Montag, 31. August 2009

Kettensägenmassaker?

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Das katholische Bauwesen geht manchmal seltsame Wege. Ich hätte, nur so als Beispiel, nie gedacht, welchen ästhetischen Reiz ich einer drögen 70er-Jahre-Buntglasbausteineinbauwand plötzlich abgewinnen kann, wenn nur der Restraum einer Kapelle hinreichend "bewusst auf das Wesentliche reduziert" wird, wie in der Katholischen Akademie von Zollitsch City vor geraumer Zeit geschehen ... na ja, die Wohnstatt Gottes unter den Akademikern hier vor Ort war seit Einweihung der Akademie noch nie der Brüller. Vielleicht läßt sich mit den Hockern jetzt ganz passabel Reise ins himmlische Jerusalem spielen, so ist das Gottesvolk mal wieder ganzheitlich unterwegs, was zwischen Kirchenbänken ja eher unlustig sein dürfte. Das Tabernakulum ist übrigens links im Bild rudimentär zu sehen, variantenreicherweise dreht hier ein Teil besagten Gottesvolkes dem Herrn den Rücken zu. Und das Kreuz? Nun denn, da steht irgendwo eine Radskulptur an die Wand gelehnt rum, die dann irgendwie die Kreuzessymbolik abstrahlt.

Nicht, daß jetzt einer denkt, in Zollitsch City fänden sich nur solche Kapellen. Anverwandtes gibts natürlich auch "traditioneller", mit Stehkreuz, wie im Margarete-Ruckmich-Haus. Teile der Ausstattung, etwa das Altardings und das Lesepult, erhielten ihre besondere künstlerische Ausstrahlung unter Einsatz einer Kettensäge. Mit dem Lampenkreisverkehr an der Decke und den abstrahierenden Glasfenstern, die aus der Ferne wie Bildschirme mit Bildstörung wirken, erinnert mich diese Kapelle immer etwas an die Kommandobrücke von Raumschiff Enterprise. Ich wäre jedenfalls nicht überrascht, wenn hinter der "Holzwand mit den Wunden" unvermittelt Mister Spock auftauchen würde. Mit einer Kettensäge.

Es geht auch aber auch anders: Wie in Lenzkirch. Dreißig Jahre sind zwischen den Schwarzwaldtannen durchs Land gezogen, bis die Sehnsucht nach der vormals bildergestürmten Wärme so groß war, daß man - unter dem Motto "Sankt Nikolaus soll wieder ein Schmuckstück werden" - nun die alten Seitenältäre und manch anderes Objekt in die Kirche zurückholen möchte. Sogar der farblichen Neukonzeption des Chorraumes kann ich etwas abgewinnen (wenn's denn schon konzilsgeistkonform sein muß) ...

1 Kommentar:

Bee hat gesagt…

Ohweih, manchmal geht unsere alte Kirche mir ja echt auf den Senkel... mehr im Winter, wenn die Gemeinde in den Bänken steht als würde sie zu einer Polarexpedition in Kürze aufbrechen... aber wenn ich das sehe finde ich das garnicht mehr so schlimm.