Donnerstag, 15. September 2011

... so nimm die Seele auf ins Paradies zu dir!

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Kirche St. Mauritius - Oberbergen im Kaiserstuhl
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Mein Bauchgefühl hat heute gegen die Liturgie rebelliert, genauer: Gegen die Kombination aus Magnificat-Antiphon und dem Canticum selbst ...
Oppressit me dolor, et facies meae intumuit a fletu, et palpebrae meae caligaverunt.
Überwältigt hat mich das Leid, angeschwollen war mein Antlitz vom Weinen, umhüllt meine Augen von Finsternis.
Das Kontrastprogramm zum Magnificat ... oder vielleicht doch eine "Antiphon", eine "Gegenstimme" im wahrsten Sinn des Wortes?
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Das Reich Gottes beginnt und wächst (besser: will beginnen und wachsen) in uns und in der Zeit, vollendet und entfaltet wird es aber erst in der Ewigkeit. Bis dahin stehen wir in einem ungeheuren Spannungsfeld. Einen Tag ist uns nach Jubeln zumute, den nächsten fragen wir uns, wie der "gute" Gott dies oder jenes zulassen kann. Wir sind hin- und hergerissen zwischen Gnade und Sünde, Niederlagen und guten Vorsätzen, dem kleinen Erdenglück und den großen Katastrophen der Menschheit. Einmal stehen wir unter dem Kreuz, ein andermal erzählt uns ein Engel vom leeren Grab. Manchmal spüren wir die Nähe Gottes, dann scheint er uns wieder entzogen. Mir möchten jubeln vor Freude und schreien vor Schmerz.
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Maria hat all das mitgemacht - unseretwegen. Heute sehen wir sie in der Nähe von Gethsemane, am Rand der Menge beim Hin und Her zwischen den Hohepriestern, Pilatus und Herodes, sehen sie dem Richtzug folgen nach Golgatha und stehen unter dem Kreuz.
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Vor einiger Zeit habe ich ein Glasfenster entdeckt - Mariä Himmelfahrt. Es zeigt, finde ich zumindest, nicht die künftige Himmelskönigin, die da emporgehoben wird, sondern die Schmerzensmutter, die magna Mater dolorosa, an der sich nun die Verheißungen des Magnificat erfüllen.
Fac me cruce custodiri, / Morte Christi praemuniri, / Confoveri gratia. / Quando corpus morietur, / Fac ut animae donetur / Paradisi gloria.
Gegen aller Feinde Stürmen / soll mich Christi Kreuz beschirmen, / sei die Gnade mein Panier! / Deckt des Grabes düstre Höhle / meinen Leib, so nimm die Seele / auf ins Paradies zu dir!

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