Freitag, 26. März 2010

Ich weiß, ich bin ein Unmensch

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Hin und wieder ist es interessant, wie eigene Wortmeldungen außerhalb der Blogozese publiziert und wahrgenommen werden. Gerade bin ich hier auf meinen vorigen Beitrag Business as usual gestoßen. Und ernte Widerspruch:
  
"Ein bornierter Kommentator
Der Kommentar zur letzten Backes-Sendung ist für mich ein Beispiel für ein unchristliches und unmenschliches Verhalten. Wenn man zu der Lebensleistung von Faru Majella Lenzen nur den bösartigen Satz übrig hat, dass sie sich auf ein Apostolat mit Kondomen verlegt habe, dann kann ich nur sagen: Wer nicht zur Kenntnis nehmen will, wie hier die Kirche in übelster Weise mit einer vorbildlichen Nonne umgesprungen ist, der sollte sich schämen und sich nie mehr öffentlich äußern. Der ganze Kommentar ist mindestens auf dem niedrigen Niveau, wie es Herr Stadler zeigte".

Eine Antwort konnte ich mir angesichts des Vorwurfes in Sachen "unchristliches und unmenschliches Verhalten" nun nicht verkneifen, wenngleich ich zugebe und darum weiß, daß mir hin und wieder der Gaul durchgeht, wenn ich mich über etwas ärgere. Daß mir der Gaul durchgeht, ist, zugegeben, gewiß nicht besonders christlich, aber immerhin allzumenschlich.

Und also antwortete ich (der Gaul blieb allerdings im Stall):

"Mag sein, daß ich ...
... Frau Lenzens Lebensleistung nicht hinreichend gewürdigt habe. Zum einen ist es aber meine Überzeugung, daß Afrika mit Kondomen nachhaltig nicht geholfen ist. Da macht es sich unsere "erste Welt" mal wieder sehr einfach. Möglichkeit und Unmöglichkeit (!) von Sexualität muß verantwortlich in das Leben integriert werden, und dies ist eine Botschaft, die - auch und gerade im Rahmen der Evangelisierung - vor allem Aids-Kranken vermittelt werden muß. Wer glaubt, daß Kondome eine Lösung sind, verkennt, daß im Triebfall die besten Ermahnungen zum Kondomgebrauch oft nichts fruchten, wenn kein Kondom zur Hand ist. Langfristig ist nur eine auf Treue und Enthaltsamkeit ausgerichtete Herzensbildung und -prägung erfolgversprechend, sofern wir nicht zusehen wollen, wie sich die Völker Afrikas auslöschen. Kondome bieten nur eine fadenscheinige Sicherheit. Und jeder, ich schließe da eigene Erfahrungen nicht aus, dürfte wissen, wie leichtfertig man die besten "Pariser Vorsätze" über den Haufen schmeißt, wenn der Testosteronspiegel schwappt (ist ja übrigens keineswegs nur ein Problem der Afrikaner).

Ferner kann ich die bornierten Runden dieser selbsternannten, selbstmitleidigen und selbstreferentiellen Kirchenkritiker und "Kirchenopfer" nicht mehr ab. Mag sein, daß Frau Lenzen eigentlich nicht zu solchen Kreisen gehört, aber sie hat sich in einen solchen Kreis gesetzt. Dann muß man auch Gegenwind ertragen können. Fische, die mit dem Strom schwimmen, werden sich allemal trotzdem genug finden".

Samstag, 20. März 2010

Business as usual

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Üblicherweise meide ich, zumal in diesen Tagen, Fernsehrunden zum Thema Kirche. Wer auf Quote schielt, und es schielen die Wills und Beckmänner mächtig, zumal in diesen Tagen, hat kein Interesse an Sachlichkeit, an Fairness, an Verstehen-wollen. Gestern landete ich jedoch beim Zappen igendwann mittenmang in Wieland Backes Nachtcafe, dem ich normalerweise bereits ob des altväterlichen Moderators aus dem Weg gehe, ganz gleich, welches Thema verhandelt werden soll. Diesmal blieb ich jedoch im letzten Drittel dieser Laberveranstaltung hängen.

Wohin unter dem Motto Zölibat, Verhütung, Schwule - muss die Kirche umdenken? die Reise ging, wurde schon bei der Besetzung deutlich. Die Vertretung der kirchlichen Position blieb so ziemlich am Journalisten Jürgen Liminsky hängen. Diesem hätte dann wahrscheinlich der Moraltheologe Prof. Eberhard Schockenhoff beispringen können, was aber kaum funktioniert, wenn der Theologe, wie etwa gegen Ende der Sendung, einen imaginären Trend-Katholizismus gegen "die römische Enge" auszuspielen versucht.

Die Gegenseite war natürlich kräftiger besetzt: Unter anderem mit der Hamburger Sexualforscherin Prof. Hertha Richter-Appelt, bei der man im Internet nicht lange suchen muß, um in Sachen Gender Mainstreaming die Witterung aufzunehmen. Mit Beda M. Stadler hatte man einen professoralen Atheisten herangekarrt, dazu die Ex-Nonne Majella Lenzen aus der afrikanischen Mission, die sich auf ein Apostolat mit Kondomen verlegt hatte. Besonders unsäglich und proletenhaft gab sich die protestantische Pfarrschw... Hans-Jürgen Meyer. Ein Ex-Priester und eine ehemalige Priestergeliebte sollen auch noch vor Ort gewesen sein, aber deren Themen waren wohl schon durchgepoppt, ehe ich zuschaltete.

Diese Riege konnte sich nun - dramaturgisches business as usual -  wahlweise an der Unmenschlichkeit / Weltfremdheit / Borniertheit / Unehrlichkeit der katholischen Kirche munter gegenseitig bemitleiden / bestärken / bestätigen / abarbeiten, wobei und wozu Liminsky und Schockenhoff immer wieder Stellung beziehen sollten. Vor allem Liminsky kann man zu seinem Mumm, sich diesem Tribunal zu stellen, nur gratulieren, wenngleich auch er dazu neigte, katholische Positionen zunehmend geschmeidig zu formulieren, eine Kunst, die Schockenhoff mit entsprechendem Theologenjargon natürlich sowieso meisterhaft beherrschte.

Fazit: Eine tolle Gelegenheit, wieder einmal Stimmungsmache gegen die Kirche zu treiben, bestens beklatscht von einem irregeleiteten bis dummen Studiopublikum und am Ende mit einem antikirchlichen Uraltwitz von Backes vollstreckt. Bei diesen Veranstaltungen mit vorgezeichnetem Ergebnis sollte man die Mischpoke eigentlich unter sich lassen. Sich daran zu beteiligen, bringt schlicht nichts.

Ite ad Joseph!

 

Nur ein kurzer Nachklang zum gestrigen hohen Fest ... zum einen stieß ich auf ein Zitat des hl. Josefmaria Escriva ... "Ein Lehrmeister des inneren Lebens, ein Arbeiter, der mit Verantwortung sein Werk tut, ein treuer Diener Gottes im steten Umgang mit Jesus: das ist Josef. Ite ad Joseph. Denn von ihm lernt der Christ, was es heißt, ganz für Gott und ganz für die Menschen da zu sein, die Welt zu heiligen" (gefunden hier) ... und andererseits möchte ich nochmals auf die Bruderschaft vom hl. Josef für die Sterbenden aufmerksam machen.

Sonntag, 14. März 2010

Ich wähl doch keinen Grottenolm!

 

In Zollitsch City wurden heute Pfarrgemeinderäte gewählt, also auch in meiner Heimatpfarrei. Eine Weile hatte ich überlegt, ob ich hingehen soll, dann aber davon abgesehen. Daß der Wahlzettel (mit nur einem überzähligen Kandidaten) quasi eine Einheitsliste bildet, kann dabei niemandem zum Vorwurf gemacht werden, solange man sich nicht selber an die Nase faßt.

Das Pfarrgemeinderatsleben ist in Zeiten von Gemeindefusionen und der ganzen Seel & Sorge Einheitsgesellschaft (mbH) sicher kein Zuckerschlecken, und zwischenzeitlich murrt auch Zollitsch City gegen diverse Fortschreibungen diverser Zusammenlegungen. Wie war das noch bei Robbies Wahl zum DBK-Vorsitzenden? Unter anderem habe man ihn auch erkoren, weil Robbie erwiesenermaßen mit Spürsinn und Talent Umbauprozesse glimpflich über die Bühne bringen könne. Noch ist nicht aller Tage Abend ... Doch zurück zum Thema: Wo sich kaum Kandidaten finden, gibt's auch keine allzugroße Auswahl. Ein wenig hätte man freilich schon die Wahl gehabt, schließlich konnte man einzelne Kandidaten mit bis zu drei Stimmen unterstützen und manch andere leer ausgehen lassen.

Wen aber wählen? Meine Gemeinde schickte mir Unterlagen ins Haus: Einen Wahlschein, einen Begleitbrief vom Pfarrer und dem bisherigen PGR-Vorsitzenden plus eine Übersicht zu den Kandidaten, die sich mit der Angabe von Name und Beruf samt Bild begnügte. Und da liegt der Hase im Peffer ... denn etwas mehr hätte ich schon ganz gerne über jene Schwestern und Brüder gewußt, die ich in ein Laiengremium entsenden soll, von dem ich mir im Zweifelsfall ohnehin eher wenig Gutes erwarte. Nicht auszudenken, ich wählte am Ende ausgerechnet so einen Kirchen-von-unten-Grottenolm mit drei Stimmen, alldieweil der auf dem Bild so liebreizend aus der Wäsche äugt, während der Befürworter lateinischer Messen einer schiefen Nase wegen stimmtechnisch in die Röhre guckt. Denn irgendwelche Wahlkriterien muß man ja haben ...

Und also blieb ich dem Wahllokal lieber fern. Die Forderung nach "mehr Demokratie" in der Kirche scheint mir jedenfalls gleich zweimal nicht angemessen, wenn unser ach so toller Gremienkatholizismus nicht mal eine gescheite Kandidatenvorstellung hinbekommt.

Samstag, 13. März 2010

Litanei vom Leiden Jesu - von Kardinal Newman

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"Vom dritten Fastensonntag bis zum Passionssonntag"


Herr, erbarme Dich unser!
Christus, erbarme Dich unser!
Herr, erbarme Dich unser!

Christus, höre uns!
Christus, erhöre uns!

Gott Vater vom Himmel - erbarme Dich unser!
Gott Sohn, Erlöser der Welt -
Gott, Heiliger Geist -
Heilige Dreifaltigkeit, ein einiger Gott -

Jesus - Du ewige Weisheit - erbarme Dich unser!
Jesus - Du fleischgewordenes Wort -
Jesus - gehaßt von der Welt -
Jesus - für dreißig Silberlinge verkauft -
Jesus - der Du in Todesangst Blut geschwitzt hast -
Jesus - von Judas verraten -
Jesus - von den Jüngern verlassen -
Jesus - auf die Wange geschlagen -
Jesus - von falschen Zeugen angeklagt -
Jesus - ins Angesicht gespien -
Jesus - von Petrus verleugnet -
Jesus - von Herodes verspottet -
Jesus - unter Pilatus gegeißelt -
Jesus - dem Barabbas nachgesetzt -
Jesus - mit dem Kreuz beladen -
Jesus - mit Dornen gekrönt -
Jesus - der Kleider beraubt -
Jesus - ans Kreuz genagelt -
Jesus - von den Juden geschmäht -
Jesus - vom Übeltäter verspottet -
Jesus - dessen Seite durchbohrt wurde -
Jesus - den letzten Tropfen Blutes vergießend -
Jesus - verlassen vom Vater -
Jesus - gestorben für unsere Sünden -
Jesus - vom Kreuz abgenommen -
Jesus - ins Grab gelegt -
Jesus - in Herrlichkeit auferstanden -
Jesus - in den Himmel aufgefahren -
Jesus - der uns den Tröster gesandt hat -

Jesus - unser Opfer -
Jesus - unser Mittler -
Jesus - unser Richter -

Sei uns gnädig - verschone uns, o Herr!
Sei uns gnädig - erhöre uns, o Herr!

Von aller Sünde - erlöse uns, o Herr!
Von allem Bösen -
Von Zorn und Haß -
Von Bosheit und Rachsucht -
Von Unglauben und Herzenshärte -
Von Gotteslästerei und Gottesraub -
Von Heuchelei und Habsucht -
Von der Verblendung des Geistes -
Von der Verachtung Deiner Gebote -
Von dem Rückfall in die Sünde -
Von allen Gefahren des Leibes und der Seele -

Wir armen Sünder - wir bitten Dich: erhöre uns!
Daß Du uns verschonest -
Daß Du uns verzeihest -
Daß Du Deine Kirche beschützen wollest -
Daß Du die Deinen segnen wollest -
Daß Du Deine Feinde bekehren wollest -
Daß Du die Wahrheit ausbreiten wollest -
Daß Du den Irrtum zerstören wollest -
Daß Du die falschen Götter vernichten wollest -
Daß Du Deine Auserwählten mehren wollest -
Daß Du die heilgen Seelen im Fegefeuer erlösen wollest -
Daß Du uns zur Zahl Deiner Heiligen zählen wollest -

Lamm Gottes, Du nimmst hinweg die Sünden der Welt -
verschone uns, o Herr!
Lamm Gottes, Du nimmst hinweg die Sünden der Welt -
erhöre uns, o Herr!
Lamm Gottes, Du nimmst hinweg die Sünden der Welt -
erbarme Dich unser, o Herr!

Christus, höre uns!
Christus, erhöre uns!

Herr, erbarme Dich unser!
Christus, erbarme Dich unser!
Herr, erbarme Dich unser!

Wir beten Dich an, Herr Jesus Christus,
und preisen Dich -
denn durch Dein heiliges Kreuz
hast Du die Welt erlöst.

Lasst uns beten!

Gott, Du wurdest für die Erlösung der Welt geboren und beschnitten, verworfen, verraten, mit Stricken gebunden und zum Tode geführt, frechen Blicken preisgegeben, fälschlich angeklagt, gegeißelt und zerfleischt, angespien, mit Dornen gekrönt, beschimpft und geschmäht, gestoßen, mit Ruten gestrichen, entblößt, ans Kreuz genagelt und daran erhöht, unter die Übeltäter gezählt und mit Galle und Essig getränkt, und Deine Seite wurde mit einer Lanze durchbohrt:

Durch Dein hochheiliges Leiden, dessen wir, Deine schuldbeladenen Diener, gedenken, und durch Dein heiliges Kreuz und Deinen gnadenreichen Tod befreie uns von den Peinen der Hölle und geleite uns dorthin, wohin Du den mit Dir gekreuzigten Schächer geführt hast, wo Du mit dem Vater und dem Heiligen Geist lebst und herrschest, Gott von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.

Mittwoch, 10. März 2010

Lektüretipp für Heini Geißler

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Florian hat jüngst Heiner Geißler bei Sandra Maischberger und dabei eine mutmaßlich etwas zwiespältige Haltung des heute leicht welken Ex-CDU-Generalsekretärs zum Apostel Paulus entdeckt: Jesus sei ein Freund der Frauen gewesen und "Paulus schon nicht mehr".

Mensch Heini, oller Herz-Jesu-Marxist, erstmal nachträglich meinerseits alles Gute zum, äh, wievielten Geburtstag noch? Wenn diverse Politzombies solche Wiedergänger-Feten feiern können, dann ist das für mich auch ein Hinweis darauf, daß es so etwas wie die Auferstehung von den Toten eben doch geben könnte ...

Apropos Wiedergänger: Kennste noch den Alfred? Den von Rosenbergs? War auch so ein Vordenker, so wie Du damals in der CDU, nur war die Denke bei Rosenberg nicht schwarz, sondern braun. Na ja, Deine CDU-Vordenke war ja eigentlich eher so etwas rot. Aber irgendwie Gemeinsames gibts zwischen auch beiden Politsauriern schon. Ich geb' Dir da gerne mal 'nen Lektüretipp:


Also das ist das Buch vom Alfred, das von den römischen Dunkelmännern seinerzeit stracks auf den Index gesetzt wurde. Da wird der Alfred Rosenberg so einem Linkskathoholiker wie Dir doch sicher gleich sympathisch, oder? Diese römische Gedankenpolizei, nee, die ist überhaupt nicht Dein Ding, da bin ich mir ziemlich sicher.

Und stell Dir vor: Das braune Regime, für dessen Weltanschauungstamtam der Alfred quasi amtlich zuständig war, will weiland auch schon unzählige Mißbrauchsskandale in der katholischen Kirche aufgedeckt und angeklagt haben. Liegt doch voll auf Deiner Linie ... also vielleicht weniger das Aufdecken, da hängste Dich eher an die Veröffentlichte Meinung (früher nannte man sowas cum grano salis auch mal "Gleichschaltung"), aber das Aufbausch ... sorry: Anklagen.

Aber die Sache kommt noch besser: Der Rosenberg mochte den Paulus auch nicht besonders. Denn der Jesus, ich kann das jetzt nur mal grob durchbürsten, war für Rosenberg sowas wie 'ne besonders heroische Gestalt, der irgendwie was ur-germanisches an sich hatte und zum Glück aus Nazareth kam, weswegen er wahrscheinlich eben doch kein Jude gewesen sein soll. Doch dann muß der Alfred leider feststellen:

"Die große Persönlichkeit Jesu Christi, wie immer sie auch gestaltet gewesen sein mag, wurde gleich nach ihrem Hinscheiden mit allem Wust des vorderasiatischen, des jüdischen und des afrikanischen Lebens überladen und verschmolzen" (Mythus 1.1.3). Und wer war da an vorderster Front bei? Paulus! Denn:

"Die christliche, die alten Lebensformen aufwühlende Strömung erschien dem Pharisäer Saulus vielversprechend und ausnutzbar. Er schloß sich ihr mit plötzlichem Entschluß an und, ausgerüstet mit einem unzähmbaren Fanatismus, predigte er die internationale Weltrevolution gegen das römische Kaiserreich. Seine Lehren bilden bis auf heute trotz aller Rettungsversuche, den jüdischen geistigen Grundstock, gleichsam die talmudistisch-orientalische Seite der römischen, aber auch der lutherischen Kirche" (Mythus ebenda).

Na, Heiner, jetzt weißte ja, warum die Kirche so "frauenfeindlich" ist, oder? Der Paulus ist dran schuld, das haste natürlich glasklar erkannt, und der Alfred sagt Dir jetzt auch, warum: Weil Paulus "gleichsam die talmudistisch-orientalische Seite" in die Sache Jesu reingepfropft hat. Kennste ja, was von den Frauenrechten nach Jesus, der auch Ehebrecherinnen und Sünderinnen zur Umkehr berufen hatte, noch so übrig blieb: Die dürfen in der Synagoge wieder nur auf der Empore hocken und unten bleiben die Männer unter sich und der Gottesdienst fällt aus, wenn nicht genug Männer beieinander sind, selbst wenn weibliche Hundertschaften vor Ort wären ... und so weiter, übel, übel.

Also ich denke, daß das mal ne ganz spannende Begegnung werden könnte, also vielleicht mit Gemeinsamkeiten und dem Weiterspinnen diverser Gedankengänge oder so, wenn Du irgendwann im Jenseits mal den Alfred triffst, wo auch immer ...

Hier schon mal ein paar weitere Gesprächsanregungen aus Alfreds Buch ... zum Beispiel was geradezu Feingeistiges wie das "aristokratischen Geist atmende Johannesevangelium", oder die Betonung des Lebens Christi anstelle dessen Todes (dieser Gedanke steckt übrigens hinter dem Schlagwort vom "positiven Christentum" aus dem braunen Parteiprogramm). Romkritische bis antirömische Altkleidersäcke können sich mit Rosenberg aber auch intensiv über eine "germanische Nationalkirche" unterhalten, in der das Kreuz mit dem ganzen Sühnetodgedöns zugunsten einer Art heroischer Selbsterlösungstheologie abgeschafft wird. Heiner, jetzt streichste einfach mal das "heroisch" dabei raus, und zack ist der Rosenberg garnicht mal so unaktuell ... da haste irgendwie eben doch einen interessanten Bruder im Geiste, oder?

Sonntag, 7. März 2010

Der Drecksladen

 

Nun sind es also schon "Hunderte von Mißbrauchsfällen", wie mir vorhin aus der Glotze entgegenschallte, welche die katholische Kirche in Deutschland zu verantworten habe. Ja ja, das Fernsehen, die Zeitung, die Geißlers und Schnarrenbergers und Heinemänninnen im Lande, alle würgen sie der Kirche ordentlich eins rein ... aber mal ganz ehrlich ... über den Aufbauschjournalismus mancher Medien und dessen Einflüsterer mag ich mich kaum noch ärgern, weil die tatsächlichen Fälle unerträglich genug sind. Das Maß ist voll. Wäre sie nicht Teil der einen, heiligen, katholischen und apostolischen Kirche, streitend, leidend, triumphierend, Teil der Gemeinschaft aus Heiligen und, nun ja, Sündern, wollte ich sie also als menschliche Institution und nur als solche ansehen, ich müßte sagen: Der Verein ist ein Drecksladen.

Und in gewissem Sinne ist er das auch, zumindest das, was sich deutscher - man könnte aber auch sagen: deutschsprachiger - Katholizismus schimpft. Der unsägliche sexuelle Mißbrauch, verantwortet von einer doch sehr überschaubaren Minderheit unter Priestern und Laien, scheint mir nämlich nur die allerhäßlichste aller Fratzen zu sein, die den über weite Strecken erbärmlichen Zustand der kirchlichen Jugendarbeit und generell das kirchliche Leben im Lande bezeichnen.

Diese "Kirche" mit ihrem ganzen fetten Tross an kirchensteuerfinanzierten Posten, Pöstchen und Planstellen, mit ihren Ämtern und Akademien, mit Instituten und Institutionen sonder Zahl, diese "Kirche" verdunkelt allzu oft das Bild Gottes in den Menschen. Oder um beim Thema zu bleiben: in den jungen Seelen, manchmal durch sexuellen Mißbrauch (nochmals: schlimmer geht's kaum), zumeist aber auch, indem sie es überhaupt nicht aufstrahlen läßt.

Man muß sich nur einmal überlegen, daß keine Kirchenverwaltung rund um den Erdkreis über eine ähnliche finanzielle Ausstattung und einen vergleichbaren Apperat verfügt als die katholische Kirche in Deutschland. Was könnte man da alles anstellen! Und was passiert? Bestenfalls spielt man Sozialamt mit Stola, und selbst da wird man zunehmend unglaubwürdig: Die Botschaften hör ich wohl, allein, es fehlt der Glaube ...

Wo aber dieser Glaube noch vorhanden ist, sei es bei Priestern, sei es bei Laien, da kann er schon froh sein, wenn er nicht oberhirtlichst schräg angesehen oder gar sabotiert wird.

Wofür werden Kinder und Jugendliche eigentlich jahrelang durchkatechesiert, wenn sie danach bestenfalls eine schwammige Ahnung vom Glauben der Kirche haben? Wozu ganze Heerscharen dicke bezahlter Apostasie-Beihelfer, ob mit oder ohne Weihe, die von der Schönheit des Glaubens ebensowenig wissen (wollen) wie von dessen Herausforderung? Bei denen der "Glaube" so sehr "die Erde liebt", daß er den Himmel längst vergessen hat und die Hölle leugnet? Wozu eine Kirche, die vor lauter liturgischer Kreativität und Animation das Beten längst verlernt hat? Wozu eine Liturgie, in der die Rhetorik des Betens oft wichtiger scheint als der Inhalt? Wozu das ganze Theater? Dieses ganze hohle Theater!

Vielleicht schließt sich hier der Kreis? Wo alles nur noch pro forma über die Bühne geht (und das gilt leider ebenso für die vermeintlich "gute alte Zeit" wie für die Gegenwart, nur daß sich die Formen gewandelt haben), wo der Glaube schal, die Hoffnung vertrocknet und die Liebe zur Schlagzeile geraten ist, da steht dem Bösen Tür und Tor weit auf. Die Mißbrauchsfälle sind nur ein besonders ekliges Symptom davon.

Sacris solemniis - Zum Fest des hl. Thomas von Aquin



Die Legende will wissen, daß der heilige Thomas von Aquin von gesegneter Leibesfülle gewesen sein soll, mithin also leicht verfressen. Daß sein Gedenktag alter Ordnung (jetzt im Januar) darob ziemlich stetig von der Fastenzeit geschluckt wird, klingt leicht nach Treppenwitz, ist aber dem Todestag des Heiligen geschuldet: Hungers, um entsprechende Mutmaßungen von Anfang an zu ersticken, ist er allerdings nicht gestorben.

Neulich habe ich beim Aufräumen eine schöne Übertragung des Hymnus Sacris solemniis wieder gefunden, die ich mir vor Jahren aus einem Buch abgeschrieben hatte. Wer der Urheber dieser sprachmächtig-poetischen Fassung ist, habe ich leider nicht notiert. Zum Fest des großen Kirchenlehrers möchte ich sie aber der Blogozöse ans Herz legen.

Abendmahl
Basel, Sankt Antonius

Heilige Herrlichkeit, / strahlende Festlichkeit -
und durch die Herzen zieht / jubelnd ein Feierlied;
uraltes Recht vergeht, / neues im Licht ersteht,
Herz, Mund und Hand erwacht / froh aus der dunklen Nacht.

Treu nach der Väter Brauch / feiert der Meister auch
mit Seiner Jünger Zahl / wieder das Ostermahl;
reicht, wie es immer war, / ihnen die Speisen dar;
doch, was da ist und wirkt, / sich noch dem Aug' verbirgt.

Denn, als das Mahl vollbracht, / das nur als Bild gedacht,
schenkt sich das wahre Lamm, / das für den Kreuzesstamm
sich schon bereitet weiß', / wirklich uns hin zur Speis';
und jeder Mund empfängt / ganz, was Gott allen schenkt.

Sterblichen Tröstung war / Er, den die Magd gebar; -
Traurigen Trost der Trank, / der aus der Seite drang;
denn was im Kelche ruht, / ist Christi heilig' Blut:
Es tilgt die Sünde aus; / nehmt nun und trinkt daraus.

Denn so setzt Christus ein, / was bald wird blutig sein,
Opfer am Kreuzespfahl / hüllt er ins Abendmahl
und gibt in dunkler Nacht / Priestern die Wandlungsmacht,
daß sie mit Seinem Tod / retten aus ew'ger Not.

Wovor der Engel kniet, - / was jedes Auge flieht, -
Gott, dem die Sonne weicht, / wird dir im Brot gereicht
und deinen Herren ißt, / der du Sein Knecht nur bist.

Heil'ge Dreieinigkeit! / Hör durch die Dunkelheit
gnädig das Notgebet, / das Dich zur Erde fleht,
und gib, was uns gebricht: / endlich Dein ew'ges Licht.

Amen.

Montag, 1. März 2010

Nabelschau zur Fastenzeit?

 
Christus am Baum des Lebens
Zollitsch City, Turmvorhalle des Münsters

Nach der Abendmesse im Münster von Zollitsch City zog heute ein Plakat meine Aufmerksamkeit auf sich: Fastenpredigten. Immer sonntags, 17 Uhr. Ohne Messe. Interessante Sache, dachte ich mir, und eine hübsche Tradition obendrein. Was wird wohl geboten?

"Moderne" Theologen und sonstige postkonziliare Bildungschristen haben bekanntlich einen Hang zu gemeinhin als hipp erachteten Wortspielereien: Die Reihe Zeichen der Zeit - Zeitzeichen scheint sich irgendwie um die Kirche in der Welt von heute zu drehen, jedenfalls wird wieder mal ordentlich der Konzilsgeist beschworen: "Die Zeichen der Zeit" seien 45 Jahre nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil "für die Kirche Herausforderung, die frohe Botschaft Jesu Christi neu zu entdecken und davon ausgehend der Welt von heute das Evangelium zu verkünden". Und das kann man natürlich gerade zur Fastenzeit ganz toll machen, also Verkündigen und so.

Irgendwie habe ich zwischen "Predigern" wie dem laiisierten Priester Prof. Dr. Otto Hermann Pesch und der "Friedensaktivistin" und fortwährenden Friedensnobelpreisanwärterin Hildegard Goss-Mayr (die Rahner beim Konzil zugearbeitet hatte, was aber keineswegs heißt, es handle sich um noch so ein Rahner-G'schpusi wie die olle Rinser) das Gefühl, daß überwiegend Konzilsachtundsechziger Nabelschau betreiben und natürlich einer Fortschreibung des Konzilsgeistes das Wort reden werden - also jenes Prozesses, der Kirche und Glaube in Wischi und Waschi überführt. Schließlich sagen die "Zeichen der Zeit", daß katholisches Profil nicht besonders gefragt ist. Anpassung tut also Not, arrgiornamento ("Verheutigung") heißt dann faktisch oft kaum anderes, als daß Kirchenvertreter und Theologen den eigenen Glauben zu einem Phänomen (u.a.) zivilgesellschaftlichen Engagements heruntermanipulieren.

Damit sich das Ganze aber nicht ganz zum konziliaren Pflegeheim gerontoriert, verheißt ein Handzettel in quasi humoresken Gleichsprech: "Jeder Predigt vorangestellt ist ein Statement eines Vertreters/einer Vertreterin der jungen Generation, der/die seine/ihre Sicht auf das Thema darstellen wird". Horch, was kommt von draußen rein? Wird doch nicht der bdkj sein?

Nebenbei ... zu welcher Bußfertigkeit sollen mich wohl Predigten unter dem Motto Erfolg - Scheitern. Von der Gnade des Nullpunkts anspornen? Also früher gab's mal die helfende und die heiligmachende Gnade, die gerne auch zu Bußzeiten in den Blick genommen wurden. Mit "Gnade des Nullpunkts" assoziiere ich hingegen eher ein buddhistische Nirvana, oder so ein Animationsgedöns mit Steh-auf-Männchen. Nun gut, ich mag der Sache Unrecht tun, aber im Dunstkreis solcher Sachen wurde einfach schon zu viel preudospiritueller Müll produziert, so daß ich mich schwertue, hier an jene Ausnahme zu glauben, welche die Regel dann doch mal aus den Angeln hebt.