Donnerstag, 9. Juli 2009

Lebendig tot?

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Das Leben als Pensionär kann ziemlich popelig sein. Vor allem für 75-jährige katholische Priester in der Schweiz - ab und zu eine Aushilfe hier, ab und zu eine Messe da, selber "gestalten" läßt sich dabei wahrscheinlich groß nix, denn schließlich sind Priester in nicht wenigen eidgenössischen Pfarreien zur Messe zwischenzeitlich nur noch die Handlanger der Gemeindeleiterlaien und dürfen kaum mehr als über das "heilige Brot" den "Einsetzungsbericht" deklamieren.

So stellt man sich zumindest das Leben eines pensionierten Hochwürden in Buochs (Kanton Nidwalden) vor, der behäbig durch die verbliebenen Tage seines Lebens dappert. Die Zufriedenheitskurve geht eher nach unten, scheint's ...


Abwechslungshalber hat der Geistliche kürzlich an einem Sonntag seinen eigenen Beerdigungsgottesdienst gefeiert, mit Sarg, mit Kerzen, und beinahe auch mit Todesanzeigen, deren Veröffentlichung die Presse allerdings ablehnte. Was den Pfarrer dazu trieb, wird nicht ganz klar. In einem auch auf Youtube zu findenden Interview ist mal die Rede davon, daß der Tod heute zu sehr verdrängt würde (der große metaphysische Hintergedanke also), dann läßt Hochwürden aber durchblicken, daß er nichts davon hat, wenn sich erst um seinen Sarg die Menschen in größerer Zahl versammeln (was eher nach zunehmender Vereinsamung klingt).

Überhaupt, der Mann hinterläßt einen zweispältigen Eindruck: irgendwo scheint er zwischen Vaticanum-II-Revoluzzer und müder Verweltlichung stecken geblieben zu sein und findet nicht mehr heraus. Auf die Frage, ob er sich heute nochmals für das Priestertum entscheiden würde, kann sich Hochwürden auch vorstellen, gegebenenfalls Pastoralassistent zu werden. Ein Rückblick auf ein erfülltes Lebenswerk klingt irgendwie anders. Irgendwie tut mir der Mann leid ... das Youtube-Video findet sich hier.


Nachtrag: Vor Ort wird der Geistliche auch als "Halleluja-Pfarrer" gehandelt ...

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