Montag, 21. Dezember 2009

Aus dem Schafstall ... heute: Kollegialität und Miteinanderblabla




Manchmal verstehe ich die Welt nicht. Na gut, das ist jetzt vielleicht eine Spur zu dramatisch hergesagt, und also schraub' ich's mal etwas runter: Manchmal verstehe ich die lieben Kollegen nicht.

Die Sache verhält sich so: Schon vor einiger Zeit teilte ich meinen Basler Vormittags-Tridentinern (die aus St. Anton, in St. Joseph findet die Messe nachmittags statt) mit, daß ich als Organist am ersten Weihnachtstag nicht zur Verfügung stünde. Nachdem man mir ursprünglich gesagt hatte, die "alten" Messen in St. Anton fänden immer nur an Sonntagen statt, sagte ich für's Fest frühzeitig einer Freiburger Gemeinde meine Dienste zu. 

Überraschenderweise stellte sich heute heraus, daß bislang keiner in St. Anton für Ersatz gesorgt hatte, nachdem meine Absage offenbar Verschutt gegangen war. Nun ist es alles andere als einfach, wenige Tage vor Weihnachten für eine Messe im außerordentlichen Ritus noch einen Organisten aufzutreiben.

Da in der Freiburger Gemeinde auch ein Chor singt, rief ich schließlich den Chorleiter an, ebenfalls Kirchenmusiker, und bat ihn, nach Möglichkeit auch den Orgelpart zu übernehmen. Ich wäre dann nach Basel gefahren - und beiden Gemeinden wäre geholfen gewesen.

Das Ergebnis: Ich durfte mir eine Standpauke anhören, daß ich mein Amt nicht ernst genug nähme und daß dies ein sehr seltsames Verständnis von Disziplin sei und überhaupt sollten sich Organisten vorher überlegen, ob sie Verpflichtungen eingehen wollen oder nicht und ihm sei Orgeldienst und Chorleitung zuviel. Und weil's gwohl grad gepaßt hat, durfte ich mich am Ende auch noch dafür schuldig fühlen, daß ein anderer Kollege vor einiger Zeit nicht pünktlich zum Gottesdienst erschienen sei und er schon da an die Orgel habe rücken müssen. Und wenn man eine Stelle habe, solle man gefälligst auch erscheinen. Der Einwand, daß ich in keinster Weise angestellt sei, zählte nicht. Mein Zusatzangebot, den an Männerstimmen darbenden Chor demnächst einmal zu unterstützen, könne ich mir "in die Haare schmieren".

Genau so stelle ich mir einen besinnlichen Adventssonntagabend vor! Irgendwie kam mir Fontanes Effie Briest in den Sinn. Zwischen den Seiten dieses Buches tummelt sich auch so ein Prinzipienreiter.

Wenn nun alles dumm läuft, dann turnen in Freiburg am ersten Weihnachtsfeiertag zwei Kichenmusiker auf einer Empore herum, derweil die Basler Tridentiner die Weihnachtsmesse ohne Orgel feiern dürfen. Na toll ... ich ahnte schon immer, daß es mit der vielbeschworenen Kollegialität und dem Miteinanderblabla nicht weit her ist. Oder erwarte ich womöglich doch zuviel, wenn ich hoffe, daß Genosse Chorleiter angesichts der Umstände über seinen Schatten springt?

Leider kann ich mich auf den Gottesdienst am Weihnachtsmorgen schon jetzt kaum mehr freuen - und ich weiß auch nicht, wie ich dem Kollegen bei dieser Gelegenheit aufrichtig "frohe Weihnachten" wünschen soll ...

1 Kommentar:

Sponsa Agni hat gesagt…

Wundert es Dich?
Das geht mir irgendwie mehrmals im Jahr so. Mittlerweile spiele ich nicht mehr regelmäßig (warum wohl?), sondern nur noch dann, wenn ich möchte (könnte täglich, aber ich genieße es gerade, im Volk zu sitzen und einfach ohne Orgelablenkung zu beten... )