Dienstag, 16. Februar 2010

Klimaschutz auf dem Teller. Oder: Blöde Kuh

 

Seit geraumer Zeit sind Klimaschützer auf die Kuh gekommen: "Das größte Klimaproblem auf dem Teller"  ... wo's nicht überall Klimaprobleme gibt! ... und weiter: rein rechnerisch wirke sich "eine Kuh übers Jahr gesehen für das Klima genau so schädlich aus wie ein PKW mit 14000 km Fahrleistung", rechnen mir die Grünen Gemeinderäte per Amtblatt von Zollitsch-City in diesen Tagen vor. Also: "Der Tipp an klimabewußte VerbraucherInnen, den Fleischkonsum zu reduzieren, ist deshalb nur konsequent".

Was tun, Gutmensch? Den Veggi-Day einführen! Der Wochentag ohne Fleisch! Auf dem Zollitsch-City-Green hat man bereits eine dieser bezaubernd linken Utopien Visionen entworfen. Mit Blick auf kommunale Klimaschutzziele liest sich das so: "Rechnerisch würde ... alleine die erfolgreiche Einführung eines ... Veggi-Days, an dem alle EinwohnerInnen konsequent teilnehmen, dem Minderungsziel eines ganzen Jahres entsprechen!". Nun mögen, so der grüne Wille, städtische "Schulen, Kitas und Kantinen" an einem Tag der Woche auf Fleisch verzichten. Der Rest der Welt Stadt vom Restaurant bis zum Familientisch solle per "Motivation" eingebunden werden.

Tja, liebe Grünen, wenn ihr nicht so scheißsäkularisiert, glaubensentwöhnt und borniert kirchenkritisch bis -feindlich wärt, dann hätte euch ein- oder auffallen können, daß die Kirche einen solchen Veggi-Day bereits seit Jahrhunderten praktiziert. Da muß nicht wieder ein weiteres Zwangbeglückungs-Klimaschutz-Motivations-Konzept her. Da könnte man auch an Traditionen anknüpfen. Ist aber, ich weiß, nicht euer Ding, schon garnicht, wenn die spaßböse, dogmenstarre und lustfeindliche katholische Kirche dahinter steckt. Doch trotzdem und in diesem Sinn: Frohe Freitage! Frohes Fasten!

Montag, 15. Februar 2010

Bußlitanei von Kardinal Newman

 

In einem Büchlein habe ich die folgende Bußlitanei ("Von Quinquagesima bis zur zweiten Fastenwoche") von John Henry Kardinal Newman gefunden. Da sie in die Zeit paßt, gebe ich sie einfach mal weiter ...

Herr, erbarme Dich unser!
Christus, erbarme Dich unser!
Herr, erbarme Dich unser!

Christus, höre uns!
Christus, erhöre uns!

Gott, Vater vom Himmel - erbarme Dich unser!
Gott, Sohn, Erlöser der Welt -
Gott, Heiliger Geist -
Heilige Dreifaltigkeit, ein einiger Gott -

Jesus, Du menschgewordener Gott - erbarme Dich unser!
Jesus, Du Liebhaber der Seelen -
Jesus, Du Erlöser der Sünder -
Jesus, der Du gekommen bist, die Verlorenen zu suchen -
Jesus, der Du 40 Tage und 40 Nächte für sie gefastet hast -

Durch Deine Milde
   gegen den gefallenen Adam - erbarme Dich unser!
Durch Deine Treue
   gegen Noe in der Arche -
Durch Dein Gedenken
   an Lot inmitten der Sünder -
Durch Deine Geduld
   mit den Israeliten in der Wüste -
Durch Dein Verzeihen
   der Schuld Davids, nachdem er bekannt hatte -
Durch Deine Nachsicht
   gegen den gottlosen Achab, als er sich demütigte -
Durch Deine Wiedererhöhung
   des reumütigen Manasse -
Durch Deine Langmut
   gegen die Niniviten, als sie in Sack und Asche Buße taten -
Durch Deinen Segen
   über die Makabäer, die vor der Schlacht fasteten -
Durch Deine Auserwählung
   des heiligen Johannes zu Deinem Vorläufer als Prediger der Buße -
Durch Dein Zeugnis
   für den Zöller, der das Haupt senkte und an seine Brust schlug -
Durch Deine gütige Aufnahme
   des verlorenen Sohnes -
Durch Deine Milde
   gegen die Samariterin -
Durch Deine Herablassung
   gegen Zachäus, die ihn zur Wiedererstattung bewegte -
Durch Dein Mitleid
   mit der beim Ehebruch ertappten Frau -
Durch Deine Liebe
   zu Magdalena, weil sie viel geliebt hat -
Durch Deinen Blick,
   der Petrus zu Tränen der Reue rührte -
Durch Deine gnadenvollen Worte
  zu dem Schächer am Kreuz -

Wir armen Sünder - wir bitten Dich, erhöre uns!
Daß wir uns selbst richten uns so Deinem Gericht entgehen -
Daß wir würdige Früchte der Buße bringen -
Daß die Sünde nicht in unserem sterblichen Leibe herrsche -
Daß wir unser Heil mit Furcht und Zittern wirken -

Lamm Gottes,
Du nimmst hinweg die Sünden der Welt.
   Verschone uns, o Herr!
Lamm Gottes,
Du nimmst hinweg die Sünden der Welt.
   Erhöre uns, o Herr!
Lamm Gottes,
Du nimmst hinweg die Sünden der Welt.
   Erbarme Dich unser!

Christus, höre uns!
Christus, erhöre uns!

Herr, höre unser Gebet.
Und laß unser Rufen zu Dir kommen.

Lasset uns beten! Gewähre, Herr, Deinen Gläubigen Vergebung und Frieden, daß sie von aller Schuld gereinigt werden und ruhigen Geistes Dir dienen - darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn. Amen.

Bild: Jesus heilt die Kranken
Fenster in der Kirche St. Antonius, Basel

Sonntag, 14. Februar 2010

Bild am Sonntag: Quinquagesima

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So, heute war wieder doppelter Einsatz gefragt - zweimal außerordentlich römisch in Basel. Am späten Vormittag um 11.30 in St. Antonius ...

 

Introibo ad altare Dei, ad Deum, qui laetificat iuventutem meam ... mit Pfarrer Gerhard Hauser.


Im Vergleich zur ganz strengen Form, wie sie das Institut Christus König in St. Joseph pflegt (s.u.), ist die Messe in der Antoniuskirche etwas "volkstümlicher". Heißt: Zwischendrin wird auch mal ein deutsches Kirchenlied gesungen. Ebenfalls gesungen, und ebenfalls auf deutsch: Lesung samt Evangelium.


So in etwa stelle ich mir die Messe zu Konzilszeiten vor, ehe die Bugnini-Connection die heilige Liturgie umgekrempelt hat. Wie man übrigens auch sieht, setzt die "tridentinische" Messe keineswegs zwingend Baßgeigen-Schnörkel-Edelkaseln voraus. Diese sähen am Seitenaltar von St. Antonius, deren 1920er-Jahre-Betonarchitektur man wahlweise interessant bis sehenswert (böse Zungen nennen die Kirche auch "Seelensilo") finden mag, auch irgendwie deplaziert aus.


Und ehe jetzt jemand granteln mag, daß dem Meßgewand jedwede spezifische Symbolik abgehe, sei in Erinnerung gerufen, daß auch manch römisches Meßgewand außer liebreizender Floristik und einigen Zierbordüren nicht mehr zu bieten hat. Und noch ein Blick auf die praefatio ...

 

Nach einer Aussetzung feierte Abbé Gerard Trauchessec um 17 Uhr das Hochamt des Instituts Christus König und Hoherpriester in St. Joseph, bei dem ...


... Kanonikus Lenhardt die Predigt hielt und schon einmal auf die nahende Fastenzeit einstimmte. St. Joseph kann man übrigens als eines der eher steltenen Beispiele eines Kirchenbaus im Stil der Neo-Renaissance betrachten, dem man, Gott sei Dank, wesentliches Inventar erhalten hat, wenngleich, Gott sei's geklagt, kombiniert mit einigen nachkonziliaren Einbauten.


Zuletzt noch ein Blick auf meinen "Arbeitsplatz" in St. Joseph: Der Spieltisch einer wunderbar romantisch-orchestral konzipierten Orgel, die in diesem Jahr ihren 106. Geburtstag feiert.

Freitag, 12. Februar 2010

Vom Stöckchen getroffen ... und weitergeworfen!

 

Auch mir ist nun ein Stöckchen zugeflogen, geworfen hat's die Braut des Lammes. Mit wem also würde ich mir gerne die Nacht um die Ohren schlagen? Samt Rotwein.

1. Ein Abend mit Benedikt XVI. wäre natürlich traumhaft. Nebst allerhand liturgica würde mich interessieren, wie der Heilige Vater (Stichwort "konzilsgeistige Kollegialität der Bischöfe") die Situation in den deutschsprachigen Ländern einschätzt, in denen - bis hinauf in die höchsten Ränge der Hierachie - die Stimme Roms oftmals zwar gehört, aber dann kräftig verwässert wird, bis hin zur Sabotage (erinnert irgendwie an Mk 7,6). Wie können wir Katholiken den Vicarius Christi nach dessen eigenem Ermessen tatkräftig unterstützen? Und vielleicht würde Benedikt mit mir zum Abschluß die Komplet in der Fassung des Breviarium Romanum singen?

2. Mit Romano Guardini würde ich mich ebenfalls gerne über Liturgie unterhalten, über das Konzil und den Konzilsgeist und über die Gestalt einer katholischen Weltanschauung in der Gegenwart. Zuvor würde ich ihn gerne in eine Business-as-usual-Abendmesse mitnehmen, ihm dann einige besonders kreative Schnipsel auf Youtube vorführen und ihn nach seiner Meinung fragen.

3. Ich würde gerne den Hochw. Herrn Geistlichen Rat Pfarrer Carl Wilhelm Kistner treffen, der in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts das katholische Leben hier im Stadtteil (ursprünglich ein protestantisches Vorort-Dorf von Zollitsch-City) fast aus dem Nichts aufgebaut hat: Pfarrkirche errichtet, Gemeindesaal gebaut, Kindergarten gegründet, Ordensschwestern hergeholt, jede Menge katholische Vereine ins Leben gerufen, notleidenden Bürgern aus der eigenen Tasche geholfen: Und das alles lange Zeit ohne die Hilfe eines Kaplans im damals arbeiterbewegten "roten" Haslach.

4. Damian de Veuster würde ich zu seiner Heiligsprechung am 11. Oktober vergangenen Jahres gratulieren. Woraus mag er wohl seine Kraft geschöpft haben, um 16 lange Jahre in einer Welt der Hoffnungslosigkeit, umgeben von Leprapatienten und zuletzt selbst von der Krankheit gezeichnet, den Glauben an einen gütigen und liebenden Gott zu bewahren? Was können wir für unser Leben hier mitnehmen?

5. Von Claus Schenk Graf von Stauffenberg würde ich gerne wissen, welches Deutschland er und seine Mitstreiter konkret heraufzuführen gedachten, wäre das Hitler-Attentat geglückt -  wie sollte das "geheime Deutschland" aus dem Geiste Georges praktisch aussehen? Welche Ordnungsfaktoren sollten in ihm greifen? Und wie würde er die Entwicklung und die aktuelle Lage der Bundesrepublik einschätzen?

6. Mit dem Neuköllner Bezirksbürgermeister Heinz Buschkowsky (SPD) würde ich gerne das Problem erörtern, wie man die (mancher-) ortsübliche Multikultikatastrophe noch in den Griff bekommen könnte.

7. Danach - aber wirklich erst danach - würde ich mich über das selbe Thema auch gerne, kein Witz, mit Claudia Roth (Grüne) unterhalten.

8. Charlotte Knobloch würde ich fragen, ob sie nicht denke, daß manche Aktion des Zentralrates der Juden in Deutschland dem Antisemitismus eher Vorschub leistet als ihm entgegenwirkt. Ich würde sie zum institutionalisierten Shoa-Gedenken befragen und gerne mit ihr Impulse finden, wie Erinnerung lebendig gehalten werden kann, ohne in erstarrte Rituale zu münden, die per zivilreligiösem Dogma verordnet werden (müssen). Und außerdem würde ich fragen, wann Pius XII. endlich als "Gerechter unter den Völkern" anerkannt wird - es wäre ein feiner Zug, wenn dies noch vor der Seligsprechung geschehen würde.

9. Mit meiner Lieblings-Sopranistin Renata Tebaldi würde ich gerne einige ihrer Aufnahmen nochmals anhören, sie um die ungeschminkte Wahrheit in Sachen Rivalität mit Maria Callas bitten und Klatsch und Tratsch rund um die Oper austauschen. Und zum Ende würde ich sie bitten, noch einmal, nur für mich, Ebben? ... Ne andrò lontana aus Catalanis La Wally zu singen.

10. Und nach soviel Rotwein, Welt und Kirche, Kunst und Kultur würde ich mir mal wieder mit Robbie (nein, ausnahmsweise nicht der Üblich-Verdächtige), dem Dachdecker, und Guller, dem Kranführer, bei weit mehr als nur einem Bier die Kante geben wollen (auch wenn die Themen moraltheologisch nicht immer ganz einwandfrei sind). Rotweinfreie Zone, aber garantiert!

Wohin nun das Stöckchen weiterwerfen? Ich werfe mal ... und treffe:

Maria - Mutter, Friedenshort,
das Rosenkranz-Atelier
und Gott sei Dank! 

Donnerstag, 11. Februar 2010

Unsere Liebe Frau von Lourdes



Unter den drei großen marianischen Erscheinungsorten der halbwegs jüngeren Vergangenheit, ist, nun ja, Lourdes jener, der mich am meisten fasziniert, vor La Salette, vor Fatima. Und das, obgleich ich mir Lourdes heute als einen grauenhaft kommerzumrankten Wallfahrtsbetrieb vorstelle, angesichts dessen ich mir nicht sicher bin, ob ich überhaupt jemals des Pyrenäen-Städtchen aufsuchen wollte.

Es mag das Menschliche, das allzu Menschliche sein, das mich am Phänomen Lourdes fesselt: Zum einen die Mutter des Herrn, die sich dort als Immaculata Conceptio, als Salus infirmorum und als Regina sacrii Rosarii, als Unbefleckte Empfängnis, Heil der Kranken und Königin des heiligen Rosenkranzes der katholischen Glaubenswelt eingeprägt hat ... hier ist eine Brücke geschlagen vom Heiligsten, Reinsten bis hinab ins Jammertal der Kinder Evas - ein Ereignis, nicht in allzuferner Vergangenheit zu verorten, sondern in einem Gestern, dessen Taktung aber dennoch unserem Lebensgefühl anverwandt ist.

Lourdes steht für mich wie kaum ein anderer Wallfahrtsort für die mystische Inkarnation der Liebe Gottes in Seiner heiligen Mutter, in unserer lieben Frau - eine Inkarnation inmitten aller Erbärmlichkeit, allen Leidens, aller Verzweiflung, aller Hoffnung, die Menschen ergreifen kann.

Ein weiterer Grund, der mich mit Lourdes besonders verbindet, ist Franz Werfels Roman Das Lied von Bernadette, aus dem ich bereits vor geraumer Zeit eine Passage zitiert hatte. Ehe ich das Buch las, lernte ich freilich die Hollywood-Adaption von 1940 mit Jennifer Jones in der Hauptrolle kennen. Als noch halbwegs kleiner Junge war ich Feuer und Flamme für diesen Streifen, und wenngleich ich manche Szene heute aufgrund einer gewissen Mischung aus Melodram und Kitsch belächeln mag, so hat mich dieser Film doch nie mehr losgelassen. Zwei Szenen möchte ich hier einstellen: Einmal jenen Moment, als Bernadette die heilsame Quelle ergräbt und die Heilung lahmen und todgeweiht-fiebrigen Kindes, dessen Mutter das sterbende Kind aus dem Bett reißt, um es in aller Verzweiflung und Hoffnung (siehe oben) in die Quelle zu tauchen: "Nimm ihn, Herr, oder gib ihn mir zurück" (für Eilgucker: Video 2 ab 2:45) - leitmotivisch rundet ein Zitat aus dem Ave Maria Victorias diese (und manch andere anrührende) Szene ab.





Bewegend auch die Reaktion des Kaplans, der zuvor noch am Sterbebett des Kindes stand und von den zweifelnd-verwunderten Ärzten nach seiner Meinung gefragt wird. Dessen lapidares Schlusswort: "Als ich letzte Nacht kam, war es hier sehr dunkel. Nun ist es um um einiges heller".

Sancta Maria!
Mater Dei!
Ora pro nobis
nunc
et in hora mortis nostrae.

Dienstag, 9. Februar 2010

Zuwachs!



Ein Neuzugang ist uns bescheret worden: Magdi liest sich nicht nur, wie es aussieht, eifrig durch die Blogozöse, sondern trägt mit ihrem Blog Maria - Mutter, Friedenshort seit Ende Januar auch selbst ein Stück zu weiterem Wachsen und Gedeihen bei. Herzlich willkommen, frohes Schreiben, Gottes Segen!

Bild: Mariendarstellung in der Liebfrauenkirche
Freiburg-Günterstal

Sonntag, 7. Februar 2010

Sankt Augustinus spricht zur Blogozöse ... *zwinker*


 

Dieser Tage stieß ich in den Kommentaren des hl. Augustinus zu den Psalmen (Enarrationes in Psalmos) auf eine Stelle, bei der ich unweigerlich an unsere Blogozöse denken mußte. Sie ist unter den Erläuterungen zum 121. Psalm zu finden und bezieht sich auf den Eröffnungsvers, den Augustinus, wenn ich der Übersetzung von Hans Urs von Balthasar folgen will, wie folgt gelesen hat: Ich freute mich in denen, die mir sagten: Ins Haus des Herrn werden wir gehen

Bereits in dieser Lesart steckt ein Gedanke drin, der "urtextlicheren" Übersetzungen (Ich bin erfreut, weil sie mir gesagt haben: In das Haus des Herrn werden wir ziehen) eher fremd ist. Augustini Lesart freut sich in jenen, die das sagen - freut sich mithin über seine Zeitgenossen, die ihm solche Kunde brachten: Ins Haus des Herrn werden wir gehen. Die gängigere Lesart bezieht die Freude hingegen ganz auf das Faktum: In das Haus des Herrn werden wir ziehen. Beide Gedanken haben etwas für sich. Also kann man sich nicht nur auf und über die Kirche freuen, sondern auch über seine Mitchristen. Zum Beispiel über jene, denen man Tag um Tag begegnet und die Tag um Tag Zeugnis geben von ihrem eigenen Weg zum letzten und großen Ziel, und sei es nur auf den Seiten ihrer Blogs - womit wir bei der Blogozöse wären. Schön, daß es euch gibt! Von A wie Ad Tiliam bis Z wie Zwischen den Kirchen!

In den weiteren Erläuterung ist mir dann vor allem eine Passage aufgefallen, die sich die Blogozöse, denke ich jedenfalls, als Ermutigung ins Stammbuch schreiben könnte:
"Gegenseitig bereden sie sich,
und wie einzeln entzündet bilden sie zusammen
eine einzige Flamme, 
und die eine Flamme selbst,
entstanden aus dem Wechselgespräch 
der sich Entzündenden,
reißt sie hin zum heiligen Orte,
und ein heiliger Gedanke heiligt sie alle".

Donnerstag, 4. Februar 2010

Zum Fest der hl. Agatha (5. Februar)

 
 

"Agatha, eine in Sizilien von vornehmen Eltern stammende Jungfrau, die sowohl die Bewohner von Palermo wie die von Katania zu den ihrigen zählen, hat in der Verfolgung des Kaisers Dezius zu Katania die Krone eines ruhmvollen Martyriums erlangt. Denn da sie in gleicher Weise wegen des Vorzugs der Schönheit als auch der Keuschheit angesehen war, wurde der Prätor von Sizilien Quintian von Liebe zu ihr erfaßt. Aber da er bei den verschiedenartigen Angriffen auf ihre Schamhaftigkeit Agatha zu seinem Vorhaben nicht hinüberziehen konnte, ließ er sie unter dem Vorwand, daß sie dem christlichen Aberglauben huldige, festnehmen und übergab sie einem Weibe Aphrodisia zur Verführung. Als sie durch das Zusammensein mit Aphrodisia von der Standhaftigkeit in der Übung des christlichen Glaubens und in der Bewahrung der Jungfräulichkeit nicht abgebracht werden konnte, meldete diese dem Quintian, daß sie an Agatha ire Mühe umsonst verschwende. Daher ließ dieser die Jungfrau zu sich kommen und sagte ihr: Schämst du aus einem vornehmen Geschlecht Stammende dich nicht, das erniedrigende und sklavenartige Leben der Christen zu führen? Ihm antwortete Agatha: Viel vornehmer ist der Christen Niedrigkeit und Sklavenleben, als der Reichtum und die Pracht der Könige".

  

"Dadurch in Zorn gebracht, stellte sie der Prätor vor die Wahl, ob sie lieberdie Götter verehren oder sich den heftigsten Peinigungen aussetzen wolle. Aber sie blieb standhaft im Glauben und wurde zunächst ins Gesicht geschlagen und in den Kerker abgeführt. Von dort wurde sie am nächsten Tag herausgebracht und, da sie bei ihrem Vorsatz blieb, mit glühenden Platten auf der Folter gequält; dann wurde ihr die Brust abgetrennt. Angesichts dieser Verwundung wandte sich die Jungfrau an Quintian und sagte: Schämst du dich nicht, an einem weiblichen Wesen das abzureißen, an dem du dich bei der Mutter genährt hast? Bald darauf in den Kerker geworfen, wurde sie in der nächsten Nacht von einem greisen Manne, der sich als Apostel Christi ausgab, geheilt. Wiederum vom Prätor herausgerufen, wurde sie, da sie im Bekenntnis Christi ausharrte, auf spitzen Scherben und auf brennenden Kohlen, die unter sie gelegt wurden, hin und her gedreht".


"In dieser Zeit wurde die Stadt von einem ungeheuren Erdbeben erschüttert; und zwei einstürzende Wände begruben den Silvinus und Falconius, zwei innige Freunde des Prätors. Da deshalb die Bürgerschaft ungeheuer erregt war, ließ Quintian aus Angst vor einem Volksaufstand die halbtote Agatha heimlich in den Kerker zurückführen. Diese betete nun also zu Gott: O Herr, der du mich von Kindheit an beschützt hast, der du mir die Liebe zur Welt abgenommen hast, der du mich stärker gemacht hast als die Peinigungen der Henker, nimm meine Seele auf. In diesem Gebete ging sie zum Himmel ein am 5. Februar; ihr Leib wurde von den Christen bestattet".

 

Stans beata Agatha in medio carceris,
expansis manibus orabat ad Dominum:
Domine Jesu Christe,
magister bone,
gratias tibi ago,
qui me fecisti vincere
tormenta carnificium;
iube me, Domine,
ad tuam immarcescibilem gloriam
feliciter pervenire.

Die selige Agatha stand inmitten des Kerkers
und betete mit ausgebreiteten Armen zum Herrn:
Herr Jesus Christus,
guter Meister,
ich danke Dir,
daß Du mich hast überwinden lassen
die Peinigungen der Henker.
Heiße mich, Herr,
zu Deiner nie verwelkenden Herrlichkeit
glücklich zu gelangen.


Lesungen nach altem Herkommen zur zweiten Nachtstunde 
und Antiphon zum Magnificat
aus dem 
Breviarium Romanum.

Bilder aus der Pfarrkirche St. Agatha
in Horben bei Freiburg.

Dienstag, 2. Februar 2010

Rambo meets Mariä Lichtmeß

 

Nachdem ich zu Mariä Lichtmeß schon den lieben langen Tag einen Sack Kerzen und Grablichter mit mir herumgetragen hatte, verschlug es mich heute Abend in's Münster von Zollitsch City zu einem Kapitelsamt. Zelebrant war der Dompfarrer, bei dessen Predigt im Betulichkeitsjargon ("Rendezvous im Tempel") ich mindestens dreimal in Sekundenschlaf verfiel. Nun gut, daran mag nicht nur der Dompfarrer schuld sein, sondern auch meine Schwäche, abends einfach nicht zeitig in die Heia zu kommen. Aber einige Sachen sind mir bei dieser rituell "ordentlichen" Feier mal wieder aufgefallen, leider eher unangenehm-unordentlich.

Doch von Anfang an. Großer Auftritt! Im Mittelschiff legte die Eingangsprozession einen Stopp ein, dort waren Kerzen zwecks Segnung aufgebaut. Auch ich hatte meinen Sack dort gebunkert. Leider stand die ausführliche Erläuterung mal wieder in keinem Verhältnis zu dem kurzen Segensgebet und den paar Weihwasserspritzern, und irgendwie beschlich und beschleicht mich der Verdacht, daß der Dompfarrer irgendwas unterschlagen hatte. Wenn ich nun Wortklauberei betriebe, dann dürften eigentlich nur jene Kerzen gesegnet worden sein, "die wir in den Händen tragen" (so hieß es auf jeden Fall recht exklusiv im Weihegebet). Meine Kerzen blieben da außen vor, denn die lagen ja immer noch im Sack. Sei's drum, der liebe Gott wird schon ein Auge zudrücken.

Unter Gesang prozessierte man weiter Richtung Chor. Der Bußakt fiel flach. Sobald alle ihre Plätze gefunden hatten, ging's sofort mit dem Gloria aus der Missa de Angelis weiter. Das Alleluja wurde nach dem Evangelium, gelesen vom Diakon in einer absolut schmuckentwöhnten Trevira-Dalmatik, wiederholt, was Stanislaus aber sowas von garantiert goutiert hätte.

Total überraschenderweise wählte der Dompfarrer das zweite Hochgebet (Schon mal gehört?). Bei der Kommunion rammte mir ein hektisch agierender Domkapitular den Leib des Herrn gegen die obere Zahnreihe: Rambo meets Mariä Lichtmeß, sag' ich da jetzt mal zu. Also eigentlich sollte es kein allzu großes Problem sein, die heilge Seelenspeise einem knieenden Empfänger wohlgemessen auf die Zunge zu legen ... aber vielleicht hatte der arme Kapitular nur Angst, ich könnte nach der Hostie schnappen und / oder ihn in den Finger beißen wollen.

Zum Glück für meinen domkatapultierenden domkapitularen Spender gibt es ja Zeitgenossen, die aus Überzeugung die Hostie auf die Hand empfangen. Zum Beispiel unser DBK-Vorsitzender, der dieser Messe inmitten seines Metropolitankapitels folgte und sich mit allen Kapitularen plus zwei Weihbischöfen in die klerikale Kommunionschlange einreihte. Warum auch selber zelebrieren? Wenn man abends doch sowieso zum Kapitelsamt verdonnert ist? Aber Hand auf's Herz: Von Robbie hätte ich eigentlich erwartet, daß er täglich die Messe feiert. Andererseits ... warum sollte ich das ausgerechnet von Soli-Robbie erwarten? Und überhaupt ... warum feiert der Dompfarrer das Amt, wenn sich drei Bischöfe in ihren Chorstühlen rumdrücken?

Den Schlußsegen gabs dann vom seitlichen Priestersitz aus. Vielleicht habe ich da wieder irgendeine Reform verpennt, daß man das heute so macht oder so. In meiner Nachkonzilsjugend rückten die Zelebranten wenigstens nochmals dem Altar auf die Pelle. Freilich - dieses verklotzte Fresse-zum-Pöbel-Möbel (Tschuldigung, das ist mir jetzt so rausgerutscht, ich meinte natürlich "Volksaltar"), das vor einiger Zeit ins Münster gewuchtet wurde und dessen ikeamäßige Drumrumstehleuchter noch viel billiger als weiland aussehen, seit man über die ganze mißratene Ensemblerei ein romanisches Triumphkreuz gehängt hat, also bei diesem Dings kann ich fast verstehen, daß der Dompfarrer beim Rendezvous im Tempel mit Robbie und Co. lieber locker vor'm Hocker den Segen erteilt.

Montag, 1. Februar 2010

La vergine del angeli

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Nein, Leonora plant in Verdis La forza del destino keineswegs eine Karriere als "Päpstin", als sie sich nach zwei vorangegangenen Akten und mit jeder Menge Chaos auf dem Buckel als Jüngling verkleidet ins Kloster schleicht. Vielmehr will sie ein büßend Eremitendasein führen (was sie recht gut durchhält, bis die Oper und Leonora mithin gleichfalls - sozusagen gattungstypisch - ihr Ende findet). Besagter zweiter Akt endet mit einer Preghiera an die allerseligste Jungfrau, La vergine del angeli, und dem Segen des Paters Guardian. Mit von der Partie ist hier als Leonora die grandiose Renata Tebaldi, die heute 88 Jahre alt geworden wäre, wozu ein Tebaldianer wie meinereiner natürlich herzlich gratuliert !!!



Außerdem ist das auch, denkt sich der Tebaldianer in mir, ein schöner Vorklang zum Fest Mariä Lichtmeß ...