Ist es also doch nichts mit der "Herrlichkeit",
die wir nach Johannes,
nach den Propheten, nach der heiligen Liturgie
an Weihnachten und Epiphanie schauen sollen?
Was ist das für eine Herrlichkeit?
Eine Höhle auf dem Felde, eine Krippe,
ein kleines schreiendes Kind, ein paar arme Leute:
Maria, Joseph, die Hirten!
Das ist doch wahrhaft menschlich genug!
Und trotzdem sagt Johannes, der untrügliche Evangelist:
"Der Logos wurde Fleisch,
und wir schauten seine Herrlichkeit!"
Wir müssen also offenbar unser Denken umstellen!
Bei Herrlichkeit sehen wir Glanz, Pracht, Majestät,
Lichterfülle vor uns, oder wir denken an die
unendliche Entrücktheit des göttlichen Lichtes der Ewigkeit,
das wir uns im Grunde aber auch in menschlichen Maßstäben
und in irdischen Farben ausmalen als etwas unendlich
Großartiges, Machtvolles, Geheimnisdunkles,
als tiefste Weisheit und Wissenschaft.
Gottes Herrlichkeit ist aber etwas ganz Anderes,
unendlich Tieferes und Feineres, alle
Macht und Weisheit Überragendes.
Paulus hat uns darüber belehrt, indem er den Korinthern,
welche die Herrlichkeit der Weisheit und Gnosis suchten, schrieb:
"Der Logos vom Kreuz ist denen, die verloren gehen, Torheit,
denen aber, die gerettet werden, uns, ist er
eine Macht Gottes ..."
Auch Paulus redet Weisheit, aber
"nicht die Weisheit dieses Aions noch der Fürsten dieses
Aions, die zugrunde gehen. Sondern wir reden Gottes
Mysterienweisheit, die verborgene, die Gott
vor den Aionen zu unserer Herrlichkeit vorherbestimmt
hat; die keiner der Fürsten dieses Aions erkannt hat.
Denn wenn sie sie erkannt hätten, dann hätten sie nicht
den Kyrios der Herrlichkeit gekreuzigt.
(Odo Casel OSB)
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