Samstag, 18. Juli 2009

Es lebe das geheime Deutschland!

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Heute vor einer Woche war ich, wie bereits angedeutet, zu Gast auf einem Symposion im Offiziersheim der Graf-Stauffenberg-Kaserne in Sigmaringen: "Es lebe das geheime Deutschland! - Claus Schenk Graf von Stauffenberg - Person, Tat, Rezeption". Mit dem Titel ist die Vielfalt der gebotenen Referate ganz gut umrissen. Ein Beitrag hatte mich ganz besonders interessiert. Br. Jakobus Kaffanke O.S.B, ein der Beuroner Benediktinerabtei zugehöriger Einsiedler, stellte "Die religiöse Entwicklung von Claus Schenk Graf von Stauffenberg" dar. Für den Benediktiner gehört die "religiöse Sozialisation innerhalb der katholischen Kirche" zu jenen wichtigen Beweggründen, die in den Widerstand des 20. Juli und damit 1944 zur Operation "Walküre" samt Attentat auf Hitler mündeten.


Manches aus dem Referat läßt sich en passent in der Stauffenberg-Biographie von Peter Hoffmann nachlesen. Hier einige Hinweise auf Stauffenbergs Religiosität:

  • Religion gehörte bei den Stauffenbergs zum Alltag, entsprechend wurden die Kinder erzogen. Vom kleinen Claus sind einige kindliche Sätze zu Glaubensthemen überliefert.

  • Als Wehrmachtsangehöriger (heute würde man Zeitsoldat sagen) besuchte er Garnisonsgottesdienste und Kirchen, trug ferner ein Kreuz um den Hals.

  • Er heiratete kirchlich und ließ seine Kinder katholisch taufen.

Kaffanke O.S.B. sieht darin Belege, daß Stauffenberg in "natürlicher und selbstverständlicher Weise seinen Glauben gelebt hat" und sieht im Leben des Widerstandkämpfers nicht nur ein eingehendes Interesse an sozialen und geschichtlichen, sondern auch an religiösen Zusammenhängen. Interessant sind zudem vor allem einige Daten aus der unmittelbaren Zeit vor der Operation Walküre.

  • So suchte Stauffenberg 1944 nicht nur Hitler auf dessen Berghof auf dem Obersalzberg auf, sondern nahm bei dieser Gelegenheit auch an der Fronleichnamsprozession in Berchtesgaden teil.

  • Im Juli 1944 suchte Stauffenberg den Berliner Bischof Konrad Graf von Preysing auf. Dieser konnte ihm für sein Vorhaben zwar nicht "den Segen der Kirche", aber zumindest "seinen persönlichen Segen" geben.

  • Stauffenberg begründete seinen Handlungsspielraum mit dem Satz, es bliebe ihm nur noch "der Mord aus christlicher Verantwortung".

  • Am Abend vor dem Hitler-Attentat ließ Stauffenberg vor einer Kirche in Dahlem seinen Wagen anhalten. Er hielt sich eine Weile in der Kirche auf, in der soeben Andacht gehalten wurde, und setzte darauf seine Fahrt fort.

Franz Halder, Generaloberst der Wehrmacht bis 1942 und Gegner von Hitler, bezeichnete Stauffenberg übrigens als eine "tief in der Verantwortung vor Gott verwurzelte Herrennatur".

In einem zweiten Teil versuchte Kaffanke O.S.B., den "Mythos des geheimen Deutschland", welchen Stauffenberg aus der engen Bindung an Stefan George und dessen Kreis als Erbe mit ins Leben genommen hatte, auch als ein "religiöses Grundmuster" zu deuten. Dieser Versuch schien mir gescheitert, auch, weil der Referent sich für meinen Geschmack zu sehr in ein nebulöses Theologendeutsch flüchtete.

1 Kommentar:

Nikodemus hat gesagt…
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