Mittwoch, 14. September 2011

... ob dem Erdball glutend schwebt am Himmel hoch das heilige Kreuz ...

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Allmächtiger, o hehre Majestät, Gott Sabaoth,
erhabner Herr, der hohen Himmelskräfte Schöpfer,
des Weltalls Bildner, Christus auch, der Menschen Heil:
Du bist mein Ruhm und meine Kraft, Du all mein Licht und Gut,
Du bist der König, Lehrer, Lenker, teurer Meister,
Du bist der Hirte, der uns führt, der Schafe sichrer Hort.
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Du bist mein Heil, mein heiliger Schöpfer, mein Erlöser;
Du Führer, Weg, Du Licht und Leben, Lohn und Himmelstür;
Du Stimme, Geist und Wort, Du aller Tugendfrüchte Stamm -
Dir weih ich stets und jetztund auch mein armes Wort!
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Dir redet mein Gemüt, Dir meines Herzens tiefste Not.
Was meine Zunge, meine Hand und meine Lippe betet,
was ein gebeugtes Herz, ein redlich Tun, ein heilges Wollen -
es ist Dein: Dein Lob, Dein Lied, o milder Herre Christ!
Dir huldigt, Herr, zerknirscht und fröhlich doch mein ganzes Sein
und spricht, vor Deinem Kreuze hingeworfen, dies Gebet:
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Laß Deines Frühlings Knospe, Deines Altars Gabe,
laß dies Herz Dich lieben!
Nur diesen Brand entfach, nur diese Inbrunst
schüre meiner Seele!
Nur dies laß Durst und Hunger mir und
unnennbare Sehnsucht sein!
Nur dies, daß Du mich mild umfängst,
mich armen Knecht,
der sich zum Opfer ganz Dir weiht -
Dir, guter Jesus!
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So nimm mich denn! Und Deines Kreuzes bittre Seelennot
soll mich verzehren, Deine Schmerzen kühlen meine Fleischeslust
und lenken meinen frevlen Sinn und meinen stolzen Zorn entwaffnen!
Nur milder Sanftmut Worte leg hinein und Friede meinem Geist,
auf daß ich würdig vor Dir wandle!
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Bald zuckt Dein Blitz vom hohen Wolkenkamm. Im Feuerwagen
fährst Du einher zum Weltgericht, im Wetterschein die Bösen zittern.
Sturm und Posaunenschall - und ob dem Erdball glutend schwebt
am Himmel hoch das heilige Kreuz, Dein großes Zeichen.
Dann, Herr, mög dieses Kreuz mich wahren vor der Hölle Brand!
Dann, mildes Gotteslamm, beschütze Deinen frommen Sänger,
des Herz und Mund und Hand allzeit Dein Gnadenzeichen ehrte,
des Lebens eingedenk, das ihm aus solchem Opfer strömt!
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Und jetzt schon, milder Herr, durch der Erlösung schönes Zeichen
gib Ruhe mir ins Herz! So hofft und fleht zu Dir Rabanus,
der alles glaubt, was Du verheißen, in froher Kindeszuversicht.
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So steig denn hin, o heilges Kreuz, in Himmel hoch entschwebe!
Und ewig gelte dir mein Gruß, du hehres Wunderzeichen!
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aus dem Traktat De Laudibus Sancte Crucis
des Rabanus Maurus;
deutsch von Otto Karrer

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