Samstag, 20. März 2010

Business as usual

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Üblicherweise meide ich, zumal in diesen Tagen, Fernsehrunden zum Thema Kirche. Wer auf Quote schielt, und es schielen die Wills und Beckmänner mächtig, zumal in diesen Tagen, hat kein Interesse an Sachlichkeit, an Fairness, an Verstehen-wollen. Gestern landete ich jedoch beim Zappen igendwann mittenmang in Wieland Backes Nachtcafe, dem ich normalerweise bereits ob des altväterlichen Moderators aus dem Weg gehe, ganz gleich, welches Thema verhandelt werden soll. Diesmal blieb ich jedoch im letzten Drittel dieser Laberveranstaltung hängen.

Wohin unter dem Motto Zölibat, Verhütung, Schwule - muss die Kirche umdenken? die Reise ging, wurde schon bei der Besetzung deutlich. Die Vertretung der kirchlichen Position blieb so ziemlich am Journalisten Jürgen Liminsky hängen. Diesem hätte dann wahrscheinlich der Moraltheologe Prof. Eberhard Schockenhoff beispringen können, was aber kaum funktioniert, wenn der Theologe, wie etwa gegen Ende der Sendung, einen imaginären Trend-Katholizismus gegen "die römische Enge" auszuspielen versucht.

Die Gegenseite war natürlich kräftiger besetzt: Unter anderem mit der Hamburger Sexualforscherin Prof. Hertha Richter-Appelt, bei der man im Internet nicht lange suchen muß, um in Sachen Gender Mainstreaming die Witterung aufzunehmen. Mit Beda M. Stadler hatte man einen professoralen Atheisten herangekarrt, dazu die Ex-Nonne Majella Lenzen aus der afrikanischen Mission, die sich auf ein Apostolat mit Kondomen verlegt hatte. Besonders unsäglich und proletenhaft gab sich die protestantische Pfarrschw... Hans-Jürgen Meyer. Ein Ex-Priester und eine ehemalige Priestergeliebte sollen auch noch vor Ort gewesen sein, aber deren Themen waren wohl schon durchgepoppt, ehe ich zuschaltete.

Diese Riege konnte sich nun - dramaturgisches business as usual -  wahlweise an der Unmenschlichkeit / Weltfremdheit / Borniertheit / Unehrlichkeit der katholischen Kirche munter gegenseitig bemitleiden / bestärken / bestätigen / abarbeiten, wobei und wozu Liminsky und Schockenhoff immer wieder Stellung beziehen sollten. Vor allem Liminsky kann man zu seinem Mumm, sich diesem Tribunal zu stellen, nur gratulieren, wenngleich auch er dazu neigte, katholische Positionen zunehmend geschmeidig zu formulieren, eine Kunst, die Schockenhoff mit entsprechendem Theologenjargon natürlich sowieso meisterhaft beherrschte.

Fazit: Eine tolle Gelegenheit, wieder einmal Stimmungsmache gegen die Kirche zu treiben, bestens beklatscht von einem irregeleiteten bis dummen Studiopublikum und am Ende mit einem antikirchlichen Uraltwitz von Backes vollstreckt. Bei diesen Veranstaltungen mit vorgezeichnetem Ergebnis sollte man die Mischpoke eigentlich unter sich lassen. Sich daran zu beteiligen, bringt schlicht nichts.

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