Montag, 2. November 2009

Windei-Eschatologeme - zu Allerheiligen und Allerseelen





In den vergangenen Jahren hatte ich zu Allerheiligen und Allerseelen stets Orgeldienste im außerordentlichen römischen Ritus. Entsprechend fielen auch die Predigten aus. Dieses Jahr konfrontierte mich hingegen mit jener "normalen" Verkündigung, die in "normalen" Gottesdiensten heute auf dem Programm zu stehen scheint - eine eher armselige Angelegenheit: Die Katechese von den letzten Dingen liegt mancherorts (oder vielerorts?) in den letzten Zügen.

Ob gestern in der Abendmesse meiner Pfarrkirche oder heute in der Eucharistiefeier nach der - von mir vorgezogenen - Frühmesse, von der ich noch die Predigt mitbekommen habe: Allenthalben blieb alles im Ungefähren stecken, allenthalben wurde keine echte Orientierung geboten, die entscheidend über Appellationen zu gottgefälligem Sozialkuscheln hinausgewiesen hätte, allenthalben wurde verschwiegen, daß der Mensch in seiner Berufung auf Gott hin auch scheitern kann, allenthalben kein klarer Hinweis, daß Heiligkeit auch etwas mit Gnade und Transzendenz zu tun hat, allenthalben keine eindeutige Aussage, daß wir gut daran tun, für die Seelen in der Läuterung zu beten, allenthalben keine die Tiefe des Mysteriums in seinen Bezügen auf Gott und Mensch, auf Gerechtigkeit und Gnade auslotende Darstellung, warum Allerheiligen und Allerseelen mehr ist als Gräber schmücken, Friedhof besuchen, Lichtlein anzünden und an Verstorbene denken. Allenthalben diese Trend-Eschatologie, welche die Lehre vom Purgatorium und der Hölle als "Drohbotschaft" denunziert und auf eine "Frohbotschaft" setzt, in der am Ende alle Menschen querbeet gerettet werden, wobei die damit verbundene Heilsvision seltsam blaß und farblos bleibt - so, als ob man selbst nicht recht dran glauben mag, wovon man redet.

Zugegeben: Wir wissen letztlich wenig über die letzten Dinge und können wieder mal nur im Rahmen eines begrenzten Sprechens, einer begrenzten Einsicht und begrenzter Bilder uns Vorstellungen bilden, in welche Bestimmungen das Schicksal des einzelnen Menschen wie der Geschichte münden kann. Dies wird auch eine jede neuscholastisch geprägte, ordentliche Dogmatik einräumen. Doch umso mehr sollte die Verkündigung doch gerade bei diesen letztentscheidenden Fragen dem Glauben der Kirche vertrauend folgen, statt die Windei-Eschatologeme der Greshakes und Kehls etc. etc. etc. zu propagieren.

Auf die Barmherzigkeit Gottes - für uns selbst und für unsere Mitmenschen - kann nur vertrauen, wer auch glaubt, daß aller Weisheit Anfang die Furcht des Herrn ist. Dann dürfen wir uns Wunder der Gnade erhoffen, geschenktes Leben für die Ewigkeit, für uns und für unsere Verstorbenen, für deren Heil wir - reich durch die Gnadenmittel der Kirche - eintreten können.

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