Donnerstag, 7. Juli 2011

Zu vielgestaltig, um perfekt zu sein - PID

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Was haben die mutmaßlich nicht ganz unbekannten Unionsabgeordneten Michael Glos, Peter Hintze, Eckart von Klaeden, Ursula von der Leyen, Ruprecht Polenz, Wolfgang Schäuble und Erika Steinbach mit 63 weiteren Fraktionskollegen ebenso gemeinsam wie beispielswegen mit den Sozialdemokraten Sebastian Edathy, Hubertus Heil, Johannes Kahrs, Karl Lauterbach, Peer Steinbrück, Frank Walter Steinmeier, Wolfgang Tiefensee, Dieter Wiefelspütz und Brigitte Zypries? Was verbindet sie mit den fast geschlossen gleich abstimmenden Liberalen, mit den Linken Gregor Gysi, Gesine Lötzsch und Sahra Wagenknecht und mit Krista Sager, Hans Christian Ströbele und Jürgen Trittin von den Grünen? Sie haben für den von Ulrike Flach (FDP), Peter Hintze (CDU/CSU), Dr. Carola Reimann (SPD), Dr. Petra Sitte (Die Linke), Jerzy Montag (Bündnis 90/Die Grünen) und anderen eingebrachten Gesetzentwurf zur Regelung der Präimplantationsdiagnostik gestimmt - für jene Vorlage, welche die PID "in engen Grenzen" erlaubt und welche laut Ulrike Flach "keinen Dammbruch" darstelle. 
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Wie im einzelnen abgestimmt wurde, kann übrigens hier eindeutig nachvollzogen werden; wobei zu beachten ist, daß unter die ablehnenden Teilnehmer auch jene 58 Abgeordnete gerechnet werden müssen, die für eine noch freizügigere Anwendung plädiert haben - dies wurde bekanntlich, neben der Forderung nach einem totalen Verbot, in einem weiteren Antrag, der auch vom Unionsabgeordneten Norbert Lammert eingebracht worden war, auch zur Wahl gestellt.
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Kein Dammbruch? Stimmt, die Dämme sind sowieso schon längst gebrochen. Und im Namen der Humanität und des Fortschritts und der Salamitaktik wird der Lebensschutz und die herausfordernde Verantwortung, das Eintreten und die Sorge für den eben nicht perfekten Menschen auch weiterhin ausgehöhlt werden. Die Schöpfung, das Leben, der Mensch ist nämlich zu vielgestaltig, um immer "perfekt" zu sein.
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Ich habe hohen Respekt vor Eltern, die ein "behindertes" Kind großziehen. Ich will nicht behaupten zu wissen oder gar beurteilen zu können, mit welchen schwersten Herausforderungen das verbunden ist. Ich weiß nur eines: Jedes Leben muß angenommen werden, wie es ist, bedingungslos, ohne Vorsortierung, ohne PID. Heute wurde das Gegenteil beschlossen. Nach der bereits bestehenden Möglichkeit zur Spätabtreibung kann - in engem Rahmen und "nur" bei künstlicher Befruchtung, all diese vermeintlichen Einschränkungen hin oder her - in einem weiteren Feld bestimmt werden, ob ein Mensch des Lebens wert ist oder nicht. Welche Felder werden unter dieser Fragestellung wohl als nächstes bearbeitet werden?
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Zufällig habe ich gerade gestern während einer Bahnfahrt zwei "geistig behinderte" Kinder beobachtet, die, wie viele andere "normale" Kinder auch, im Zug herumtollten. Sie gingen mir, ehrlich gesagt, irgendwann ziemlich auf die Nerven. Auf dem Hintergrund der heutigen Entscheidung würde ich ihr Getrampel, ihre Freude, ihr Lachen aber nicht vermissen wollen. Denn es war Zeichen und Fülle des Lebens.

Nachtrag Von der Bischofskonferenz würde ich mir mal wieder wünschen, daß die Entwicklung nicht nur bedauert, sondern klar verurteilt wird.

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