Donnerstag, 1. Oktober 2009

Unverbindlichkeit im Angebot




Derzeit besuche ich eine Katechesereihe zur Eschatologie, die unter dem Motto Schluss mit lustig? Christsein im Angesicht der "letzten Dinge" von Dominikanern gehalten wird. Die Brüder laden alle zwei Wochen zu einem rund einstündigen Vortrag samt Aussprache. Der Zyklus hub an mit der Katechese "Deckel zu, dann ist Ruh?" - der Tod und fand gestern mit dem Thema "Ich will so bleiben, wie ich bin?" - die Auferstehung des Fleisches seine Fortsetzung. Die nächsten vier Abende widmen sich Gericht, Fegfeuer, Hölle und Himmel.

Man darf es den Dominikanern ruhig anrechnen, daß sie diese Themen ansprechen; im Rahmen der üblichen Kumbajah-Verkündigung fällt schließlich manch Unbequemes unter den berüchtigten Tisch des Wortes. Andererseits scheinen mir die Abende - soweit man das bislang sagen kann - bezeichnend für das, was ich hier mal Unverbindlichkeit im Angebot nennen möchte.

Ich würde zum Beispiel erwarten, daß in diesen Katechesen deutlich die Lehre der Kirche umrissen und - ohne daß die Sache in theologische Vorlesungen ausartet - zumindest ansatzweise begründet und meinethalben dann auch auf dem Hintergrund anderer theologischer Entwürfe diskutiert wird. Statt dessen aber sieht sich der Hörer mit vielfältigen Ausführungen konfrontiert, die den jeweiligen Themenschwerpunkt von dieser und von jener Seite beleuchten - was die Kirche glaubt, was allgemeine theologische Reflexion oder vielleicht auch nur die persönliche Meinung des Predigerbruders ist, bleibt dabei oft nebulös. Was nutzen mir Katechesen, wenn ich hinterher doch wieder zur Schmaus-Dogmatik greifen muß, um nachzulesen, was nun Sache ist? Ich gehe schließlich nicht hin, um aufregende Neuigkeiten zu erfahren, sondern weil ich hoffe, daß eine lebendige Verkündigung all das aus der Besenkammer des Alltagsglaubens wieder ins aktuelle Licht meiner Lebenswirklichkeit rückt, wovon ich denke, daß es die Lehre der Kirche ist (auf deren Erfahrungsschatz und Kompetenz ich mich immer noch lieber verlasse als auf Einfälle der neueren Universitätstheologie). Schmaus hin, Schmaus her: Glaube, der lebendig macht, kommt eben doch gerne vom (Zu-)hören bei glaubwürdigen Zeugen und erst dann vom Nachlesen in einem muffeligen Buch (meine Ausgabe muffelt tatsächlich irgendwie, muß an der unterprächtigen Papierqualität liegen).

Natürlich kann man einwenden, daß die Kirche bei der Eschatologie selber stellenweise im Nebel stochert - aber umso wichtiger wäre es doch, wenigstens jene Lampen an Glaubenssätzen deutlich zum Strahlen zu bringen, die etwas Orientierung bieten. So aber geht man nach Hause, im besten Fall schlau als wie zuvor, aber nicht wirklich aufgeweckt, im weniger guten Fall eher etwas irritiert, im schlechtesten Fall desorientiert. Das kann's nicht sein.

Um das zuletzt an einem Beispiel zu illustrieren: Der erste Vortrag kam auf die Frage nach der Vorbereitung auf den Tod zu sprechen, und der Dominikaner brachte die Vorstellung einer ars moriendi ins Spiel, einer Lebenskunst, die man mit Blick auf den eigenen Tod und zu dessen Vorbereitung pflegen könnte. Schön gesagt. Als dann die Frage kam, wie heute eine solche ars moriendi aussehen könnte, kam aber keine gescheite Auskunft. Im Auditorium dachte jemand an das Sterben von Johannes Paul II., aber das dürfte kaum allgemeinkompatibel sein. Dabei liegt die Antwort nahe: Zur ars moriendi des Christseins im Angesicht der letzten Dinge gehört der Empfang der Sakramente oder der Versuch, ein geistliches Leben zu führen. Selbst der zweite Teil jedes Ave-Maria ist - nicht zuletzt - die Einübung einer ars moriendi: jetzt und in der Stunde unseres Todes.

Keine Kommentare: