Oberried liegt in einem der Ausläufer des Dreisamtales und birgt weite Teile des kulturellen Erbes Deutschlands. Zumindest auf Mikrofilmen, die man behördlicherseits dort in einem alten Bergwerksstollen bunkert. Zentrum der Gemeinde, die vor allem aus Weilern und einzelnen Schwarzwaldhöfen besteht, ist die Pfarr- und Wallfahrtskirche Mariä Krönung, ehemals Klosterkirche der Wilhelmiten und später - nachdem die Wilhelmiten zu Oberried im 18. Jahrhundert der Abtei St. Blasien eingegliedert worden waren - der Benediktiner.
Das Patrozinium läßt auf eine Marienwallfahrt schließen, stammt aber noch aus den Zeiten der Klostergründung. Ziel der Wallfahrt ist das "wundertätige Kreuz", um das der Volksglaube mache fromme Legende ersonnen hat: Eine Variante der Herkunft erzählt, das Kreuz sei den Rhein aufwärts getrieben, bis es ein Knecht und ein Mägdelein aus dem Wasser zogen, einer Kuh aufbanden und zum nächsten Pfarrhaus trotteten, um den Geistlichen um Rat zu fragen, was sie mit dem großen Kruzifix anstellen sollten. Vor dem Pfarrhaus war das Tier aber nicht zur Ruhe zu bringen und der Pfarrer riet, die Kuh laufen zu lassen, wohin sie wolle. Und so sei das Kreuz zu den Wilhelmiten gekommen.
Der Schöpfer des Kreuzes gab sich viel Mühe, den Gekreuzigten möglichst lebensecht darzustellen. Haare und Bart sind daher aus echtem Menschenhaar. Es würde langsam wachsen, erzählt eine andere Legende, und wenn es eines Tages lang genug wäre, gehe die Welt unter. Gut "gewachsen" ist auch, recht im Bild oben, der Palmstock, der heute bereits die Kirche schmückte; eine - wie hierzulande üblich - farbenfrohe Kombination aus Grünzeug und Krepp-Papier.
Ikonographisch sehr ungewöhnlich ist das Altarblatt des Hochaltares: Es zeigt Gott Vater mit den Herzen Jesu und Mariae. Laut Kirchenführer geht das Motiv auf Visionen der Schwester Maria Euphemia Dorer zurück, die im 18. Jahrhundert dem Ursulinen-Kloster von Zollitsch City vorstand. Deren Kirche war bereits dem Herzen Jesu geweiht, das Bild von Oberried (größer durch Anklicken) ist ein weitere Zeuge für die Ausbreitung der Andachten zu den heiligsten Herzen Jesu und Mariä im süddeutschen Raum.
Ebenfalls nicht ganz üblich ist die Weide hinter dem ehemaligen Kloster. Wo man üblicherweise Schwarzwaldkühe, Schafe oder Geislein erwarten würde, grasen (und ich hoffe, daß mich meine zoologischen Kenntnisse jetzt nicht ganz im Stich lassen) Alpakas, irgendwie passend zu peruanischen Partnergemeinde der Pfarre Mariä Krönung ...
Und ein weiterer pius Pelikan ...
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