Montag, 2. Mai 2011

Des Rätsels Lösung

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Nein, nicht um Pfingsten ging es, sondern um diese ausnehmend schöne Dame:




Gar manches sich auf dieser Welt ganz anders als der Schein verhält! Es war höchst hinterhältig, ich gestehe! Und hoffe, daß mich nun darob niemand rädern oder sonstwie martern möchte. Das Szenario, für dessen Bestimmung ich einen Preis ausgelobt hatte, ist natürlich nicht das Pfingstfest. Ein Pfingsten mit sieben bemützten Aposteln plus Maria wäre ikonographisch doch etwas ungewöhnlich. Das Glasfenster zeigt eine Szene frommer Überlieferung zum Leben der hl. Katherina von Alexandrien. Die Legenda Aurea berichtet, Kaier Maxentius habe die fünfzig weisesten Männer seiner Reichs aufgeboten, um der renitenten Katherina das Christentum auszureden. Ein Auszug:
"Nun sprachen die Meister, es sei unmöglich, daß Gott Mensch werde und leide; da erwies ihnen die Jungfrau, daß solches sogar von den Heiden vorausgesagt worden sei. (...) So stritt die Jungfrau weise mit den Meistern und widerlegte sie mit einsichtigen Gründen (...). Da entbrannte der Kaiser gegen sie mit großem Zorn und begann sie zu schelten, da sie sich von einem Weibe besiegen ließen".



Diesen Disput stellt das Glasfenster dar. Die Taube über Katherina symbolisiert dabei in der Tat den Heiligen Geist; überdies ist denkbar, daß ein weiteres von der Legende überkommenes Moment der Heiligenvita angedeutet werden soll: Denn später, Katherina ward in den Hungerkerker geworfen, habe eine weiße Taube vom Himmel die Heilige "mit himmlischer Speise" gestärkt. Statt fünfzig Weisen zeigt das Fenster freilich nur sieben. Bedenkt man jedoch, daß die Sieben im Mittelalter als Zahl der Fülle angesehen wurde, so stehen die sieben Weisen wahrscheinlich nicht nur stellvertretend für die Vollzahl der Fünfzig, sondern sogar für die Fülle "heidnischer" Weltweisheit, die von Katherina im Glauben niedergerungen wurde.
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Leider hat keiner das Motiv richtig identifiziert. Der Preis wandert demnächst in ein neues Rätsel - es wird, versprochen, einfacher (vielleicht steigt dann auch die Beteiligung, einige haben wohl den Braten gerochen).
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Katherina wird übrigens als ausnehmend schöne Jungfrau überliefert. Da verpassen mittelalterliche Glaskünstler einer Heiligen schon mal ein trägerloses Oberkleid mit angedeuteter Wespentaille, was jeder Laufstegmieze heute Konkurrenz machen könnte, siehe das Bild oben. Beide Glasmalereien stammen aus dem Münster von Zollitsch City.

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