Donnerstag, 6. August 2009

Verklärung: Petrus patzt rum

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Was für ein Tag! Erst schleppt Jesus den Petrus, den Jakobus und den Johannes auf einen "hohen Berg" (der Aufstieg war sicher kein Zuckerschlecken), und dann solche Aussichten: Verklärung! Der Himmel zieht sämtliche Register: Plötzlich sind Elias und Moses zugegen, dazu eine Stimme aus den Wolken: "Das ist mein geliebter Sohn" (Punkt) ... "Auf ihn sollt ihr hören" (Punkt).

Ehe sich jedoch die Stimme zu Wort meldete, hatte Petrus einen jener Pläne, die man als Griff ins Klo bezeichnen kann: Drei Hütten bauen! Na toll. Ich stelle mir das vergleichshalber so vor: Barak Obama (den ich übrigens keineswegs für einen Messias halte) kreuzt überraschend mit Abraham Lincoln und George Washington in meinem Vorgarten auf. Und mir fiele dann nichts Besseres ein ... als: "Hi guys, was für eine Überraschung! Wartet mal, ich hol den Grill aus'm Keller und leg drei T-Bone-Steaks auf".

Oder soll ich drei Hütten bauen, eine für Barak, eine für Abraham und eine für George? So 'ne Schnapsidee ...

Die Heilige Schrift entschuldigt Petrus. Wie die beiden anderen Jünger sei er ziemlich verwirrt gewesen und "vor Furcht ganz benommen". Verwirrt wäre zugebenermaßen auch ich, stünde Barak Obama in meinem Vorgarten, ob mit oder ohne Lincoln, Washington und mirakulöser lightshow.

Nehmen wir mal an, das ZDF hätte den event vom Tabor (wo sich diese Sache Jesu zugetragen haben soll) mitverfolgt und am Abend im heute journal groß damit aufgemacht: "Neues Wunder von Jesus" oder so. Natürlich hätte man einen bedeutenden Theologen gebeten, die Angelegenheit zu kommentieren. Da kommt dann einer, den nennen wir jetzt einfach mal King Kong. Herr Kong hält also seine Fr.... ähh sein Antlitz in die Kamera und klärt fachkompetent auf (unten am Bildrand steht natürlich als Berufsbezeichnung "Kirchenkritiker").

Was würde Kong - und Konsorten - zum petrinischen Drei-Hütten-Bauprogramm sagen? Ich stelle mir das vergleichshalber so vor (hier könnte man sich vielleicht einen leicht schweizerischen Akzent denken, der Fettdruck spiegelt die Prosodie, der Konsonant p ist dabei mit Aspiration besonders zu betonen): "Da sieht man einmal mehr, wie Petrus als der erste Papst in einer fundamental dichten theologischen Situation und Herausforderung auf ganzer Linie versagt. Dieses Versagen wird sich durch die gesamte Kirchengeschichte weiter verfolgen lassen" ("bis hin zu mir" ... aber das denkt sich Kong natürlich nur).

Später wird Kong noch betonen, daß man die Stimme aus der Wolke - "Auf ihn sollt ihr hören (Punkt)" - nicht exklusiv verstehen dürfe, da schließlich jeder Kulturkreis seinen jeweils eigenen ernst zu nehmenden Beitrag zur Gestaltung irgendeines Weltethos oder so leiste etc. etc. blabla.

Na dann: Petrus hat rumgepatzt, und in seiner Nachfolge patzen auch die Päpste immer wieder rum - gerade auch in dichten theologischen Situationen und Herausforderungen. Unfehlbar?

Was dabei übersehen wird: Mag ja sein, daß Petrus mit seiner Idee, dem Jesus, dem Moses und dem Elias je eine Hütte zu bauen, einen recht grottigen Einfall hatte. Aber ehe der spätere erste Papst damit anfangen konnte, irgendwelche unsinnigen Bruchbuden zusammen zu zimmern, griff die Stimme von oben ein und rückte die Sache gerade. Hier gehts nicht um eine dämliche homestory mit drei Hütten, sondern um die Beglaubigung der Gottessohnschaft Jesu: "Das ist mein geliebter Sohn" (Punkt) ... "Auf ihn sollt ihr hören" (Punkt) ...

Das hat dann auch Petrus kapiert, ebenso wie Johannes und Jakobus. Deswegen hat Jesus seinen Eingeweihten auch vorerst verboten, die Sache gleich an die große Glocke zu hängen. Wahrscheinlich hätten die Juden sofort eine Revolte gegen die Römer angezettelt. Schließlich hat man nicht alle Tages Gottes geliebten Sohn in der ersten Reihe.

Kong & Co. aber können getrost (?) zur Kenntnis nehmen: Wenn das Schifflein Petri Gefahr läuft, das theologisch Wesentliche aus dem Blick zu verlieren und irgendeinen Unsinn zusammen zu zimmern, dann greift zuvor Gott ein und rückt die Sache gerade, damit der Dampfer auf dem rechten Kurs bleibt.

2 Kommentare:

Elsa Laska hat gesagt…

Petrus wollte drei Hütten bauen, weil es gerade jüdisches Laubhüttenfest war, meine ich noch irgendwo gelesen zu haben, was aber dem Artikel natürlich nichts von seiner Vergnüglichkeit nimmt.

Pro Spe Salutis hat gesagt…

Tatsächlich findet sich diese Annahme in der exegetischen Literatur. Das könnte Petri Idee erklären (obwohl man in verwirrtem und furchtsamem Zustand oft keine klaren Gedanken fassen kann). Freilich ändert das - Laubhüttenfest hin oder her - nichts dran, daß drei Hütten hier schlicht nicht gefragt waren. ;-)