Donnerstag, 23. Juni 2011

Wie glosendes Dynamit - Fronleichnam

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"... Monate tiefster Unruhe und Zerissenheit waren darauf gefolgt. Das Wissen um das Sein Gottes wühlte die beiden bis in den Grund ihres Gewissens auf, und manchmal kämpfte Uljan mit Verzweiflung und Trotz gegen seine bessere Erkenntnis, denn wenn sein neues Erkennen auf Wahrheit beruhte, dann war sein Weg auch falsch gewesen, und so wie zerteilte Wolken in der Nacht ein grausames Mondlicht mit einem Male über die Fluren scheinen lassen, so plötzlich übersah er die ganze Wirklichkeit von Horizont zu Horizont.
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Manchmal kam am Abend Barrikadka zu ihm, saß am Fensterbrett, während draußen die Autos lärmten und die Lichtreklamen hin und her zuckten. Schräg gegenüber leuchtete es rot: "Das Gesündeste ist das Lachen!" Diese Welt draußen war ihm und ihr nun gleichgültig geworden. Mehr als das - fremd und fast feindlich. Sie hatten ein größeres Geheimnis zusammen: ihre Liebe. Und dann noch ein größeres: Gott! Ihre Liebe zueinander war wie ein ruhiger, großer Strom, aber Gott war wie glosendes Dynamit, Gott war hineingeschleuderte Unruhe, Gott ließ sie nicht ruhig denken, nicht ruhig leben, nicht ruhig schlafen in dieser gottlosen Welt. Er beherrschte ihre Gespräche ..."

(aus meiner derzeitigen Lektüre
Der gefallene Engel oder Moskau 1997
von Erik von Kuehnelt-Leddihn)

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