier noch deutlich des Gestikulariums der Stummfilmdiven bedient, verliebt sich als Handschuhmacherin Christel Weinzinger in den russischen Zaren - und der schickt ihr eine Kutsche. Isses nicht schööön?



Nun gut, auf den ersten Blick kann man angesichts solcher Filmkunst der Altvorderen fast die Hände über dem Kopf zusammenschlagen, so weit weg dünkt uns die dick aufgetragene allzu märchenhaft heile Welt (der Film endet allerdings mit einem sogenannten "Entsagungsschluß"). Und doch wird kaum mehr und kaum weniger gezeigt als die Kutschfahrt eines Mädels durch so was ähnliches wie einen Garten Eden. Hier fließen Milch und sehr süßer Honig, aber dicke.

Montag, 25. Januar 2010

Mausespeck und Messe




Robbie ist kein Freund der "alten Messe", aber das mag ja jeder halten, wie er will. Immerhin ist die Freizügigkeit im Umgang mit dem "außerordentlichen römischen Ritus" selbst in Robbies Erzbistum um einige Promille gestiegen, seit Benedikts MP-SP in die weiland heile Welt unser aller Konzilsanerkenner geworfen wurde. Zur damaligen Zeit hätte man das vielleicht trendig THE MASS 2.0 nennen sollen, die Messe für eine neue Zeit, für das 21. Jahrhundert, oder man hätte irgendwie sonst so ein Marketinggelutsche dranbinden können. Aber was soll's, Robbie beherrscht Luftblasensprech ja sowieso selbst so gut, daß er dieser Strategie nicht auf den Leim gekrochen wäre. Na dann, obiges Bild zeigt jedenfalls die "tridentinische" Messe in der Adelhauser Kirche von Zollitsch City, die über den Daumen gepeilt jeden zweiten Sonntag gefeiert werden darf. Mehr Rücken-zum-Volk-lateinisch-Murmeln ist im Schatten von Robbies Münster eben nicht drin. Die Aufnahme habe ich vor rund zwei Jahren gemacht, zu Septuagsima - wie das geübte und nicht farbenblinde Auge sieht, gab es damals noch einige kleine Startschwierigkeiten ...

Am Wochenende schnappte ich nun einen Beitrag in DeutschlandradioKultur auf, befragt wurden Katholiken, wie sehr der Glaube ihrer Kindheit bis heute ihr Leben beeinflußt. Die einen waren in der Diaspora groß geworden, die anderen in strunzkatholischen Gegenden. Was blieb nun vom Glauben übrig? Gemischte Antworten, von zwischenzeitlich kritisch-kirchendistanziert bis kirchlich voll engagiert. Eröffnet wurde der Beitrag sinngemäß mit der Frage, was in der Kindheit und Jugend besonders als "katholisch" erlebt wurde. Die Antworten kreisten, erstaunlicherweise fast immer positiv konnotiert, um Gottesdienst und Volksfrömmigkeit. Den Kindern von einst haben sogar lateinische Messen gefallen, bis hin zu Choralämtern. Und dann: Prozessionen, Weihrauch, brausende Orgeln, das ganze Ein-Haus-voll-Glorie-Aufgebot. Von Konzilsgeistneuerungen (so nach dem Motto "Da hatten wir den total tollen Aufbruch in unserer Gemeinde bla bla bla") hingegen kein Sterbenswörtchen.

Wenn Kinder irgendwas richtig können, dann staunen. Als Erwachsener verlernt man das leider meistens etwas.

Jetzt bin ich mir nicht sicher, welchen Erstaunungsgrad "kindgerechte" Eucharistiefeiern und Brabbel-Gottesdienste heutigen Datums haben, aber ich schätze, er fällt nicht allzu hoch aus. Ich weiß nur noch, daß ich als kleiner Junge mal rumgeheult habe, als in einer Messe das Orgelspiel durch Klampfen ersetzt wurde. Und ich bin heute noch froh, daß bei meiner Erstkommunion dann doch die Orgel zum Einsatz kam, exklusiv. Von Klampfen oder gar ganzen Bandzusammenrottungen keine Spur, Deo gratias.

Und soll ich noch was sagen? Meinen Glauben verdanke ich der Orgel. Unsere neoromanische Kirche war zu meiner Kinderzeit ganz frisch entmöbelt (zwischenzeitlich hat das ästhetische Empfinden den Konzilsgeist alldorten schon wieder rechts überholt) und unwirtlich. Nix zum Staunen. So ganz verstanden habe ich die Messe auch nicht, war halt irgendwas mit Jesus und dem heiligen Brot oder so. Aber die Orgel! Ich erlaube mir mal einen Ausdruck, den ich damals natürlich nicht kannte, der es aber schlicht auf den Punkt bringt: Orgel war geil! Wegen der Orgel bin ich auch nach der Erstkommunion noch immer weiter hingegangen, den Rest hat der liebe Gott dann noch nachgekartet.

Fazit: Meinen Glauben verdanke ich reichlich traditionsbefrachtetem Mausespeck. Und mein Glaube wurde - wenn ich so vermessen sein darf, das so zu sagen - immer reicher, je mehr ich von diesem Mausespeck kosten durfte. Vielleicht sollte Robbie doch noch die ein oder andere MASS 2.0 genehmigen. Oder zumindest mehr Sorge dafür tragen, daß der "ordentliche" Ritus auch ordentlich gefeiert wird - das wäre ja auch schon für sich genommen staunenswert ...

Samstag, 23. Januar 2010

Ich bin Käßmann-Fan! Fast jedenfalls ...




Unsere protestanischen Mitchristen beschäftigen derzeit ja wieder halbwegs heftig die Blogozöse, vor allem deren Ratsvorsitzende Margot Käßmann. Ein Käßmann-Nein-Danke-Button macht auch schon die Runde, das erste Mal hatte ich ihn bei Maria Magdalena entdeckt.

Zuerst habe auch ich mich über die Dame geärgert, und angesichts ihrer kruden Stellungnahme zum Afghanistan-Einsatz samt all der schrägen Implikationen könnte ich mich auch weiter ärgern. Den heiße ich, aber aus anderen Gründen, gleichfalls nicht gut - was mich aber dennoch nicht hindert, mit den dortigen Kameraden und deren Familien solidarisch zu sein (kein Blog ohne irgendeinen Button).

Geärgert habe ich mich anfangs auch über die Äußerungen von Frau Käßmann zur Ökumene. Zwischenzeitlich sehe ich die Sache nicht nur gelassener, sondern werde fast schon (aber echt nur fast!) zum Käßmann-Fan. " ... wir müssen sagen, dass wir theologisch eben an Punkten sind, die wahrscheinlich nie eingeebnet werden. Was ich auch gut finde", bekräftigte sie nun gegenüber Radio Vatikan. Ein ehrliches Wort, und mir allemal lieber als das weichgespülte Funktionärsgewäsch von der einen wie der anderen Seite, das im Zweifelsfall wesentliche Unterschiede unter dem großen Mantel der ach so vielen Gemeinsamkeiten verschwinden lassen will: Entweder per Taschenspielertrick oder weil der eigene Glaube schon so weit erodiert ist, daß man wirklich keinen Unterschied mehr erkennen kann.

Dann lieber Ökumene der Profile. Dann lieber klare Ansagen. Dann lieber klare Absagen. Was sollte auch Frau Käßmann vom Papst erwarten können, wenn nicht irgendwas mit Ökumene? Einen Ablaß sicher nicht und auch keine Geburtstagskarte. Und da sie Benedikt XVI. - bezogen auf die Wünsche und Träume ihrer eigenen Truppe - wahrscheinlich treffsicherer einschätzt als landauf, landab manch ökumenetrunkenen Schmusekater, erwartet sie eben nichts. Warum sich also mit ausschweifendem Ringelpiezgelaber aufhalten?

Ne, so übel ist die Margot eigentlich garnicht ...

Donnerstag, 21. Januar 2010

Beständigkeit im Wandel




... Und wenn sich im Gang der Jahre mein Empfinden
wandelt, und mit ihm zwar nicht der
heilige Inhalt, wohl aber
die menschliche Form meines Glaubens,
dann lehre mich, diesen Wandel
zu verstehen und in den Erprobungen
Stand zu halten, die er bringt,
damit mein Glaube
von Gestalt zu Gestalt wachse
und reife,
wir Du, o Ordner alles Lebens,
es gewollt hast.
Amen.

Romano Guardini: Theologische Gebete - Das Leben des Glaubens

Dienstag, 19. Januar 2010

Bruderschaft für die Sterbenden




Auf Anregung des sel. Don Luigi Guanella rief der hl. Pius X. 1913 die Bruderschaft vom Tod des heiligen Joseph ins Leben. Es handelt sich um eine Gebetsgemeinschaft für die Sterbenden. Die Verpflichtungen der Bruderschaftsmitglieder sind überschaubar - morgens und abends ist das kurze Bruderschaftsgebet zu verrichten:

Heiliger Joseph,
Nährvater Jesu Christi und
wahrer Bräutigam der seligsten Jungfrau Maria,
bitte für uns
und für die Sterbenden
dieses Tages / dieser Nacht. Amen.

Die Bruderschaft sieht es als ihr Apostolat an, die Gnadenfülle des Kreuzesopfers Christi besonders jenen zuzuwenden, die plötzlich, ohne Sakramente und Beistand eines Priesters oder eines gläubigen Christen sterben. Weitere Informationen finden sich auf dieser Seite des Klosters St. Trudpert im Münstertal, dessen Schwestern hierzulande das Bruderschaftsregister führen. Wer beitreten möchte, muß nur eine Aufnahmebitte an die Schwestern schicken: Kloster St. Trudpert, 79244 Münstertal.

Konzilsoptimistisches, aufgelesen ...

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"(...) Die Muttersprache in der Liturgie: Unsere Kinder gehen heute schon und unsere Enkel werden in 25 Jahren in ein lateinisches Choralamt gehen wie wir in einen ostkirchlichen Gottesdienst in griechischer oder altslawischer Sprache - beeindruckt, aber mit dem Gefühl: Das ist nicht unser Gottesdienst"

... befindet Otto Hermann Pesch in seinem Buch Das Zweite Vatikanische Konzil. Vorgeschichte - Verlauf - Ergebnisse - Nachgeschichte (Würzburg 2001, S. 106).

Mit Verlaub, unsere Kinder und Enkel gehen überwiegend in überhaupt keinen Gottesdienst mehr. Und die es doch noch tun, sind - in relativen Zahlen betrachtet - eher in lateinischen Choralämtern zu finden als in deutschen Eucharistiefeiern mit Pappnasenfaktor ("unser Gottesdienst" *gröhl*).

Montag, 18. Januar 2010

Lectiones Liturgicae: Nicht der Mensch prägt die Liturgie, sondern die Liturgie prägt den Menschen


"Die strenge Liturgie ist jene Form des religiösen Verhaltens, in der sich das Objektive am stärksten manifestiert. Ihr steht als Gegenpol jene gegenüber, die von einem Höchstmaß subjektiver Haltung getragen ist: die persönliche religiöse Versenkung, der Ausdruck eigenen Erlebens, besonderer Veranlagungen, Nöte, Schicksale. (...)

Liturgische Gebetshaltung ist form- und gegenstandsgebundener Ausdruck der Seele im Leib; Ausdruck des Menschlichen in den Dingen, Ausdruck des Einzelnen in der Gemeinschaft und durch sie - alles aber in der gegenständlichen Haltung, für die subjektives Wünschen, Fühlen, Erleben hinter Sein, Wirklichkeit, Wesen zurücktritt. (...)

Nicht irgend etwas soll ausgedrückt werden, sondern das Richtige: das wahre Wesen des Menschen. Die richtigen Gesinnungen; nicht, wie sie beliebig erwachen, sondern wie sie sein sollen. Die rechten Gefühle; nicht alle, die auftauchen, sondern solche, die würdig sind, vor Gott ausgesprochen zu werden.

Wie wird aber der Mensch wesensgerecht? (...) Wenn er nach dem Bilde dessen geformt wird, der 'der Weg und die Wahrheit und das Leben' ist: Christus. (...) Das Wesen des geschaffenen Menschen erwacht erst dann zur Klarheit, wenn er in sein lebendiges Urbild eingeht und ihm darin das Sein durchformt, das Wirre geordnet, das Falsche ausgeschieden, das Tiefe, Gebundene befreit, das rechte Verhältnis hergestellt wird.

Die Liturgie ist Selbstausdruck des Menschen, aber des Menschen, wie er sein soll.

So wird sie ihm zu strenger Zucht. Der Mensch der Oberfläche mag liturgisches Beten leicht als 'unwahrhaftig' empfinden, denn jener, der in der Liturgie spricht, ist der tiefe, wesenhafte Mensch. (...)

Die Liturgie ist Selbstausdruck des Menschen. Aber sie sagt ihm: eines Menschen, der du noch nicht bist. So hast du in meine Schule zu gehen. Erst mußt du werden, der du sein sollst. Bis dahin muß deine Wahrhaftigkeit vor allem eine solche der Einsicht, des Gehorsams und der Zucht sein, nicht des spontanen Empfindens. Aber im Maße, wie du es wirst, (...) wird deine Wahrhaftigkeit auch eine solche des ursprünglichen Empfindens.

Ausgedrückt wird dieser Inhalt nicht in willkürlichen, sondern in wesensgemäßen Worten und Gebärden. Ihnen fehlt wohl die ursprüngliche Frische aus besonderer Stimmung erwachsenen Ausdrucks, das ist wahr. Mit solchen verglichen, sind sie ganz beruhigt, gehalten. Jene Ursprünglichkeit wird nicht abgelehnt; sie gehört in das Gebiet des subjektiv-bestimmten Verhaltens, das die Liturgie durchaus anerkennt, ja voraussetzt.

Die Liturgie selbst aber will Anderes. Wie das wahre Wesen des Inhaltes, holt sie auch das überzeitliche Wesen des Ausdrucksstoffes, des Wortes, der Geste, des Körpers hervor".

aus: Romano Guardini, Liturgische Bildung - Versuche

Guardinis Schrift Liturgische Bildung - Versuche erschien erstmals 1923. In den Jahren des Zweiten Vatikanischen Konzils wurde eine überarbeitete Neuauflage publiziert. Dazu schrieb Guardini im Vorwort: "Die Reformbeschlüsse des Konzils machen eine vertiefte Behandlung aller Probleme einer liturgischen Erziehung aufs neue dringlich". So punktgenau der Autor die Herausforderung seiner Zeit erkannte, so radikal und leichtfertig hat die faktische Umsetzung der "Liturgiereform" dessen Mahnung über Bord geschmissen. Guardini mußte das nicht mehr erleben. Er starb 1968.

Sonntag, 17. Januar 2010

Die Blogozöse schrumpft

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Es kann viele gute Gründe geben, einen katholischen Blog ins Leben zu rufen. Und es kann Gründe geben, einen katholischen Blog zu schließen. Es kann sogar gute Gründe dafür geben, fürwahr.

Und so kommt es von Zeit zu Zeit, daß man eine geschätzte Seite aufruft und sich mit der Ankündigung konfrontiert sieht, daß sich der Inhaber aus der Blogozöse zurückziehen werde und daß dies diesen oder jenen Grund habe und der Beichtvater auch dafür sei und überhaupt sei einem in einer Anbetungsstunde ein inter-anti-net(t)es Erweckungserlebnis widerfahren und man danke allen Lesern und werde sicher irgendwen oder irgendwas vermissen.

Vorab: Das muß man respektieren. Es gibt keinen Blog-Zwang. Auch nicht für Sarah, versteht sich. Ebensowenig für Karmelblume oder Sponsa Agni, wobei des Lammes Braut nun, Gott sei Dank, doch weitermacht, wenngleich mit veränderter Gewichtung.

Was ich nicht immer verstehe: Irgendwas ist schiefgelaufen, irgendwer fühlt sich auf die Zehen getreten, irgendwie kam das Gebetsleben vor lauter Bloggen zu kurz und so fort. Also macht man den Laden dicht. Oder darf, kann ich sagen: Man schüttet das Kind mit dem Bad aus? Ist was schiefgelaufen, so kann man auch draus lernen. Und weitermachen. Ist man jemanden auf die Zehen getreten, so kann man daraus für weitere Einträge den Sensibilitätsmodus für das Befinden des Nächsten hochschrauben. Und weitermachen. Ist das Gebetsleben in der Bildschirmstrahlung vertrocknet, dann kann man die Prioritäten so setzen, daß alles seine Zeit hat. Und weitermachen.

Noch ein, vielleicht gewagtes, Wort: Das Zuraten der Beichtväter, es dann doch lieber sein zu lassen mit dem Internetkram, ist mir nicht leicht verdaulich, denn ich habe den Verdacht, daß viele Priester, die etwas traditioneller gepolt sind, rasch dazu neigen, das Internet in Zweifelsfällen en gros als Teufelswerk zu verdächtigen und katholische Bloggerei en detail als suspekte Laienspielwiese abzutun, oder als Aufwand, den man anderweitig besser investieren sollte. Und in der Tat ist der ganze Gemischtwarenladen rund um's Web 2.0 usw. weit weniger wichtig, als zeitweilig angenommen. Dennoch spielen neue Medien weiterhin eine bedeutende Rolle, und es ist wichtig, daß Katholiken dieser Welt ihren Glauben einprägen und die Chancen nutzen, die sich bieten. Andere spielen ohnehin schon virtuoser auf diesen Klaviaturen, und damit meine ich leider nicht nur die evangelikalen Schwestern und Brüder ...

Mithin ist der katholische Blog ein Stück weit Apostolat. Katholische Blogs bringen Diskussionen in Gang, versichern einander im gemeinsamen Glauben, erzählen Geschichten aus Kirche und Leben, manche davon sind garstig, manche wunderschön. Es müßte noch viel mehr davon geben ...

Donnerstag, 14. Januar 2010

Neuer Name

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Hin und wieder leide ich am ABS (Annibale-Bugnini-Syndrom), und dann muß irgendwas, was sich eigentlich sehr gut bewährt hat, zwanghaft umgekrempelt werden. Diesmal hat es den Blognamen erwischt. Warum? Ingesamt hat sich diese Seite ein wenig anders entwickelt, als anfangs geplant (zuerst dachte ich nur an Orgel- und Musikthemen aus katholischer Warte), und so scheint mir heute der Name Vox Coelestis nicht mehr ganz passend, zumal ich gelegentlich auch ganz unhimmlisch daherjammere oder rumstänkere. Dies irae oder Miserere wollte ich den Blog jetzt aber auch nicht gerade nennen, und so kam ich auf eine Wendung, die irgendwie ohnehin über allem schweben sollte: Pro Spe Salutis.

Der Stichwortgeber war kein geringeres Opus als der römische Kanon, wo am Ende des Gedächtnisses für die Lebenden die Rede davon ist, daß dem ewigen, lebendigen und wahren Gott Gebet und Gaben dargebracht werden, unter anderem für die Hoffnung auf das unversehrte Heil:

"... pro spe salutis et incolumitatis suae: 
tibique reddunt vota sua 
aeterno Deo, vivo et vero".

Nebenbei: Die aktuelle Übersetzung im Meßbuch findet für die lateinische Syntax zwar eine elegante deutsche Lösung, übersetzt aber tendenziös mit "Hoffnung auf das unverlierbare Heil", was mal wieder verdächtig zweideutig ist ...

Damit auch in der Änderung Kontinuität gewahrt bleibt, ändert sich die Internetadresse des Blog nicht; könnte man wahrscheinlich auch garnicht ändern.

Mogelpackung CDU




Die CDU geht heute in Klausur - und man stellt fast dankbar fest, daß sich zumindest in solch' Sprachregelung eine Reminiszenz an christlich-monastisches Erbe entbirgt. Andererseits paßt es wie die Faust auf's Auge, daß die profanierte Christenpartei die säkulare Variante des "Inne-Haltens" wählt, um (das unterstelle ich jetzt mal) ein wenig im Nebel zu stochern und Nabelschau zu betreiben.

Zur Erinnerung: Was heißt CDU? Christlich Demokratische Union. Das "christlich" wird bereits halbwegs verschluckt, wenn, wie allzu oft, verkürzt von "christdemokratisch" die Rede ist. Das "Christliche" schrumpft in der Praxis zum Präfix, wo es doch zumindest als rhethorische "Prä-Position", als prägende Vorabbestimmung und Richtungsweisung, verstanden werden müßte. Entsprechend ungenau und wischiwaschi nimmt sich die "christdemokratische" Politik aus, spätestens, seit Kohl die "geistig-moralische Wende" proklamiert hat. Ach ja! Die "geistig-moralische" Wende. Was immer deren Gegner damals diesem Postulat an Schlechtem und Verlogenem unterstellt haben mögen - die Entwicklung hat gezeigt, daß alles noch viel Schlechter und Verlogener war. So haben wir beispielswegen in Abtreibunsgfragen, mitgetragen und befördert von einer "christlichen" Partei, heute in Deutschland eine Drei-Monats-Fristenregelung, die ungeborenes Leben theoretisch auf dem Papier schützt und auf den gynäkologischen Stühlen praktisch beendet. Ein Beratungsschein von Pro Familia reicht. Einer von Donum vitae tut's aber auch. Und klar, natürlich mischt so manches CDU-Personal in Freundeskreisen und Unterstützerzirkeln dieses unterirdischenkirchlichen Vereins mit.

Auch sonst sieht die CDU-Bilanz mau aus: Staatpolitisch betreibt die Partei den Ausverkauf Deutschlands an eine Europäische Union, die zwischenzeitlich mehrfach mittels Parlament, Kommissionen und Gerichten deutlich gemacht hat, was man in Brüssel und Straßburg vom christlichen Erbe des Abendlandes hält: nämlich nix. Dabei verrät die CDU nicht nur das "Christliche" ihres Namens, sondern auch das "Demokratische". Denn eine mieser demokratisch legitimierte Machtorganisation, die unmittelbar in die Geschicke der europäischen Nationen eingreift, als die EU, ist auf dem Kontinent kaum zu finden.

Gesellschaftspolitisch vertritt die CDU all jenes linke Zeug, mit dem sich auch noch die letzten Stützpfeiler einer funktionierenden Gesellschaftsordnung unterminieren lassen: Gendergedöns, Kinderkrippen, Auflösung des Schulsystems (als ob wir nicht schon genug unter den Segnungen linkspädagogischer Konzepte zu leiden hätten), Aushöhlung der Begriffe Ehe und Familie ... Abtreibung hatten wir ja schon.

Sozialpolitisch enttäuscht die CDU gleichfalls. In einer Ökonomie, die den Menschen als "humane Ressource" begreift (und faktisch wird er dann auch oft so behandelt), könnte sich diese Partei bezüglich des Marktgeschehens tatsächlich etwas mehr Skeptizismus bei den Linken abschauen, solange sie nicht jenes Bild einer "anderen Welt, die möglich ist" übernimmt, mit dem die Linken ihre auf zutreffenden Analysen aufbauenden absurden Schlüsse an den Mann bringen wollen. Zwischen kapitalistischer Ellenbogenmentalität und sozialistischer Sozialromantik gibt es gewiß noch einen dritten Weg, der sich weder den Wirtschaftsbossen noch dem Sozialhilfeadel unbesehen in die Arme schmeißt.

Wenn sich die CDU nun Gedanken macht, wo künftig die Wählerstimmen herkommen sollen, dann sollte sie sich auch Gedanken darüber machen, wie sie in Treue zu ihrem Namen und im Wissen um ihr Herkommen künftig dieses Land gestalten kann: geistig und seelisch, und meinethalben auch "moralisch". Sie muß dann aber auch mit der Gestaltung anfangen! Das üppige System der deutschen Parteienfinanzierung wird nicht zuletzt damit begründet, daß den Parteien Mittel zur Verfügung stehen sollen, um die politische Willensbildung des Volkes zu fördern. Die Christlich Demokratische Union verfügt über genügend gute Werte (man müßte nur einmal den eigenen Namen wieder ernst nehmen), die sie glaubhaft vertreten und im Volk neu verankern kann ...

Mittwoch, 6. Januar 2010

Epiphanie: Herrlichkeit!




 Reges de Saba veniunt ... veniunt.
Aurum, thus, myrrham offerunt.
Alleluja. Alleluja.


... und noch ein Werk, das ich, 
wenngleich 
für Weihnachten komponiert,
gerne mit dem Fest Epiphanie verbinde ...


Montag, 4. Januar 2010

Nervtötende Jobs: Werktagsmessen





Auf dem Blog von fortes-fide findet sich ein nachdenklich stimmendes Dokument (Sponsa Agni hat's auch schon aufgegriffen): der Blick eines Priesters auf seinen Beruf und seine Berufung, verbunden mit der beklemmenden Vermutung, daß er womöglich nicht in das aktuell gewollte "Priesterbild" passen könnte. Jedenfalls vertraut man ihm - selbstverständlich ganz strukturreformerisch verortet - keine Pfarrei an. Die Messe feiert dieser Priester mehrmals die Woche privat in seiner Wohnung, ansonsten könnte er selbstverständlich auch "konzelebrieren". Da würde ich auch lieber alleine feiern.

Mir kam dabei meine "Seelsorgeeinheit" (SE) in den Sinn. Mit großem Bohei (samt Festschrift mit all den schönen Zukunftsvisionen von verheirateten Priestern und von Priesterinnen und toll engagierten Laien und einer total toll-toleranten Kirche) feierte meine "Pfarrei" das hundertjährige Jubiläum der Pfarrkirche. Kaum war das Tschinderassabum rum, teilte der Pfarrbrief mit, daß Werktagsmessen künftig nur noch im Wechsel mit einer anderen Kirche der SE gefeiert werden: Den einen Tag hier, den anderen Tag da. Und daß man natürlich eingeladen sei, künftig auch in die Nachbarkirche zu kommen. Und ja, man wisse, daß dies eine Einschränkung sei, aber - und nun wurde wieder der unvermeidliche Pastoralblubb vom Stapel gelassen - dies wäre ja auch eine gute Gelegenheit zum Zusammenwachsen und sich noch näher Kennenlernen. Ich gebe das hier mal so sinngemäß wieder, denn die Pfarrpostille ist längst im Mülleimer versenkt.

Gut, mag man sagen, die Zeiten des Priestermangels machen sich halt zunehmend auch in Zollitsch-City bemerkbar. Aber andererseits hab' ich doch zehn Finger an der Hand, was reicht, um ein paar Sachen abzuzählen. Mal sehen ...

Zur SE gehören drei Kirchen: Die Hundertjährige in meinem Stadtteil, dann die Kirche im Wohnsiloquartier dahinter und eine "ökumenische" Kirche in einem Neubaustadtteil hinter den Wohnsilos. Und dann hätten wir vier Priester: Den Pfarrer, der in seiner ökumenischen Kirche eher selten Werktagsmessen feiert, ferner einen Uni-Theologen, einen Ordensgeistlichen und einen Ruheständler. Selbst wenn ich nun einrechne, daß das alles keine Kapläne sind, fragt man sich schon, warum die Zahl der "Eucharistiefeiern" so eingedampft worden ist. Oder anders gesagt: Bei drei Kirchen und vier Priestern ist eine Messe werktäglich die Regel (welche von ein paar Ausnahmen bestätigt wird).

Moment mal, ich habe den fünften Priester vergessen! Der lebt im Altenheim neben der Pfarrkirche, dürfte um die 90 Jahre alt sein, hat eine seit Kriegszeiten ruinierte Hüfte und zwischenzeitlich einen Schlaganfall (oder zwei) hinter sich und ... zelebriert täglich in der Kapelle der Einrichtung. Die anderen vier haben, ohne Zweifel, weit mehr zu tun als der Ruheständler im Heim. Der ein oder andere davon scheint vor allem weit Wichtigeres zu tun zu haben ...

Samstag, 2. Januar 2010

Sozialistischer Realismus






Aktuell lese ich eine dicke Schwarte: Aufstieg und Fall des Kommunismus von Archie Brown. Dem Himmel sei Dank haben britische Historiker ein Händchen dafür, so ein Thema auf 800 bis 900 Seiten auszubreiten, ohne daß die Buchstaben beim Lesen vor Trockenheit zerbröseln. Ab und zu hat es mich schon gejuckt, die ein oder andere Einsicht in die demokratisch-sozialistische Diktatur des Proletariats hier auf den Blog zu hieven. Hier mal was zur allseits zu schätzenden Kunstgattung des "sozialistischen Realismus". Brown informiert:


"Gemeint war damit eine abbildende Kunst, die in bestimmten Grenzen realistisch zu sein hatte, das heißt, sie musste von Optimismus erfüllt sein und die Arbeiter und Bauern idealisieren. Entscheidend war der 'sozialistische' Charakter der Kunstwerke im Sinne dessen, was sich die Spitze der kommunistischen Hierarchie zum gegebenen Zeitpunkt unter dem sozialistischen Charakter vorstellte". Und weiter:
"Respektlose sowjetische Bürger fragten: 'Was ist der Unterschied zwischen Impressionismus, Expressionismus und sozialistischem Realismus?' Die Antwort: 'Die Impressionisten malen, was sie sehen, die Expressionisten malen, was sie fühlen, und die sozialistischen Realisten malen, was sie hören'".

Freitag, 1. Januar 2010

Zum neuen Jahr




Des Lebens Jahre uns entgleiten
gleich einem Strom, nach ew'gem Rat.
Du wendest wieder, Herr der Zeiten,
im Buch des Lebens nun ein Blatt.

Schreibst Du darauf mit heil'gen Zügen,
was unser Herz hier nicht versteht,
so laß den Glauben in uns siegen,
der auch im Dunkeln mit Dir geht.

Es steht die Zeit in Deinen Händen.
Laß sie uns füllen still und treu!
Und wenn Du dieses Blatt wirst wenden,
so gib, dass es kein leeres sei.

Wie immer auch dies Jahr mag enden,
nur Du weißt meinen Weg allein.
Du hältst auch meine Zeit in Händen
und läßt mich tief geborgen sein.

- Käte Walter -


Allen Leserinnen und Lesern dieses Blogs
ein gesegnetes neues Jahr
2010!