Montag, 10. August 2009

Lectiones liturgicae: "Schätze, die nie altern"

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"Die Kirche ... reicht nicht nur über alle nationalen Grenzen der Gegenwart hinweg, sie ersteckt sich auch von Beginn der Welt bis zu ihrem Ende, vom büßenden Adam und vom gerechten Abel bis zum letzten Heiligen am Abschluß der Weltzeit. Sie alle beten mit, arbeiten mit am Aufbau des liturgischen Dienstes.

Es gibt Zeiten, in denen das liturgische Gebet lebendig wächst und sprudelt, wo das Leben aus dem Geiste Christi und der Gemeinschaft so stark ist, daß es sich kräftigen, künstlerisch schönen Ausdruck schafft. Solcherart waren besonders die ersten Jahrhunderte der Kirche. Es gibt andere Zeiten, die ärmer sind an so frischem Leben. Solche Zeiten müssen die überlieferten Güter wahren, hegen und weitergeben.

Jedenfalls ist es kein "Historizismus", wenn die Kirche an der altüberlieferten Form des Gottesdienstes festhält; im Gegenteil ergibt sich ihre Liebe zur Tradition aus ihrem Wesen, aus der oben geschilderten überzeitlichen Persönlichkeit der Kirche, die in gewissem Sinne an der Ewigkeit des Gottmenschen teilhat. Die Kirche ist nicht von Gestern, daß sie in ewigem Wechsel immer Neues bringen müßte, sie besitzt Schätze, die nie altern.

Deshalb ist sie traditionsfreudig. Mag es Menschen, Eintagswesen, geben, die das Alte nicht mehr schätzen - sie kann warten. Andere Geschlechter werden kommen, die ihr für ihren Konservatismus Dank wissen".

Odo Casel OSB: Der heilige Tag der Kirche (Auszug) in: Casel OSB: Das christliche Kultmysterium. Regensburg 1935, p. 142.


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