Sonntag, 3. April 2011

Laetare ecclesia - Kirche zum Freuen!

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... et satiemini ab uberibus consolationis ...
(Einzugsgesang zum vierten Fastensonntag)
Basel, St. Anton, 3. April 2011


In St. Anton findet das Gesangbuch Salve Regina Verwendung, eine der etwas besseren Eigengewächse traditionsfreudiger Katholiken - eine Art musikalische Gulaschkanone für's außerordentlich römische Fußvolk. Ehe im Sonntagsamt nun der Introitus angestimmt wird, ist es üblich, ein oder zwei Strophen eines deutschen Kirchenlieds zu singen, und ich habe bereits seit einigen Tagen hin- und herüberlegt, was sich aus dem Salve Regina für einen Sonntag wie Laetare herauskitzeln läßt. Irgendwann habe ich mir den Schott gekrallt und die Texte, die mir eigentlich vertraut sind (oder besser: sein sollten), nochmals näher angesehen. Am Ende stand die Wahl fest: Zwei Strophen Ein Haus voll Glorie schauet


Denn wenn es im Meßformular dieses Sonntages um Eines geht, dann um das Thema Kirche. Kirche satt! Der Introitus ist da natürlich ein Klassiker ... "Freue dich, Jerusalem! Strömt alle zusammen, die ihr es liebt" (Jes 66,10) ... ein Ruf also, und ist nicht genau dies die Bedeutung des Wortes ekklesía - die "Herausgerufene"? Die Antwort hält der Introitus-Psalm parat: "Wie freute ich mich, da man mir sagte: Wir ziehen zum Hause des Herrn" (Ps 121). In der Lesung (Gal 4, 22-31) spricht Paulus von den beiden Testamenten: "Jenes Jerusalem aber, das von oben stammt, ist frei, und das ist unsere Mutter". Klar, die Kirche, wer auch sonst? Die Zwischengesänge spinnen die Gedanken des Introitus weiter, das Evangelium (Joh 6, 1-15) berichtet vom Brotwunder am See von Tiberias. Damit stoßen die Texte zur Eucharistie als dem sakramentalen Zeichen der Einheit der Kirche vor. Das sind die "heiligen Gaben", von denen das Schlußgebet spricht und von denen wir "fort und fort satt werden". Und wo können wir uns sättigen? In "Jerusalem, gebaut als festgefügte Stadt, wohin die Stämme hinaufziehen, die Stämme des Herrn, den Namen des Herrn zu preisen" (Ps 121, 3-4). 


Wenn die heilige Liturgie so von der Kirche spricht wie in den Texten dieser Messe, dann ist dies übrigens mehr als eine, sagen wir mal, soziologische Beschreibung. Dann ist dies mystische Vergegenwärtigung, so wie in jeder Heiligen Messe das Kreuzesopfer in unserem Raum, in unserer Zeit, in unserem Leben gegenwärtig wird. Dieser Sonntag Laetare ist wie eine Art Kirchweihfest - aber wir feiern kein Gebäude aus Stein, sondern die Kirche als geistliche und sinnliche Gemeinschaft des in der Heiligung lebenden und fortschreitenden Gottesvolkes, trotz aller menschlichen Schwächen der streitenden Kirche: Denn "so ist der Herr rings um sein Volk, von nun an bis in Ewigkeit" (Ps 124, 2). Wie die Seele die Wesensform des Leibes ist, so ist Christus die Wesensform der Kirche. Wir dürfen dabei sein, durch Ihn, mit Ihm und in Ihm - im Hause des Herrn geborgen! 


Die Bemerkung kann ich mir jetzt leider nicht verkneifen, daß wir dazu ebenso wenig ein Theoprofmemo brauchen wie nölige Wisiki-Invektiven, einen weltethischen Kirchenklimagipfel oder den minzgrünen Super-Gau.

1 Kommentar:

wrtlx hat gesagt…

Ein Haus voll Glorie schauet.
Great choice! wie der Lateiner sagt.
Je länger man drüber nachdenkt, desto eindeutiger und klarer wird die Sache. Nur drauf kommen muss man erst mal.
Das Haus voll Glorie steht ab nun im lit. Notizbuch für laetare.
Danke.